Kaarst Wenn die Wunsch-Kita zum Luxus wird

Kaarst · Der zweieinhalbjährige Owen ist alt genug, um in den Kindergarten zu gehen. Seine Eltern erhielten von ihren drei Wunscheinrichtungen jedoch keine Zusage. Nun muss die Stadt eine Betreuung finden - das führt zu Problemen.

Der kleine Owen (2) strahlt. Er zeigt dem Besucher sein Spielzeug und hat keine Berührungsängste. "Er ist reif für den Kindergarten", sagt seine derzeit im siebten Monat schwangere Mutter Nicole Huppertz (32). Die Suche nach einem Betreuungsplatz gestaltet sich allerdings sehr schwierig für die junge Familie.

"Wir haben uns bewusst für die klassische Rollenverteilung entschieden, und meine Frau hat unseren Sohn zu Hause betreut", erzählt Vater Benjamin Huppertz (32). "Jetzt haben wir das Gefühl, dafür bestraft zu werden, denn von den drei Wunschkindergärten bekommen wir keine Zusage. Wir haben den Eindruck, Kinder aus der U2-Betreuung belegen die vorhandenen Plätze oder diese werden unter der Hand vergeben", sagt er.

Die Vorgeschichte: Zwischen August und November hat sich die Familie drei Einrichtungen angesehen. Die katholischen Kindergärten in Holzbüttgen und Vorst und die Elterninitiative Buntakuntla (Kindergarten am Wald). Letztere ist fünf Fußminuten vom Haus der Familie an der Liegnitzer Straße entfernt, die beiden anderen rund 20 Minuten. Nicole Huppertz ist wie ihr Sohn evangelisch getauft und Benjamin Huppertz konfessionslos. Da beide Elternteile wert auf eine christliche Erziehung legen, fiel ihre Wahl auf den katholischen Kindergarten in Holzbüttgen als Erstwunsch. Die anderen beiden Einrichtungen wurden als Zweit- und Drittwunsch angegeben.

Am 11. Januar erhielt das Ehepaar einen Brief aus Holzbüttgen: "Aufgrund der großen Nachfrage an Kitaplätzen war es bislang nicht möglich, alle Zusagen gleichzeitig zu versenden. ... Sie erhalten in den nächsten Wochen weitere Nachricht." Das geschah jedoch nicht. Und so fragte Benjamin Huppertz vier Wochen später per E-Mail selbst nach und erfuhr, dass er keinen Platz für Owen bekommt. Über das Jugendamt erfuhr er, dass auch die anderen beiden Einrichtungen keinen Platz für Owen haben, wie sich bei der Leiterinnenkonferenz im Januar herausgestellt hatte. So gingen die Anmeldungen zurück an das Jugendamt, das seit 2013 das Verfahren zentral regelt. Nun muss die Stadt eine Betreuung für Owen finden. "Wir wollen nur einen ,normalen' Kindergartenplatz, das heißt eine 25- oder 35-Stunden-Betreuung", sagt Nicole Huppertz.

Wenn der Familie jetzt irgendwo in Kaarst ein Platz zugewiesen wird, weiß sie nicht, wie sie Owen dorthin bringen soll. "Ohne Auto und mit einem drei Monate alten Säugling wird das wirklich schwierig", sagt die junge Mutter. Eventuell könnte der Vater den Sohn morgens noch zum Kindergarten bringen. "Aber damit unterstützt man ja nur das Unternehmen Elterntaxi", sagt Huppertz verärgert, "und außerdem ist das Abholen dann noch immer ungeklärt." Nicole Huppertz gibt zu bedenken, dass eine weit liegende Kita einen Dominoeffekt auslöse, denn Owen könnte sich mit niemandem in seiner Nähe verabreden. Die seit Mai 2015 in Kaarst lebende Familie fühlt sichwohl und lobt die gute Infrastruktur und die kurzen Wege. "Aber jetzt hängen wir seit Monaten in der Luft", so Huppertz. "Wir brauchen bald eine Entscheidung!" Wenn gar nichts ginge, bliebe Owen eben noch ein Jahr zu Hause, fügt er hinzu.

(NGZ)
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