Kaarst Vorbildliche Filterleistung

Kaarst · Kaarst Vor zwei Jahren ist das 26 Millionen Euro teure Membranklärwerk in Vorst in Betrieb genommen worden - die Leistungsergebnisse waren so überzeugend, dass der Erftverband nun ein weiteres Klärwerk ähnlicher Art bauen will - und zwar in Bergheim-Glessen.

 Aus der Luft betrachtet, ist es schwer vorstellbar, dass dieses Klärwerk für 80 000 Menschen sauberes Wasser produziert. Doch das Membranfilterklärwerk benötigt wesentlich weniger Raum als ein herkömmliches Klärwerk.

Aus der Luft betrachtet, ist es schwer vorstellbar, dass dieses Klärwerk für 80 000 Menschen sauberes Wasser produziert. Doch das Membranfilterklärwerk benötigt wesentlich weniger Raum als ein herkömmliches Klärwerk.

Foto: NGZ

Kaarst Vor zwei Jahren ist das 26 Millionen Euro teure Membranklärwerk in Vorst in Betrieb genommen worden - die Leistungsergebnisse waren so überzeugend, dass der Erftverband nun ein weiteres Klärwerk ähnlicher Art bauen will - und zwar in Bergheim-Glessen.

Allerdings wird das Bergheimer Werk nicht so groß sein wie das in Kaarst. Denn nach wie vor haben die Kaarster das größte kommunale Membranfilterklärwerk auf der ganzen Welt. Mit dem Beginn der Baumaßnahmen rechnet der Erftverband noch im Sommer. Läuft alles nach Plan, geht die neue Anlage 2007 in Betrieb.

Zwei Jahre nach Inbetriebnahme der Kaarster Anlage zieht der Erftverband erstmals Langzeitbilanz. Die Reinigungsergebnisse sind durchweg sehr gut. So entfernt die Anlage 97 Prozent der organischen Verschmutzung (Kohlenstoffverbindungen) aus dem Abwasser.

Selbst bei Konzentrationen im Zulauf von mehr als 800 Milligramm pro Liter sind die Konzentrationen im Ablauf der Anlage dauerhaft kleiner als der vom Gesetzgeber geforderte Grenzwert von 25 Milligramm pro Liter. Bei Phosphor und Stickstoff werden die gesetzten Grenzwerte ebenfalls erreicht und sogar deutlich unterschritten.

Eine Besonderheit der neuen Technologie ist, dass auch Bakterien und Viren im Ablauf der Kläranlage nicht oder nur in geringen Konzentrationen vorkommen. Beträgt die Zahl von Keimen und möglichen Krankheitserregern im Ablauf konventioneller Kläranlagen oft mehrere Zehntausend pro Liter, sind diese im Ablauf des Klärwerks Nordkanal kaum nachzuweisen.

In Kaarst wurden die zwei Jahre nicht nur intensiv genutzt, um Wasser sauber zu machen. Der Erftverband hat jede Menge Zeit investiert, um Feintuning zu betreiben und die Anlage noch effektiver zu machen: "Wir experimentieren ständig, variieren die Chemikalien, um zu testen, wie am effektivsten gereinigt werden kann", erklärt Erftverband-Vorstand Dr. Wulf Lindner.

Das geht so weit, dass Firmen sogar aus dem Ausland Filter zur Verfügung stellen, die dann parallel getestet werden. Das Kaarster Klärwerk kann als eine Mini-Forschungsstation bezeichnet werden. Als aktuelles Beispiel für die ständige Optimierung nennt Lindner die Siebtrommeln: "Wir haben neue Siebe eingesetzt, durch die die Haare besser herausgefiltert werden können", erklärt er.

Für das Klärwerk, das für 80 000 Menschen sauberes Wasser produziert, müssen nur sechs Mitarbeiter beschäftigt werden. Dr. Lindner selbst ist auch oft im Ausland im Einsatz: "Ich bin in Bahrain und China gewesen, weil die Kommunen dort Informationen über das modernste Membranfilterklärwerk der Welt haben möchten", sagt Lindner.

Über das Kaarster Klärwerk gibt es fast ausschließlich Positives zu berichten. In einem Punkt gab es allerdings in der Vergangenheit Kritik: Der hohe Energieverbrauch des Filterwerkes wurde moniert. Wieso ist der Verbrauch so hoch und wie lässt er sich senken?

Lindner dazu: "Ja, der Energiebedarf ist rund 20 Prozent höher als auf konventionellen Anlagen. Wir benötigen insbesondere für die Reinigung unserer ins Wasser eingetauchten Membrane viel Luft, die mit Energie ins Wasser eingeblasen wird. Durch intensive Forschung ist es uns aber schon gelungen, den Energiebedarf deutlich zu senken."

Ein höherer Energiebedarf sollte jedoch nicht isoliert betrachtet werden. Vielmehr sei zu berücksichtigen, dass die erforderlichen Anlagen kleiner und damit der Bau günstiger ist als der herkömmlicher Anlagen. "Am Ende zählt immer was unterm Strich 'rauskommt, also inklusive Abschreibung, Reparatur und Wartung. Und da befinden wir uns auf einem vielversprechenden Weg", so Dr. Wulf Lindner.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort