Kaarst Videobeweis: Gartenwühler sind Dohlen!

Kaarst · Keine Wildschweine oder Waschbären, sondern Vögel haben den Garten von Agnes Bechtold verwüstet. Auf der Suche nach seltenen Käfer-Larven im Rasen gruben sie ihr den Boden um. Eine Spezialkamera überführte die "Täter".

Damit hätte niemand gerechnet. Das Geheimnis um den nächtlichen Wühler von Holzbüttgen ist gelüftet. Kein Wildschwein, kein Waschbär - und nein, auch nicht der Yeti - ist für die seit Beginn vergangener Woche aufgetretenen Verwüstungen im Garten von Familie Bechtold verantwortlich. Dohlen haben den sauber geschnittenen Rasen auf dem 1250 Quadratmeter großen Grundstück am Schwarzen Weg umgepflügt!

Des Rätsels Lösung brachte Günter Benke. Der Kaarster ist am Wochenende aus dem Urlaub zurückgekehrt. "Ich hab von der Geschichte gehört und bin sofort rübergefahren", sagt er. "Als ich den Rasen gesehen habe, war mir sofort klar, was da los ist. Man muss es halt wissen, sonst kommt man nicht drauf."

Am vergangenen Mittwochmorgen hatte Agnes Bechtold die Zerstörung erstmals bemerkt. Die genaue Identität des "Täters" stand da noch nicht fest. Tiefe, kraftvoll gezogene Furchen und herausgelöste Erdbrocken deuten allerdings darauf hin, dass es sich um ein Tier - und zwar um ein großes - handeln muss. Zunächst war nur der hintere Teil der Rasenfläche betroffen. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag kehrte "Es" dann erneut zurück.

"Durch das Gartentörchen zur Straße", vermutete Agnes Bechtold da noch, denn das stand in den vergangenen Tagen immer sperrangelweit auf. Der Holzbüttgenerin waren auch größere Kothaufen aufgefallen. "Beim Wegräumen habe ich gesehen, dass da Kirschkerne drin waren", erzählte sie. "Die Äpfel von unserem Apfelbaum, die auf der Wiese liegen, hat das Tier aber nicht angerührt."

Selbst Experten der Kreisjägerschaft fiel zu dieser mysteriösen Spurenlage nichts Konkretes ein. Hase, Fuchs und Maulwurf schlossen sie aus. Ein Wildschwein, sagte Hegeringleiter Hans-Gerd Wierichs vergangene Woche auf Anfrage, sei auf Kaarster Stadtgebiet zuletzt 1956 an der Broicherseite geschossen worden. Dass es einen Weg in das Holzbüttgener Wohngebiet gefunden habe, hielt der Fachmann für eher unwahrscheinlich. Dafür rückten Waschbär und Nutria enger ins Visier. Auf Vorschlag des Jägers wurde im Garten der Bechtolds eine Kamera installiert.

"In den ersten Tagen gab es technische Probleme", sagt Agnes Bechtold. An Tag vier schließlich lieferte das Gerät das Beweisvideo. Der Film zeigt einen schwarzen Vogel beim Durchwühlen der Rasenfläche. "Günter Benke hat es vorausgesagt", sagt Bechtold. "Und tatsächlich - so war es dann auch."

Der Kaarster löst das Rätsel auf. "Der sogenannte Junikäfer", sagt Benke, "ist der Grund dafür, dass die Vögel derzeit so massiv im Boden graben." Der Käfer lege seine Eier in den Rasen, daraus entständen nach vier Jahren Larven, die sich aus dem Unterboden immer weiter in Richtung Rasenoberfläche voran arbeiteten. "Danach suchen die Vögel. Ich hatte dasselbe Problem an meinem Haus in der Eifel", sagt Benke. "Wie gesagt, man muss es wissen."

(NGZ)
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