Kaarst Wie die Straßen Namen bekamen

Kaarst · Seit einem Jahr recherchiert der Arbeitskreis Stadtgeschichte zum Thema Straßennamen in Kaarst. 2013 soll ein Buch erscheinen, das die Ergebnisse zusammenfasst.

 Stadtarchivar Peter Brinkmann (2.v.l.) hat dazu 13 Hobbyhistoriker aus allen Ortsteilen um sich geschart.

Stadtarchivar Peter Brinkmann (2.v.l.) hat dazu 13 Hobbyhistoriker aus allen Ortsteilen um sich geschart.

Foto: A. Baum

Bisher hat der Arbeitskreis Stadtgeschichte hauptsächlich Bildmaterial gesichtet und die Geschichten dazu recherchiert. Jetzt werden Niederschriften und Aktennotizen gewälzt. Der Arbeitskreis befasst sich mit den Straßennamen in Kaarst. Stadtarchivar Peter Brinkmann hat dazu 13 Hobbyhistoriker aus allen Ortsteilen um sich geschart. "Es ist eine Sisyphusarbeit", sagt Brinkmann. Seit einem Jahr sind sie am Thema dran, und erst 2013 ist damit zu rechnen, dass ihre Ergebnisse in einem Buch erscheinen.

Logische Bezeichnungen

Richtige Straßennamen gibt es eigentlich erst seit Anfang des 20. Jahrhunderts. Genauer gesagt: In der Gemeinde Büttgen wurden am 25. Mai 1906 die ersten zwölf benannt, darunter die Jan-van-Werth-Straße und die Bahnhofstraße. Sieben Jahre später erhielten in Kaarst die ersten 14 Straßen einen Namen, unter anderem die Maubisstraße und die Karlsforster Straße.

Bis dahin wurden die Ortsteile der beiden Gemeinden nur mit Buchstaben bezeichnet: A stand für Büttgen beziehungsweise Broicherseite, D für Vorst/Linning und Hinterfeld, E für Holzbüttgen und Stakerseite. Wichtige Straßenzüge trugen logische Bezeichnungen. "Man sprach etwa vom Kommunalweg Neusserfurth zu Franzens Zollhaus", nennt Brinkmann ein Beispiel.

Nicht immer tragen die Straßen heute ihren Namen von damals. Während des Nazi-Regimes wurden einige nach NS-Persönlichkeiten umbenannt, die kommunale Neugliederung 1975 machte es erforderlich, doppelte Straßennamen zu ersetzen. "Es wurde immer die Straße mit weniger Häusern und Anwohnern umbenannt", sagt Friedel Theißen. Er ist der Experte im Arbeitskreis und weiß, wo nachgeschlagen werden muss. Bis zu seiner Pensionierung vor einem Jahr arbeitete Theißen bei der Stadt im Bauverwaltungsamt und war dort für die Benennung von Straßen zuständig.

"Insgesamt wurden viel mehr Straßen geändert als erforderlich, weil die neuen Namen in das Umfeld passen sollten", ergänzt Peter Brinkmann. Schließlich sind viele Siedlungen einem Oberbegriff zugeordnet, beispielsweise das Edelsteinviertel in Holzbüttgen. Im Linning wurden dadurch aus Vögeln Fische — und so erklärt sich auch die Gaststätte "Vogeltränke" am Forellenweg. Andere Straßen wurden nach ehemaligen Gemarkungen (Effertzfeld) benannt, manche sogar nach Quellen aus dem Mittelalter (An der alten Landwehr).

Den Arbeitskreis interessieren nicht nur die Hintergründe der Namensgebung, sondern auch die Entwicklung vom Schotterweg zur asphaltierten Straße. "Früher lagen dort vielleicht drei Bauernhöfe. Wir möchten dokumentieren, wer dort gewohnt hat, ob die Höfe umgesiedelt wurden und wie sich die Straße heute zeigt", so Brinkmann. Neben der Akteneinsicht sprechen die Historiker mit alteingesessenen Anwohnern. Hinter 27 Straßennamen stehen Fragezeichen. "Auch die lösen wir noch", so Brinkmann. Was der Arbeitskreis vor allem sucht, ist altes Bildmaterial, das dem Stadtarchiv für dieses Projekt zur Verfügung gestellt werden kann.

(NGZ)
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