Kaarst Ungewöhnliche Klänge verzaubern das Publikum

Kaarst · Mit dem Klangwelten-Festival brachte Harfinist Rüdiger Oppermann echte Weltmusik ins Albert-Einstein-Forum.

Das Modewort "Weltmusik" wird zu oft als Lückenbüßer gebraucht und verliert damit an begrifflicher Schärfe. Vollkommen zutreffend passte der Begriff aber jetzt beim "Klangwelten-Festival 2016", bei dem das Albert-Einstein-Forum restlos ausgebucht war. Rüdiger Oppermann, der "deutsche Meister der keltischen Harfe", bringt verschiedene Kulturen der Welt und ihre musikalischen Traditionen zusammen. "Wir spielen wie vor 30 Jahren, aber der Sound ist heute besser." Zu seiner Jubiläumstournee hat er ausnahmslos hochkarätige Musiker eingeladen, mit denen er in den letzten Jahrzehnten aufgetreten ist.

Den Anfang bestritt Tata Dindin, der beste Koraspieler aus Gambia. Die Kora ist eine Harfenlaute, die nur in Westafrika beheimatet ist. Die faszinierenden Klänge werden meist zur Liedbegleitung genutzt, also sang Tata Dindin Weisen seiner Heimat. Der indische Tablasspieler Jatinder Thakur stammt aus dem Himalaya, ist aber europaweit bekannt als Meister auf dem Trommelpaar Tabla. Im Trio mit Tata Dindin und Rüdiger Oppermann lieferte er den fundamentalen Rhythmus. Die große alte iranische Daf (Trommel) spielt der Perser Mohsen Tehersadeh mit einer Virtuosität, die mit "akrobatisch" nur unzulänglich beschrieben ist, und das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinriss. Zudem spielt er vorzüglich Tanbur, eine alte persische Laute.

Dabei begleitete seine Frau Maryam Hetf mit der Daf. In eine vollkommen andere Welt entrückte das "Katajjaq-Duo". Katajjaq ist eine uralte schamanistische Stimmtradition der Inuit (Eskimos), die mit unserer Vorstellung von Gesang nichts gemein hat. Helle und tiefe Kehlkopfklänge werden kanonartig immer im Frauen-Duo gehechelt, gegrunzt, gestöhnt. Cynthia Pitsiulak und Annie Aningmiuq wurden für diese nie gehörten Klangwelten umjubelt. Ganz ungewöhnlich auch der Kehlkopfgesang, den der Mongole Enkh Jargal zu seinem perfekten Spiel auf der Pferdekopfgeige bot. Über diesen magischen Obertongesang, der enorme Anforderungen an den Sänger stellt, blieb vor allem Erstaunen. Als dann alle Musiker in einigen Stücken zusammenspielten, wurde wahrlich Weltmusik aufgeführt.

(NGZ)
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