Kaarst Was der Kaarster alles verliert

Kaarst · Ob Fahrräder oder Koffer mit Silberbesteck – für Fundsachen aller Art ist das Ordnungsamt der richtige Ansprechpartner. Genauer: das Fundamt. Nicht abgeholte Dinge werden versteigert.

 Von Fahrrädern über Bargeld bis hin zum Plüschtier sammelt sich bei Ulla Isenburg an, was der Kaarster verliert.

Von Fahrrädern über Bargeld bis hin zum Plüschtier sammelt sich bei Ulla Isenburg an, was der Kaarster verliert.

Foto: Lothar Berns

Ob Fahrräder oder Koffer mit Silberbesteck — für Fundsachen aller Art ist das Ordnungsamt der richtige Ansprechpartner. Genauer: das Fundamt. Nicht abgeholte Dinge werden versteigert.

"Zum Ersten, zum Zweiten, zuuuuuum Dritten!" Fahrräder, Schmuck, Mobiltelefone und allerhand Kurioses — sechs Monate müssen die Sachen im Kaarster Fundamt aufbewahrt werden, bevor sie wie für eine Versteigerung in der Rathausgalerie freigegeben werden. "Das Wertvollste, was wir jüngst anbieten konnten, ist ein Silberbesteck-Set im Koffer", sagt Stefan Eickels, stellvertretender Bereichsleiter Ordnungsangelegenheiten. Doch schon oft sind bei ihm die seltsamsten Dinge gelandet: "Einmal hatten wir eine Anglerausrüstung. Aber den Vogel abgeschossen hat — ein Holzbein." Das wurde natürlich nicht versteigert, aber der Besitzer hat sich auch nicht gemeldet.

Schnäppchen ersteigern

Fundsachen anzuzeigen, gehört zu den Pflichten eines jeden Bürgers. "Tut man das nicht, macht man sich der Unterschlagung schuldig", sagt Stefan Eickels. Meldet sich der Besitzer innerhalb von sechs Monaten nicht, kann der Finder einen Besitzanspruch anmelden. Ansonsten wird die Fundsache versteigert. Fast alle Fundsachen, die abgegeben werden, wandern über den Schreibtisch von Sachbearbeiterin Ulla Isenburg. Dazu gehören auch immer wieder Schlüssel und selbst Bargeld "von kleinen bis zu großen Beträgen". Sogar Tiere werden schon mal bei ihr abgegeben, meistens sind sie ihrem Besitzer nur ausgebüxt. "Einen halben Tag lang dürfen sie bei uns warten, danach müssen wir sie leider ins Tierheim bringen", erklärt sie, "aber in den meisten Fällen werden sie vorher schon wieder abgeholt". Versteigert werden die Vierbeiner selbstverständlich nicht.

Das Stammpublikum einer Fundsachen-Versteigerung, gemischt im Alter und Status, hat oft ein kleines Budget, für das es so viele Schnäppchen wie möglich machen will. Und das klappt meistens auch. Oft wird eine Sache in Euro-Schritten ersteigert, manchmal auch in 5-Euro-Intervallen. Dabei kommt es auch auf die Präsentation. So wird jedes Fahrrad gut sichtbar auf einen Tisch gewuchtet. Oft gehen die Räder für wenige Euros weg.

Immer dabei sind auch Ralf Juris und Gottfried Mertens. Die beiden Kaarster Bezirksbeamten der Polizei sind da, um die Fahrräder auf Wunsch mit den schwer entfernbaren Codierungsaufklebern zu versehen. Nicht selten sind unter den potenziellen Käufern Väter und Mütter, die ein Fahrrad für ihre Kinder suchen, aber nicht allzu viel Geld dafür ausgeben möchten. Thomas Geisreiter: "Meine Tochter fährt nicht so oft mit dem Rad, deswegen suchen wir ein gutes und günstiges, das wir wieder herrichten lassen können." Nervenkitzel ist auch ein bisschen dabei, "denn es ist schon recht spannend, wenn es losgeht".

Auch Olga Eck ist zur Fundsachen-Versteigerung gekommen. Die Mutter von vier Töchtern hat sich vorgenommen, vier Räder zu ersteigern. "Ich bin zum ersten Mal hier", sagt sie zwischen zwei Geboten, bevor sie konzentriert das Geschehen beobachtet, um gegebenenfalls schnell die Hand zu heben. "Dass das hier so gut klappt, ist mehr als Glück."

Der Koffer mit dem Silberbesteck ist übrigens für 40 Euro versteigert worden.

(NGZ)
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