Kaarst Wie die Kaarster Tamilen Neujahr feiern

Kaarst · Die Stadt Kaarst hat eine große tamilische Gemeinde. Einmal im Jahr treffen sich die Mitglieder, um das Neujahrsfest "Thai Pongal" zu feiern.

 Beim Neujahrsfest der Tamilen, dem "Thai Pongal" sind auch die Kinder gefragt, die traditionelle Tänze aufführen.

Beim Neujahrsfest der Tamilen, dem "Thai Pongal" sind auch die Kinder gefragt, die traditionelle Tänze aufführen.

Foto: l. hammer

Das "Thai Pongal" ist das wichtigste Fest der Tamilen. Dann wird Neujahr und Erntedank zugleich gefeiert. Was wohl kaum jemand weiß: In Kaarst gibt es eine verhältnismäßig große tamilische Gemeinde. Zusammengeschlossen hat sie sich Anfang der 1990er Jahre als Ortsverein der "United Tamil's Association" (UTA). Die NGZ hat bei dem diesjährigen Neujahrsfest vorbeigeschaut.

Rund 120 Mitglieder gehören der tamilischen Gemeinde in Kaarst an. Hinzu kommen viele Kinder, die am regen Vereinsleben teilnehmen. Ihnen gilt auch das Hauptanliegen der Gruppierung. "Unsere Kinder sind alle hier geboren. Sie sollen auch weit weg von unserer Heimat die Kultur kennenlernen und pflegen", sagt UTA-Präsident Nadesu Biraisoody. Der 52-Jährige ist vierfacher Familienvater, aber nur sein ältestes Kind habe sein Mutterland Sri Lanka bisher besuchen können, erzählt der Kaarster. Die Reise sei einfach zu teuer, sagt Biraisoody.

Die Sprache ihrer Eltern lernen die Kinder im vom Verein organisierten Privatunterricht. Die meisten Tamilen kamen in den 1980er Jahren auf der Flucht vor dem Bürgerkrieg auf Sri Lanka nach Deutschland. Sie lebten zum Teil bereits viele Jahre in den Übergangswohnheimen der Stadt Kaarst, als sie am 29. Februar 1990 die "United Tamil's Association" gründeten. Der Ökumenische Arbeitskreis Asyl regte die Flüchtlinge dazu an.

Von Beginn an ist Nadesu Biraisoody der Vorsitzende, und natürlich ist es für ihn jedes Jahr Ehrensache, die Feier zu "Thai Pongal" im Forum der Realschule Halestraße zu organisieren. Gefeiert wurde in diesem Jahr schon zum 23. Mal. Einige Frauen und junge Mädchen tragen zum feierlichen Anlass den traditionellen Sari, mancher Junge hat sich mit Anzug und Krawatte extra schick gemacht für den Abend. Auf der Bühne bieten die Mitglieder traditionellen Tanz und Musik, am Buffet gibt es den pikanten Krapfen Vadai und gefüllte Teigröllchen mit Kartoffeln und Fleisch. In einem riesigen Topf köchelt keine Suppe, sondern schlichtweg Kaffee – das beliebteste Getränk der Tamilen.

Die Kultur der tamilischen Volksgruppe lässt sich bis ein Jahrtausend vor Christus zurückverfolgen. Die eigene Literaturgeschichte ist rund 2000 Jahre alt. "Noch heute unterscheiden sich unsere Werte sehr von der westlichen Kultur", sagt Biraisoody. Vor allem die familiäre Bindung sei unter den Tamilen viel stärker, als er dies bei den Deutschen feststellen könne.

Neben der Pflege der eigenen Traditionen gehört besonders der Sport zum Vereinsleben. Die Kaarster Tamilen spielen Cricket, Fußball und Volleyball. Beim jährlichen Sommerfest auf dem Sportplatz am Bruchweg veranstalten sie auch Wettkämpfe in Leichtathletik, außerdem messen sich die Tamilen beim Tauziehen und in Geschicklichkeitsspielen.

Für die kleineren Kinder gibt es Pokale fürs Sackhüpfen oder Luftballonaufblasen. Das Sportfest findet immer am ersten Wochenende nach den Sommerferien statt – die nächste Veranstaltung wartet also schon.

(stef)
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