Kamp-Lintfort Ausstellung: Erinnerungen und Heiliges ideenreich verpacken

Kamp-Lintfort · Das Museum Kloster Kamp zeigt in einer Ausstellung Behältnisse, die von Künstlern geformt wurden, um darin Kostbarkeiten aufzubewahren. Außerdem sind zwei Reliquiengefäße zu sehen.

Menschen haben unterschiedliche Methoden, Kostbarkeiten, Gefühle und Erinnerungen zu erhalten, die ihnen "unheimlich wichtig" sind. Vor zwei Jahren schrieb der St.-Patrokli-Dombauverein in Soest zusammen mit dem Erzbistum Paderborn einen Wettbewerb für Künstler aus, Behältnisse zu formen, in denen man etwas "unheimlich Wichtiges" aufbewahren kann. Die besten neun Arbeiten aus diesem Wettbewerb sind jetzt im Museum Kloster Kamp zu sehen. "Heiliges verpacken - Reliquiengefäße fürs Heute" heißt die Ausstellung.

Acht Künstler nähern sich dem Thema von ganz verschiedenen Seiten und mit ganz unterschiedlichen Ideen. Barbara Schmitz-Becker hat aus Federn und Rinde eine Wolke hergestellt, eine "Cloud", wie sie im Internet-Zeitalter heißt. Diese Wolke sieht wie ein übergroßer Kokon einer Seidenraupe aus. An einer Seite ist sie offen.

"Ein Goldschatz passt dort nicht hinein", sagt die 46-jährige Künstlerin aus Nettetal. "Aber heute ist das Kostbare die freie Zeit, die Zeit, die man mit das Familie und Freunden verbringen kann. Glück und Emotionen lassen sich nicht fassen, darin ähnlicher einer Wolke." Theresa Thiering hat ein Behältnis gefertigt, das auch im Mittelalter ein Gefäß für Reliquien hätte sein können, also für Überreste von Heiligen oder Dingen, mit denen diese in Kontakt waren. Die 36-jährige Goldschmiedin fertigte aus Silber und Bronze, die sie mit der Koftgari-Oberflächentechnik darauf aufbrachte, eine Dose mit Deckel. Auf den Deckel setzte sie einen Bergkristall, den sie mit vier Händen umgab. "Nähe ist unser letztes Heiligtum", sagt die Künstlerin aus Köln. "Hände schützen und wärmen. Der Bergkristall ist wie eine Lupe und vergrößert die Nähe."

Wie diese beiden Künstlerinnen fasst beispielsweise auch Klaus Becker das Immaterielle als das Kostbare und Heilige auf, die Seele, die er das Unbedingte nennt. Der 58-jährige aus Anröchte hat Schilf, Blätter und Wachs, "totes Material", wie er sagt, in eine Skulptur verwandelt. "Es geht um die Grenze zwischen Leben und Tod und wie sich beide bedingen", sagt der Künstler, der seinem Werk den Namen "Bedingtes - Unbedingtes" gegeben hat.

Zu den neun Werken der Künstler hat Museumsleiter Peter Hahnen Reliquiengefäße aus Kamp-Lintforts Kirchenschatz gestellt. Das eine ist ein vergoldetes Schaugefäß aus Kamp von 1878. Es enthält zwei gekreuzte Holzstücke, die als Splitter des Kreuzes Jesu verehrt werden. "Für solch eine Kostbarkeit sind sie sehr groß gehalten", sagt Hahnen, der die Echtheit anzweifelt. "Außerdem fehlt eine offizielle Beglaubigung." Das könnte bei einem zweiten Reliquiar anders sein: Winzig und klein sind die Kreuzsplitter darin. Das Schaustück kam 1957 in die Stadt und landete über Umwegen bei Hahnen: "Ich erzählte Dieter Dormann von der Saalhoffer Bruderschaft von der geplanten Ausstellung. Er gab mir den Tipp, dass er als Knirps dieses Reliquiar gesehen hat. Dann habe ich es mit dem Küster im Tresor der Kirche von St. Josef gesucht und gefunden."

Es liege eine Echtheitsurkunde bei, die vom Bischof Tarcisius Benedetti aus Rom unterschrieben sei. "Beide Reliquiengefäße wurden noch nie in einer Ausstellung gezeigt. Wir bringen mit der Ausstellung also Geschichte und Gegenwart zusammen", sagt Peter Hahnen.

(got)
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