Kamp-Lintfort Bau von Heimen wird schwieriger

Kamp-Lintfort · Mit dem demografischen Wandel steigt auch der Bedarf nach Pflegeplätzen.

 Christian Schlebusch beim Spaziergang mit zwei Bewohnerinnen.

Christian Schlebusch beim Spaziergang mit zwei Bewohnerinnen.

Foto: kdi

Das Caritas Seniorenzentrum St. Josef in Kamp-Lintfort ist mit seinen 80 Betten zur Zeit gut belegt. "Wir haben hier eine super Auslastung, fast täglich bekommen wir neue Anfragen", sagt Christian Schlebusch, stellvertretender Pflegedienstleiter des Seniorenzentrums. Alleine auf der Warteliste stehen weitere 30 Pflegebedürftige, die dringend einen Platz brauchen. Auch in Zukunft wird die Nachfrage nach einem Pflegeplatz stetig größer werden. Um pflegebedürftigen Menschen weiterhin ein sicheres und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, müssen daher neue Pflegeplätze geschaffen werden.

Doch dabei gibt es ein großes Problem. "Wir brauchen viel mehr Pflegeplätze, aber die Landesregierung verhindert den Bau von neuen Altersheimen", erklärte Henric Peeters, Geschäftsführer des Caritasverbands Moers-Xanten. Damit ist das neue Altenpflegerecht gemeint, das ab Januar 2015 in Kraft treten wird. Denn bis vor kurzem war die Finanzierung von Altersheimen noch anders geregelt. Der Träger eines Altenheims bekam eine Kapitalverzinsung von vier Prozent. Dass dieser Prozentsatz für die aktuelle wirtschaftliche Lage zu hoch gegriffen ist, ist Peeters bewusst. Doch eine Umstellung auf ein Prozent mache den Bau neuer Altersheime für die Caritas und auch für andere Verbände unmöglich. Die Landesregierung setzt viel mehr auf quartierbezogene Pflege wie Alterswohngemeinschaften und Hilfen innerhalb der Familie. Dem Modell der Landesregierung tritt Peeters jedoch kritisch entgegen. "Wir leben immer zurückgezogener, da funktioniert eine Nachbarschaftshilfe nicht mehr", sagt Peeters. Zwar unterstütze auch er die ambulante Pflege, doch diese habe auch irgendwann ein Ende. Nicht jede Familie könne zeitlich und körperlich den Bedürfnissen der Senioren nachgehen. Ein weiteres finanzielles Problem wird in Zukunft die Investitionskosten betreffen, die momentan noch durch eine Pauschale pro Person geregelt ist. Diese beinhalten Neuerungen wie Betten, Tische oder auch mal die Reparatur von einem Wasserrohrbruch. Zukünftig wird es jedoch so sein, dass man dieses Geld nicht mehr sparen kann, sondern es in einem gewissen Zeitraum ausgeben muss - ansonsten verfällt dieses Geld.

Info Alleine im Kreis Wesel leben momentan 3000 Menschen, die über 90 Jahre alt sind. Diese Zahl wird sich in den nächsten Jahren durch den demografischen Wandel verdreifachen. Somit wird auch der Pflegebedarf in den nächsten Jahren zunehmen.

(anli)
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