Kaarst Wir feiern zweimal Heiligabend

Kaarst · Im Haus der Familienhilfe in Büttgen leben Jungen und Mädchen, deren Eltern sich aus unterschiedlichen Gründen nicht um ihre Kinder kümmern können. Traurig oder einsam ist Weihnachten dort aber nicht – im Gegenteil.

 In ihrer Wohngruppe wird Magdalena (ganz rechts, stehend) von allen nur "Magda" genannt. Für die jüngeren Bewohner ist sie wie eine große Schwester.

In ihrer Wohngruppe wird Magdalena (ganz rechts, stehend) von allen nur "Magda" genannt. Für die jüngeren Bewohner ist sie wie eine große Schwester.

Foto: Lothar Berns

Im Haus der Familienhilfe in Büttgen leben Jungen und Mädchen, deren Eltern sich aus unterschiedlichen Gründen nicht um ihre Kinder kümmern können. Traurig oder einsam ist Weihnachten dort aber nicht — im Gegenteil.

Heute Abend feiert Magdalena "Heiligabend Teil zwei", ganz klassisch — mit einem Besuch in der Messe, Bockwürstchen, Kartoffelsalat und Loriots "Weihnachten mit den Hoppenstedts". Gestern, am 23. Dezember, war das Christkind schon einmal da.

Da gab es Sauerbraten mit Knödeln und Rotkohl und alle haben gemeinsam "Ihr Kinderlein kommet" gesungen. Zweimal Heiligabend feiern ist großartig, denn das bedeutet zweimal Vorfreude, zweimal aufgeregt sein, zweimal knisterndes Geschenkpapier auseinanderreißen und sich zweimal über das freuen, was unterm Weihnachtsbaum liegt. Das hat nicht jeder — so ein schönes, friedliches Fest.

Magdalena ist 16 Jahre alt. Seit fast drei Jahren lebt der Teenager im Haus der Evangelischen Jugend- und Familienhilfe in Büttgen — einem Heim für Mädchen und Jungen, deren Eltern sich aus unterschiedlichen Gründen nicht um ihre Kinder kümmern können, wie die Gesellschaft es von ihnen verlangt. Für die überwiegend jüngeren Kinder, die in Gruppe 2 im Haus A wohnen, ist "Magda" so etwas wie ein "Große-Schwester-Ersatz".

"Magda", sagt Bezugspädagogin Michaela Rehermann, "ist sehr hilfsbereit. Und sie bastelt gerne." Auf der Kommode im Wohn- und Esszimmer, in dem auch der große, geschmückte Weihnachtsbaum steht, liegen zwei selbst gestaltete Adventskalender mit bunten Päckchen. "Einer ist für Ela und einer für die Gruppe", sagt Magda. Bei ihren Eltern hat die 16-Jährige bis zu ihrem sechsten Lebensjahr gelebt. An das Familienfest mit der eigenen, leiblichen Familie gibt es kaum noch Erinnerungen. "Weihnachten", sagt Magda, "mag ich trotzdem gerne."

Auch, weil diese Zeit im Büttgener Familienhilfe-Heim immer eine ganz besondere ist. Jedes Jahr am ersten Adventswochenende gibt es einen Weihnachtsmarkt, für den die Kinder wochenlang basteln. Mittlerweile kommt ein Großteil der Nachbarschaft. Es werden Plätzchen gebacken und alle Flure und Gemeinschaftsräume festlich geschmückt. Jede Wohngruppe hat einen eigenen Baum.

In "Wohngemeinschaft 2" wurde der bereits gestern Morgen mit Kugeln behängt. "Weil an Heiligabend einige Kinder zu ihren Familien fahren, feiern wir am 23. Dezember immer mit der kompletten Gruppe und mit allen Betreuern", erklärt Magda. Die Geschenke kommen von den Kindern selbst, von den Betreuern und von Menschen, die helfen wollen. Für die Kinder, die am 24. Dezember im Heim bleiben, werden die schönsten Päckchen beiseite gelegt — damit es bei der "Bescherung Teil zwei" noch etwas zum Auspacken gibt.

(NGZ/rl)
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