Tödlicher Unfall im Kaarster See Wurde zu spät reagiert?

Kaarst · Zeugen des tragischen Unglücks am Kaarster See wunderten sich, warum es so lange dauerte, bis die Rettungskräfte alarmiert wurden. Auch in den sozialen Netzwerken äußerten sich Menschen – nicht immer sachlich.

Kaarst: Großeinsatz am Kaarster See
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Großeinsatz am Kaarster See

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Foto: Simon Janßen

Der vierjährige Junge, der am vergangenen Sonntag leblos von den Einsatzkräften der Feuerwehr aus dem Kaarster See geborgen wurde, ist am Montag im Krankenhaus gestorben. Nach ersten Erkenntnissen geht die Polizei von einem Unglücksfall aus. Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft haben die Ermittlungen zu den genauen Abläufen und Hintergründen aufgenommen. Gleich nach dem Vorfall wurden Stimmen laut, die sich wunderten, warum so viel Zeit vergangen war, bis die Rettungskräfte alarmiert worden waren.

Zeugen vor Ort berichteten, dass die Mutter des Jungen um etwa kurz nach 17 Uhr anfing, nach ihrem Sohn zu suchen. Durchsagen folgten demnach gegen 17.30 Uhr. Die Polizei war nach eigener Aussage um 17.57 Uhr zunächst über ein vermisstes Kind informiert worden. 14 Minuten später, um 18.08 Uhr, wurde die Feuerwehr alarmiert. Die Frage, warum die Rettungskräfte erst etwa eine Stunde nach Verschwinden des Kindes alarmiert worden waren, wollte der Betreiber des Sees, die Kreiswerke Grevenbroich, nicht beantworten. Die Geschäftsleitung sagte, sie wolle sich nun darauf konzentrieren, die Ermittlungen zu dem „tragischen Unfall“ zu unterstützen.

Die Feuerwehr selbst traf nur kurze Zeit nach der Alarmierung am Kaarster See ein. Auch Notarzt, Rettungshubschrauber und die Wasserrettung waren alarmiert. „Vor Ort sammelt der Einsatzleiter weitere Infos, um entsprechend reagieren zu können“, sagt Breitfeld. Zeugen hätten berichtet, dass der Junge zuletzt „in Ufernähe“ gesehen wurde, weshalb sich der Einsatzleiter dazu entschieden habe, mit einer Menschenkette im seichten bis hüfthohen Wasser nach dem Jungen zu suchen. Parallel seien die Boote zu Wasser gelassen worden. Währenddessen, so Breitfeld, erreichten auch die Taucher den Unfallort und machten sich einsatzbereit. „Wir haben alle unsere Möglichkeiten genutzt“, sagt der Feuerwehrsprecher.

„Unschön ist es dann, wenn man als Retter angegriffen und als untätig beschimpft wird.“ So geschehen, als die aufgebrachte Mutter des vermissten Jungen vom Rettungsdienst betreut wurde und erklärt bekam, wie die Einsatzkräfte vorgehen. Ein Unbeteiligter habe sich eingemischt und den Rettungsdienst verbal angegriffen, sagt Breitfeld. „Das geht nicht. Wir sind Fachleute und wissen, was wir tun. Wenn der Notarzt der Frau erklärt, was passiert, ist das richtig und wichtig.“

Doch damit nicht genug. Kurz nachdem in den sozialen Netzwerken über den Vorfall berichtet worden war, ereiferten sich die Nutzer in Vorwürfen. Wer Schuld habe, was man hätte tun können, um den Vorfall zu vermeiden. Der Streit ging sogar so weit, dass die Feuerwehr in einer Stellungnahme darum bat, Vorwürfe zu unterlassen. „Dies ist nicht der Ort für eine sachliche Aufarbeitung des Unglücks“, hieß es. Emotionen seien im Zusammenhang mit diesem Einsatz verständlich. „Aber weder dem Jungen, noch den Einsatzkräften oder den Ermittlern ist damit geholfen, wenn an dieser Stelle subjektive Eindrücke zu Urteilen führen“, hieß es. Teilweise wurden Kommentare auf der Plattform Facebook gelöscht. Breitfeld bestätigte den Eindruck, dass Anfeindungen immer häufiger vorkämen und den Einsatzkräften die Arbeit erschwerten.

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