Springmaus-Programm Vergnüglicher Nonsens mit Niveau

Springmaus-Programm · Es gibt auch Nonsens mit Niveau. Ein treffendes Beispiel dafür ist das aktuelle Springmaus-Programm "Schräger wie Pisa". Die "Pisa-Studie" zieht sich folglich wie ein roter Faden durch den Abend. Klüger werden die Besucher zwar nicht unbedingt, aber fröhlicher.

Immer wieder verblüffend: Spielfreude, Spontaneität und Flexibilität der vier "Mäuse", die jetzt an drei Abenden hintereinander im Albert-Einstein-Forum auftraten und ihr Publikum mit denselben Sketchen aber unterschiedlichen Improvisationen begeisterten.

"Egal, wie bekloppt ihr seid, wir wünschen euch viel Spaß." - Silke Vennemann kann man solch eine Ansage nun wirklich nicht übelnehmen. Das Energiebündel wirbelt bereits seit Jahren auf der Kaarster Kleinkunstbühne herum. Besonders beeindruckend: Ihre Verwandlungskünste. Ob als strenge Lehrerin oder als kratzbürstige Kindergärtnerin, sie ist immer für eine Überraschung gut.

Ist Goethe wirklich ein neues Regal von Ikea? Können Teenies nichts anderes, als 92 Handy-Typen am Vibrationsalarm zu erkennen? Ein erster Höhepunkt des Improvisationsprogramms: Die Darstellung der Französischen Revolution für verschiedene Zielgruppen. Für Fußballfans hörte sich das dann so an: "Das Beil fällt - und der Kopf ist im Korb."

Ein kleiner Tipp für die nicht ganz so Schlauen: "Das Brandenburger Tor kann nie Tor des Monats werden." Wie kann man dem Rheinländer die Franzöische Revolution näher bringen? Natürlich mit Pappnase und Songs wie diesem: "Freiheit, Gleischheit und e lecker Mädsche."

Eine originelle neue Form der Improvisation: Norbert Frieling schlüpfte in die Rolle des Lehrers, Silke Vennemann und Gilly Alfeo sprachen als Eltern vor. Frieling's Part bestand dabei ausschließlich aus dem Zitieren von Textpassagen aus einem Buch, das eine Zuschauerin an einer bestimmten Stelle aufgeschlagen hatte. "Warum kann man das Auge sehen und das Ohr nicht hören?" Diese ebenso gewichtige wie schwierige Frage wurde von Gilly Alfeo in einer Phantasiesprache erläutert, die Norbert Frieling dann zu übersetzen hatte.

Die Kaarster und ihr Kappes waren die Grundlage für eine Achterbahn der Stile und Genres. Hier waren es vor allem Norbert Frieling und Silke Vennemann, die mit ihrer erstaunlichen Improvisationskunst überzeugten - nicht selten mussten sie über ihre eigenen spontanen Einfälle lachen. Olaf Burger dagegen ist noch eine ziemlich neue "Springmaus" und übernahm deshalb noch nicht die ganz schweren Rollen. Talent war aber auch bei ihm deutlich zu erkennen.

"Wenn der Koalabär schmatzt, ist am Tag der Arbeit Hurrican": Wie man solch eine bizarre Aussage erraten kann, ist schon eine kleine Kunst. Gebährden und die Stärke des Applauses müssen als Orientierung genügen. Aber mal ganz ehrlich: Diese harte Nuss knackten auch die Improvisationsprofis nicht mal eben im Handumdrehen.

Erstaunlich, was ihnen zum Thema "Frau Holle und die Dachlatte" so alles einfiel. Das Tempo war durchweg hoch, die Spielfreude enorm. Vielleicht sind das die Gründe, warum man von den 1983 von Bill Mockridge gegründeten und in Bonn beheimateten Springmäusen, Deutschlands erstem Improvisationstheater, nie genug bekommen kann.

Zum Schluss jeder Aufführung dieses zu den renommiertesten Kabarettbühnen der Republik zählenden Theaters steht bekanntlich ein Besucherpaar im Mittelpunkt des Geschehens: Es wird vom Springmaus-Ensemble ausgefragt, anschließend wird die Story auf die Bühne gebracht. An einem Abend war es die Geschichte von Rainer und Sigrid mit ihrem Blind-Date am Biggesee.

(NGZ)
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