Neue digitale Technik Unkrauthacke fährt autonom übers Feld

Kamp-Lintfort · Auf dem Biolandhof Frohnenbruch in Hoerstgen ist eine neue Maishacke im Einsatz. Gesteuert wird sie digital mithilfe von GPS und Kameras. In ganz Europa sei diese Technik erst auf sechs Höfen im Einsatz.

 Die Hightech-Hackmaschine im Einsatz. Fasst der Treckerfahrer dabei ins Lenkrad oder bremst, schaltet sich die automatische Steuerung aus.

Die Hightech-Hackmaschine im Einsatz. Fasst der Treckerfahrer dabei ins Lenkrad oder bremst, schaltet sich die automatische Steuerung aus.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Autonomes Fahren ist auch in der Landwirtschaft ein Thema. Auf dem Biolandhof Frohnenbruch wird es bereits umgesetzt. Er setzt eine mithilfe von GPS- und Kameras autonom gesteuerte Maishacke ein. „Wir sind einer von sechs Höfen europaweit, die diese Technologie anwenden und testen“, freut sich Klaus Bird.

Eine Getreidehacke hat der staatlich geprüfte Landwirt bereits seit zwei Jahren im Einsatz. Diese lockert zwischen den Weizen- oder Roggenreihen das Unkraut, das zu Boden fällt und vertrocknet. Diese Hacke ist drei Meter breit, vor dem Traktor angebracht und mit einer Kamera gesteuert. „Dieses System kann man aber nicht auf das Maishacken übertragen“, sagt der 54 Jahre alte Hoerstgener. „Man kommt nicht immer nah genug an die Pflanzen heran. Gleichzeitig kann man nicht immer den richtigen Abstand halten.“

So waren Biolandwirt André Hußmann, dessen Hof in Zitterhuck zwischen Geldern-Kapellen und Issum liegt, und Bird sofort begeistert, als sie 2018 von ihrem Landmaschinenhändler Carl Postertz aus Grefrath hörten, eine Maishacke sei in der Entwicklung, die über zwei Kameras und GPS gesteuert wird, um jede Sekunde den optimalen Abstand zu suchen. Sie sprachen sich ab. Der Biolandhof Frohnenbruch kaufte eine kameragesteuerte Maishacke, die auch bei André Hußmann und anderen Biolandwirten zum Einsatz kommen kann.

Die digitale Technologie „Row Sense“ stammt vom Landtechnikunternehmen John Deere aus Mannheim, die Maishacke „Chopstar“ vom Landmaschinenunternehmen Einböck aus Oberösterreich, dessen Schwerpunkt die ökologische Landwirtschaft ist. Die GPS-Steuerung hat sich bereits bei den Navigationsgeräten in Autos etabliert hat, hat in der Landwirtschaft aber viel genauer zu sein.

„Alles muss auf Zentimeter genau laufen, nicht wie bei Navis in Autos auf Meter“, sagt Paul Bird. Der staatlich geprüfte Agrarbetriebswirt, Sohn von Klaus Bird sitzt im Traktor, an dem die eine Kamera befestigt ist sowie die Maishacke, an der sich die andere Kamera befindet. „Die beiden Kameras haben miteinander zu kommunizieren“, sagt der 23 Jahre alte Hoerstgener. „Dazu hat dieses digitale System mit dem mechanischen System, dem Maishacker, zu kommunizieren. So kommt die Hacke immer nah an die Pflanzen heran, beschädigt sie aber nicht.“

Diese Systeme miteinander zu synchronisieren, war bei der Entwicklung die große Herausforderung. Paul Bird hält sie für gelungen. „Im letzten Jahr waren wir mit einer rein mechanischen Maishacke unterwegs“, berichtet der junge Landwirt. „Diese war drei Meter breit und vierreihig. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei sechs Stundenkilometer. Die neue Hacke ist sechs Meter breit und achtreihig. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei zwölf Stundenkilometern. So schaffe ich in gleicher Zeit die vierfache Fläche. Weniger Unkraut bleibt stehen. Und die Nährstoffe, vor allem Stickstoff, stehen den Pflanzen besser zur Verfügung.“

Beim kameragesteuerten Maishacken sitzt er im Traktor, lenkt aber nicht, weil dieser auf dem Acker über Kameras und GPS ferngesteuert ist. „Wenn ich auf die Bremse trete oder ins Lenkrad fasse, ist die Fernsteuerung sofort beendet“, erzählt. Regelmäßig telefoniert er mit John Deere in Mannheim, um die Erfahrungen aus der Praxis weiterzugeben. „Das neue System ist ein Quantensprung“, sagt er. „Gleichzeitig hat es noch viel Luft nach oben. Es wird sich in den nächsten Jahren weiterentwickeln.“

Zurzeit ist er zu mehreren Biolandwirten am Niederrhein unterwegs, um dort die kameragesteuerte Maishacke einzusetzen. „Inklusive Traktor haben wir 160.000 Euro investiert“, erzählt er. „Wir können die Maishacke auf unserem Hof nur einige Tage im Jahr einsetzen, von Ende April bis Anfang Juli. Wenn der Mais einen halben Meter hoch ist, ist die Einsatzzeit vorbei. Für uns rechnet sich die Investition nur, wenn wir die kameragesteuerte Maishacke auch bei anderen einsetzen. Zurzeit ist sie sehr gefragt.“

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