Kamp-Lintfort Afa gründet sich in Kamp-Lintfort neu

Kamp-Lintfort · Hilfe bei Unstimmigkeiten am Arbeitsplatz zu finden, ist nicht einfach. In Kamp-Lintfort gibt es dafür jetzt eine neue Anlaufstelle. Im SPD-Ortsverein hat sich eine „Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen“ gegründet.

 Martina Dittmann

Martina Dittmann

Foto: Dieker, Klaus/Dieker, Klaus (kdi)

„Wir möchten den Kamp-Lintfortern mit Rat und Tat, und zwar nicht nur dem Arbeitgeber gegenüber, sondern auch im Umgang mit Ämtern oder sozialen Einrichtungen zur Verfügung stehen“, erklärt Vorsitzende Martina Dittmann das Anliegen der Arbeitsgemeinschaft. „In vielen, auch größeren Firmen gibt es keinen Betriebsrat, an den sich die Mitarbeiter beispielsweise bei einer Abmahnung, einer unbefriedigenden Urlaubsregelung, Leiharbeitsbedingungen oder anderen betrieblichen Unstimmigkeiten wenden können. Da wollen wir einspringen.“

Die Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen könne zwar keine Rechtsberatung anbieten, das sei auch nicht erlaubt, aber Beratungskontakte zu den jeweiligen gewerkschaftlichen Fachvertretern herstellen. So hätten Verdi, die IG Metall und auch der Vorsitzende des DGB Niederrhein Marvin Kuenen bereits ihre Kooperationsbereitschaft mit der neu gegründeten AfA signalisiert.

Martina Dittmann selber ist, was Arbeitnehmerfragen angeht, ebenfalls versiert. „Leider nicht in allen Fällen, dazu sind die Verhältnisse in einzelnen Branchen zu unterschiedlich“, bedauert sie. Nachdem sie lange Zeit im Büro einer Rheinberger Firma für Fördertechnik gearbeitet hatte, wurde sie dort vor zehn Jahren zur Betriebsratsvorsitzenden gewählt. Da war es naheliegend, dass man sie, als sie im Mai 2017 in den Kamp-Lintforter SPD-Ortsverein eintrat, mit der AfA-Neugründung beauftragt hat. Darüber hinaus ist sie schon eine Weile im Weseler AfA-Kreisvorstand aktiv. Dort werden in regelmäßigen Gemeinschaftssitzungen die derzeit geplanten Änderungen zur tariflichen Bindung zukünftiger Mitarbeiter bei der Großmarktkette Real oder die Forderungen der Mitarbeiter des Rheinberger Versandunternehmens Amazon nach einem Tarifvertrag miteinander besprochen und die Ergebnisse dann je nach Bedarf in landes- beziehungsweise bundespolitische Gesetzesanträge mit eingebracht. Vorerst ist Martina Dittmann aber erst einmal wichtig, die Arbeitsgemeinschaft in Kamp-Lintfort zu etablieren. Und zwar ausdrücklich für alle Bürger dort. Also nicht nur für SPD-Mitglieder.

Gestern war die Kamp-Lintforter AfA bei den streikenden Beschäftigten von Amazon zu Besuch. „Wir trafen Tim Schmidt, Verdi-Gewerkschaftssekretär Linker Niederrhein, und die Belegschaft von Amazon Rheinberg im Streiklokal. Seit dem Jahre 2014 kämpft die Belegschaft in Rheinberg zusammen mit Verdi für einen Tarifvertrag bei Amazon. Es wurde bisher noch keine Gesprächsbereitschaft der Geschäftsführung signalisiert“, berichtet Dittmann. „Allerdings reagiert die Amazon-Geschäftsführung mit Entgegenkommen der Belegschaft gegenüber auf die Forderungen von Verdi. So wurden im Laufe der Jahre die Entgelte fast auf Einzelhandelsniveau angehoben“, betont Martina Dittmann in einer Pressemitteilung.

„Verdi kämpft unter anderem dafür, dass die Tarifverträge in der Handelsbranche nicht nur für tarifgebundene Unternehmen, sondern branchenweit für den gesamten Einzelhandel gelten. In den letzten Jahren hatte die Tarifflucht der Unternehmen im Einzel- und Versandhandel, aber auch im Groß- und Außenhandel stark zugenommen. Nur noch etwa 30 Prozent der Branche sind tariflich gebunden“, berichtet Dittmann.

Zurzeit bietet Martina Dittmann allen Interessenten an jedem zweiten Dienstag von 17 bis 18 Uhr in der SPD-Mitmachzentrale an der Freiherr-von Stein-Straße 32 bis 34 eine Sprechstunde an, die bei Bedarf ausgeweitet werden kann. Die SPD-Arbeitsgemeinschaft ist unter 01522 7717275 zu erreichen und bei Facebook und Twitter zu finden.

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