Wohnen in der Altsiedlung in Kamp-Lintfort Urteil bestätigt Gestaltungssatzung

Kamp-Lintfort · Anwohner der Altsiedlung sehen sich mit kostspieligen Rückbauaufforderungen von Dachfenster durch die Stadt konfrontiert. Die Verwaltung sagt, sie habe keinen Ermessensspielraum, und will die Bewohnerschaft jetzt informieren.

 Die Gestaltungssatzung für die Altsiedlung soll den Koloniecharakter erhalten. Die Anwohner sind verärgert. 

Die Gestaltungssatzung für die Altsiedlung soll den Koloniecharakter erhalten. Die Anwohner sind verärgert. 

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Die Stadt Kamp-Lintfort wird die Bewohner der Altsiedlung alsbald zu einer Infoveranstaltung über die Gestaltungssatzung in der Kolonie einladen. Das hat der Ausschuss für Stadtentwicklung am Dienstag beschlossen. Dies dürfte allerdings nicht die Erwartungen der Anwohner zufriedenstellen, die zahlreich an der Sitzung teilgenommen haben. Viele sehen sich mit kostspieligen, bis zu mehreren 1000 Euro teueren Rückbauaufforderungen des städtischen Bauordnungsamtes konfrontiert. Es geht insbesondere um eingebaute Dachfenster, die laut Stadt nicht der gültigen Gestaltungssatzung entsprechen. Dabei hat die Stadtverwaltung nicht allein die prägende Dachlandschaft in der Altsiedlung im Blick, sondern den Brandschutz, die Rettungswege und die Frage, in welchen Fällen es sich um die Verbesserung des vorhandenen Wohnwertes handelt. Denn auch in diesen Fällen sind Vorgaben zu erfüllen.

CDU- und SPD-Fraktion hatten mit ihren jeweiligen Anträgen zur Gestaltungsatzung (RP berichtete) dafür gesorgt, dass das Thema am Dienstag auf die Tagesordnung gesetzt wurde. Betroffene Bürger hatten sich zahlreich beschwert. Wie Ralf Angenendt vom städtischen Bauordnungsamt in der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses verdeutlichte, hat die Stadt aber in diesen Fällen selbst keinen Ermessensspielraum. Sie muss das Urteil eines Verfahrens vor dem Verwaltungsgericht in Düsseldorf umsetzen. Hintergrund ist, dass offenbar aus der Bewohnerschaft der Altsiedlung selbst insgesamt 169 Satzungsverstößen zur Anzeige gebracht wurden. Wie Angenendt weiter berichtete, blieben nach einer Prüfung 63 Fälle übrig, davon seien inzwischen 41 Dachfenster inzwischen zurückgebaut. In 22 Fällen sei dies noch nicht geschehen. Ralf Angenendt warb um das Verständnis der Bewohnerschaft der Altsiedlung. „Wir reden hier über ein Kleinod in Kamp-Lintfort, das Aufnahme in die Route der Industriekultur gefunden hat.“ Das Augenmerk müsse darauf liegen, den Siedlungscharakter zu erhalten. Deshalb sei vor mehr als 20 Jahren die Gestaltungssatzung verabschiedet worden. Das Verwaltungsgericht in Düsseldorf habe diese nun in ihrer Richtigkeit bestätigt. SPD-Fraktionschef Norbert Thiele erklärte am Dienstag, dass er den Unmut der Bürger verstehen könne. Die Gestaltungssatzung habe Konfliktpotenzial. „Wir brauchen Maßnahmen, die erträglich für die Anwohner und verträglich für die Gestaltung der Altsiedlung sind“, erklärte er. Und dies münde letztendlich in die Frage, ob man die Gestaltungssatzung noch wolle. Thiele sprach sich für deren Erhalt aus. „Die Altsiedlung ist etwas Besonderes. Es ist ein Privileg, in dieser historisch gewachsenen Siedlung zu leben.“ Die SPD wolle die Bürger aufklären und um Verständnis dafür werben, warum der Erhalt des prägenden Siedlungscharakters von großer Bedeutung ist. So war auch der Tenor von Bürgermeister Christoph Landscheidt. Die Siedlung habe einen hohen Stellenwert, erklärte er und hob hervor: „Wir lassen zu, was möglich ist.“ Die Christdemokraten schlossen sich am Dienstag dem SPD-Antrag an, verwiesen jedoch auch auf die finanziellen Kosten für die Betroffenen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort