Kaarst "Wir fühlen uns in Kaarst gut aufgehoben"

Neuss · Die promovierte Physikerin Brigitte Splettstößer hat ihre Galerie im alten Rathaus in der Kunstszene der Region fest etabliert.

 Brigitte Splettstößerin ihrer Galerie, in der sie zurzeit Kunst von Anne Kolvenbach zeigt.

Brigitte Splettstößerin ihrer Galerie, in der sie zurzeit Kunst von Anne Kolvenbach zeigt.

Foto: Lothar Berns

Kaarst Die Liste der ausgestellten Künstler weist viele prominente Namen auf. Sie kommen aus der Stadt oder Region wie Ada Blochwitz oder aktuell Anne Kolvenbach oder auch aus Island wie Jón Thor Gíslason. Im August 2006 hat Brigitte Splettstößer ihre Galerie an der Rathausstraße eröffnet. Seitdem gibt es dort im Schnitt sechs Ausstellungen im Jahr für jeweils vier Wochen.

Frau Splettstößer, Sie bekommen doch sicher viele Bewerbungen von Künstlern, die bei Ihnen ausstellen wollen, oder?

Brigitte Splettstößer Ja, aber eigentlich kann man sich bei mir nicht bewerben. Ich finde meine Künstler auf zweierlei Weise: entweder auf eine Empfehlung, mir diesen oder jenen Künstler anzuschauen oder ich sehe sie selber etwa bei einer Messe oder Ausstellung.

Sie sind mit Ihrer Galerie in Kaarst beheimatet. Spielt das auch bei der Auswahl eine Rolle?

Splettstößer Wir arbeiten gar nicht so viel mit Künstlern aus der Region zusammen – es sei denn, der Kontakt stammt noch aus der Zeit, als wir noch gar nicht Galerie waren wie zum Beispiel bei Ada Blochwitz. Außerdem möchten wir auch über den Tellerrand schauen, haben auch mit russischen und amerikanischen Künstlern begonnen. Das ist für uns zum Standbein geworden.

Aber anfangs mussten Sie viel Klinkenputzen?

Splettstößer (lacht) Bei Künstlern nicht, bei Sammlern schon.

Heute hat sich Ihr Status gefestigt.

Splettstößer Ja sehr. Das hat wirklich eine ganz positive Entwicklung genommen. Wir planen zum Beispiel im Mai eine Ausstellung mit ehemaligen Studenten der Meisterklasse von Konrad Klapheck an der Kunstakademie Düsseldorf, und Klapheck selbst wusste sofort mit unserer Galerie etwas anzufangen und hat das unterstützt.

Sie sprechen meistens von "wir" und "unserer" Galerie ...

Splettstößer Tatsächlich ist es ja auch so, dass die Unterstützung meines Mannes Wolfgang ganz wichtig ist. Er hat ein sehr gutes Auge für Kunst, und wir tauschen uns ständig aus.

Sie zeigen vorrangig Kunst, die direkt aus dem Atelier kommt und selten aus Sammlungen. Gehen Sie eigentlich themenbezogen vor?

Splettstößer Die von uns ausgestellten Kunstwerke stammen fast ausnahmslos aus den Ateliers der Künstler – wo wir mit den Künstlern auch ziemlich genau die Art der Arbeiten besprechen, die wir zeigen möchten. In zwei oder drei Fällen kamen ausnahmsweise einzelne Arbeiten hinzu, diezum Beispiel im Besitz eines Künstlers waren und thematisch in den Zusammenhang passten. Themenausstellungen liebe ich in der Tat, aber solche mit einer ganzen Gruppe von Künstlern machen wir jährlich höchstens zwei, bei denen wir dann die Künstler auswählen, die wir zur Teilnahme einladen. Die anderen Ausstellungen sind Einzelausstellungen oder Ausstellungen von zwei Künstlern, die natürlich auch unter einem Thema oder Titel stehen können.

Und Ihre Ausstellungen sind immer auch Verkaufsausstellungen.

Splettstößer Ja, in der Regel ist das so. Einen rein musealen Aspekt gab es noch nie – wir haben immer auch verkauft, Aber es gab seltene Ausstellungen mit einem eher musealen Charakter, zum Beispiel die Ausstellung "Menschenbilder aus China".

Haben Sie schon mal in Erwägung gezogen, mit zunehmendem Erfolg auch aus Kaarst wegzugehen und sich zu vergrößern?

Splettstößer Selbst wenn wir den Gedanken schon mal gehabt haben – wir sind immer wieder zu dem Schluss gekommen, dass wir in Kaarst gut aufgehoben sind. Ohnehin kommen unsere Besucher aus dem Rhein–Kreis, aus Viersen oder Mönchengladbach und weniger etwa aus Düsseldorf. In der Landeshauptstadt zum Beispiel wären wir nur eine Galerie von ganz vielen.

Und in Kaarst haben Sie ja so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal.

Splettstößer Das ist aber nicht nur positiv. Ich fände es ganz schön, wenn es noch einige andere Galerien gäbe. Dann könnte man zum einen gemeinsam agieren – etwa Aktionen machen –, und zum anderen hätten die Besucher die Chance, auch mal spontan zu kommen und sich dann Verschiedenes anzusehen. Zu uns kommt nämlich kaum einmal ein Zufallsbesucher. Wer uns besucht, kommt gezielt zu einer Ausstellung.

Wenn Sie einen Wunsch offen hätten – wie sähe der aus?

Splettstößer (lachend) Eine Zusage von der Art Karlsruhe.

Das ist sehr schwer?

Splettstößer Ja, die Nachfrage nach einem Stand dort ist sehr groß. Wir haben bereits an einigen anderen Messen teilgenommen, etwa in Zürich, aber unsere Bewerbung für die diesjährige Art Karlsruhe war leider nicht erfolgreich.

HELGA BITTNER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(NGZ)
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