Nach dem Tod einer Kaarsterin Woran erkennt man eine Pilzvergiftung?

Düsseldorf · Weil sie giftige Knollenblätterpilze gegessen haben, kamen zwei Familien aus Kaarst und Rommerskirchen ins Krankenhaus. Eine junge Frau starb sogar. Doch woran erkennt man eine Pilzvergiftung? Wir haben das Giftinformationszentrum in Göttingen gefragt.

 Grüne Knollenblätterpilze stehen gerne unter Laubbäumen, besonders Eichen, und sind tödlich giftig (Symbolbild).

Grüne Knollenblätterpilze stehen gerne unter Laubbäumen, besonders Eichen, und sind tödlich giftig (Symbolbild).

Foto: dpa/Bernd Wüstneck

Sieben Menschen sind an einer Vergiftung durch den Knollenblätterpilz erkrankt. Kostenpflichtiger Inhalt Für eine 28-jährige Frau kam sogar jede Hilfe zu spät. Woran erkennt man eine Pilzvergiftung?

Andreas Schaper Das Problem beim Knollenblätterpilz ist, dass die Symptome immer mit einiger Verspätung einsetzen. Es kann also sein, dass man abends davon isst, aber erst am Morgen Übelkeit und Erbrechen auftreten.

Können Sie sagen, wie viele Stunden es dauert, bis erste Symptome auftreten?

Schaper Ganz genau kann man das nicht sagen. Es dauert meistens zwischen acht und zwölf Stunden. Darin liegt auch der große Unterschied zur Lebensmittelvergiftung. Ist das der Fall, tritt die Übelkeit meist innerhalb von 30 bis 60 Minuten nach dem Essen auf. Bei einer Vergiftung durch den Knollenblätterpilz vergeht dagegen relativ viel Zeit.

Das bedeutet also, wenn Übelkeit, Erbrechen, Durchfall mit starker Verzögerung auftreten sollte man sofort handeln?

Schaper Genau. Treten die Symptome mit Verzögerung auf, sollte man sofort in ein Krankenhaus fahren. Der Knollenblätterpilz ist der Giftpilz Nummer eins in Deutschland. Aber es gibt noch sehr viele andere Pilze, die giftig sein können, die aber auch andere Symptome auslösen. Wir unterscheiden 14 Syndrome.

Können Sie Beispiele nennen?

Schaper Magen-Darm ist eben ein Syndrom. Es kann aber auch zu Muskelschädigungen kommen, zu neurologischen Symptomen oder zu Nierenschäden, das hängt immer von der Pilzsorte ab. Dieses Jahr haben wir ein Super-Pilzjahr, deshalb gab es auch mehr Vergiftungen als sonst. In Schweden zum Beispiel mussten vier Paare, also acht Menschen, wegen einer schweren Pilzvergiftung ins Krankenhaus. Sie hatten den Orangefuchsigen Raukopf gesammelt und verzehrt. Das ist ein Pilz, der dem Pfifferling sehr ähnlich sieht, der aber hochgiftig ist und die Niere zerstört. Der Pilz kommt auch in Deutschland vor.

Wie passieren die meisten Vergiftungen?

Schaper Meistens sind es zwei Situationen: Kleine Kinder essen im Garten der Kita oder im heimischen Garten Pilze vom Rasen. Wenn dann ein Anruf bei uns eingeht, schicken wir einen Pilzsachverständigen hin, der sich die Pilze ansieht und klärt, ob die Situation gefährlich ist. Im anderen Fall, ist es wie in Kaarst oder auch bei den Paaren in Schweden: Leute gehen los, um Pilze zu sammeln, kennen sich aber nicht gut aus und verwechseln genießbare mit giftigen Sorten.

Wie kann man das vermeiden?

Schaper Wir raten Menschen, die gerne Pilze sammeln möchten, einen richtigen Pilzkurs bei einem Sachverständigen zu belegen. Es macht keinen Sinn, es einfach zu versuchen oder auch Pilz-Apps zu benutzen. Dabei passieren zu leicht Verwechslungen, die lebensgefährlich sein können.

(ham)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort