Kaarst Verschiedene Lebenswege treffen sich im Café International

Kaarst · Jeden Freitag wird das Foyer der Volkshochschule zum Treffpunkt für Geflüchtete und Einheimische.

 Die VHS wird freitags zum internationalen Treffpunkt.

Die VHS wird freitags zum internationalen Treffpunkt.

Foto: Archiv lber

Das Café International im Erdgeschoss der Volkshochschule ist ein Treffpunkt für Flüchtlinge und Einheimische. Jeden Freitag kommt man hier ins Gespräch, lernt den jeweils anderen besser kennen, tauscht sich aus. "Hier sind viele Bekanntschaften geschlossen worden", sagt Hanno Wilsch, der weiß, dass das Café auch zur Integration der Flüchtlinge beiträgt. Letzten Freitag war es nicht sonderlich gut besucht, aber das muss kein schlechtes Zeichen sein: Viele Fremde sind in Kaarst längst sesshaft geworden.

Hinter der Theke standen die beiden Syrer Khaled (32) und Aghyd (26) - zwei junge Männer, wie sie unterschiedlicher kaum sein können. "Ich lebe seit zwei Jahren und sieben Monaten in Deutschland", sagt Khaled. Er wohnt in der Flüchtlingsunterkunft an der Daimlerstraße, hat bereits drei Deutschkurse besucht.

"Ich möchte in Deutschland bleiben", erzählt er, während er einen Kaffee einschenkt. Eine berufliche Perspektive zeichnet sich noch nicht ab - Khaled war in seinem Heimatland Musiker, in Kaarst trat er bereits mehrere Male mit seiner Balalaika auf, zum Beispiel anlässlich einer Vernissage in der Galerie Thielemann.

Aghyd (26) ist aus ganz anderem Holz geschnitzt. Er hat bereits eine eigene Wohnung - und einen Ausbildungsvertrag in der Tasche. Der junge Mann, der schon gut Deutsch spricht, wird sich ab Herbst von der Düsseldorfer Rheinbahn zur Fachkraft für Metalltechnik ausbilden lassen. "Meine Ausbildung zum Industriemechaniker in Syrien ist leider nicht anerkannt worden", sagt der 1,90 Meter-Mann, der sich noch gut daran erinnert, wie er auf dem Schiff in sein neues Leben ein fremdes Kind im Arm hielt - und an das etwas mulmige Gefühl in der Magengegend, weil er Nichtschwimmer ist.

Rawad hat so etwas wie einen Heimvorteil: Seine Tante Maha (60) lebt seit 37 Jahren in Kaarst, sie arbeitet bei der Stadt und hat sich im Ausländerbeirat engagiert. Der 25-Jährige hatte nach seiner Flucht aus Damaskus zunächst zwei Jahre lang in der Nähe von Cloppenburg gelebt. Er sagt zwei Sätze, die man als Deutscher gerne hört: "Egal, ob in Cloppenburg oder Kaarst, ich bin von den Menschen immer gut behandelt worden, habe nie Probleme gehabt." Und: "Es ist sehr wichtig für mich, nicht mehr vom Jobcenter abhängig zu sein."

Das ist ihm gelungen: Rawad arbeitet in einem Pflegeheim in Neuss. Und im kommenden Jahr wird er dort eine Ausbildung beginnen. Warum nicht schon jetzt? "Ab 2019 gibt es erstmals eine kombinierte Ausbildung zum Alten-, Kranken- und Kinderpfleger", erklärt Rawad.

Aber schon jetzt, als ungelernte Kraft, steht er finanziell auf eigenen Füßen: Am Dienstag hat er den Schlüssel zu seinem Apartment in Kaarst entgegengenommen, muss nicht mehr bei seiner Tante leben. Er ist in Deutschland angekommen, sieht seiner Zukunft voller Optimismus entgegen.

(NGZ)
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