Altsiedlung in Kamp-Lintfort Kolonie-Charakter ist wieder Streitthema

Kamp-Lintfort · Die Gestaltungssatzung wird in der Altsiedlung aktuell heiß diskutiert. Bürger beschweren sich über städtische Kontrollen. Die SPD will Klarheit schaffen und schlägt eine Informationsveranstaltung für die Anwohner vor. Was die Hintergründe sind.

 Die Altsiedlung gilt als eine der größten Bergbau-Kolonien in Deutschland.

Die Altsiedlung gilt als eine der größten Bergbau-Kolonien in Deutschland.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Die Diskussion um die Gestaltungssatzung in der Altsiedlung nimmt an Fahrt auf. Nachdem die Christdemokraten Ende Januar beantragt hatten, die Satzung in der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung am 14. Februar auf den Prüfstand zu stellen, meldet sich nun die SPD mit einem eigenen Antrag zu Wort. Da sich die Beschwerden der Anwohner über die Gestaltungsvorgaben der Satzung, über städtischen Kontrollen und Aufforderungen zum Rückbau offenbar häufen, soll die Stadtverwaltung zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung über die Gestaltungssatzung und die aktuelle Vorgehensweise bei der Ahndung von Verstößen einladen.

Anlass für die aktuelle Diskussion über Kontrollen und Rückbau-Forderungen ist ein Gerichtsurteil, dem die Stadt folgen müsse – erklärte Bürgermeister Christoph Landscheidt auf Anfrage unsere Zeitung am Donnerstag. Die Stadt werde darüber in der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung am Dienstag, 14. Februar, umfassend berichten und die Anwohner in einer Veranstaltung informieren. Damit würde die Kamp-Lintforter Stadtspitze dem SPD-Antrag folgen. Darin betonen die Sozialdemokraten die Bedeutung der Altsiedlung als größte noch erhaltene Bergbaukolonie Deutschlands. „Dieses Alleinstellungsmerkmal ist dabei nicht nur prägend für das Stadtbild, sondern bildet auch einen Anziehungspunkt, der weit über unsere Region hinaus reicht“, heißt es in einer Mitteilung.

Der erfolgreiche Erhalt des Koloniecharakters sei dabei maßgeblich auf die in den 1980er Jahren eingeführte Gestaltungssatzung in der Altsiedlung zurückzuführen, so die SPD. Die Satzung betrachte jedoch nicht nur den Erhalt des historischen Koloniecharakters. Sie solle auch den Eigentümern die in diesem Rahmen größtmögliche Freiheit bei der Gestaltung ihres Zuhauses geben. „Diese Lösung wurde seinerzeit bewusst getroffen, um die Anwohner vor einer weitaus stringenteren Lösung durch den Denkmalschutz zu bewahren“, betonen die Sozialdemokraten weiter. Dieser Geist werde bis heute fortgeführt und habe in den vergangenen Jahren immer wieder zu Anpassungen der Satzung geführt, um aktuellen Entwicklungen und Anforderungen an eine lebenswertes Zuhause Rechnung zu tragen, heißt es weiter. Als Beispiel führt die SPD-Fraktion die Möglichkeit zur Installation von modernen Photovoltaik-Anlagen an. „Die Gestaltungssatzung hat somit also nicht nur einen schützenden Charakter für den Erhalt des historischen Bildes, sondern auch für die Gestaltungsfreiheit der Anwohner“, teilt die SPD in ihrer Pressemitteilung mit und schränkt gleichzeitig ein: „Gleichwohl ist anzumerken, dass diverse Anpassungen und Änderungen der Satzung in der Vergangenheit auch zu Unsicherheiten bei den Eigentümern geführt haben.“ Die SPD weiß, dass die Anwohner sich fragen, welche baulichen Veränderungen durchgeführt werden dürfen. Geklärt werden müsse aber auch die Frage, warum in der Vergangenheit bestimmte bauliche Veränderungen an einigen Objekten genehmigt worden seien, andere jedoch nicht. Die Informationsveranstaltung soll darüber Klarheit schaffen, hofft die SPD.

Die Christdemokraten gehen in ihrem Antrag deutlich weiter. Aus ihrer Sicht passt die Gestaltungssatzung nicht mehr in die heutige Lebenswirklichkeit (RP berichtete). Die CDU-Fraktion kann sich vorstellen, Modifizierungen oder Anpassungen in gestalterischen Fragen in der Satzung vorzunehmen. Außerdem regt sie an, bis zum Abschluss der Diskussion eingeleitete Verfahren temporär ruhen zu lassen.

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