Kaarst Türkei ist zur zweiten Heimat geworden

Neuss · Die Kaarsterin Wilma Elles wurde jüngst in der Türkei zum Fernsehstar. Nach drei Jahren und 120 Folgen ist die Serie "Öyle Bir Gecer Zaman Ki", in der sie mitspielte, zu Ende gegangen. Die Schauspielerin steht auch für Kinofilme vor der Kamera.

Kaarst/Istanbul Ihre erste Schauspielerfahrung sammelte Wilma Elles in der Theater-AG des Georg-Büchner-Gymnasiums. Mit ihrer Rolle als Carolin in der türkischen Serie erreicht sie bis zu 25 Millionen Zuschauern wöchentlich. Zudem wurde die Produktion in 70 Länder verkauft. Nach dem Ende der Serie plant die 1986 geborene Schauspielerin aber schon neue Projekte.

Frau Elles, wie ist die Geschichte um ihre Rolle als Carolin und den Kapitän Ali ausgegangen?

Wilma Elles Kapitän Ali war stets zwischen seiner Ex-Frau Cemile und seiner neuen Frau Carolin hin- und hergerissen, bis er sich letztendlich für Cemile entschied. Caroline hat dann mit Alis Geschäftspartner vorliebgenommen. Eine Geschichte, in der man sich nicht wiederfinden möchte, sich aber leider viele Menschen wiederfinden.

Wie sehen nun Ihre nächsten Pläne aus?

Elles Drei Jahre lang habe ich die Serie gedreht, jede Woche eine 90-minütige Folge, das war ein intensives Tempo. Jetzt habe ich einen spannenden Kinofilm gedreht. Sowohl Regisseur als auch der Drehbuchautor leben eigentlich in London und sind nur für den Filmdreh nach Istanbul gekommen. Der Film hat ein sehr englisches Flair, ähnelt ein wenig "Pulp Fiction".

Und gibt es auch wieder eine neue Serie?

Elles Dann habe ich noch ein sehr verrücktes Angebot angenommen: Ich spiele gleich drei verschiedenen Charaktere in einer TV-Serie, die täglich für vier Wochen ausgestrahlt wird. Die Produzenten haben die Rollen extra für mich ins Drehbuch geschrieben, ich konnte also nicht Nein sagen. Wenn jetzt die Dreharbeiten zu Ende sind, kommt noch ein Kinofilm und danach erst einmal Urlaub.

Wie lebt es sich als Prominente in der Türkei?

Elles Die Türkei ist ein vielseitiges Land, und natürlich spüre ich auch die viel gelobte Gastfreundschaft. Von Anfang an hat man mich sehr gut aufgenommen, so dass ich mittlerweile von einer zweiten Heimat sprechen kann. Und nicht nur das, die Türkei hat mittlerweile eine sehr erfolgreiche Film- und Fernsehindustrie, die sogar Hollywoods Interesse geweckt hat. Dort stehen jetzt mehrere Remakes von türkischen Serien an.

Und wie erleben Sie die aktuellen Proteste in Istanbul?

Elles Meiner Meinung nach muss man die Proteste hier im Zusammenhang mit den vielen anderen Jugendbewegungen im Nahen und Mittleren Osten, aber auch im Westen wie in London sehen. Die Jugend demonstriert für eine größere Teilhabe an der Politik, was zunächst nichts Bedenkliches ist, sondern als etwas Positives gesehen werden könnte, wenn so ein Gemeinschaftsgefühl unter den Jugendlichen herrscht. Wie diese Demonstrationen gelöst werden, ist nicht ganz einfach. Es wird in jedem Falle versucht, die demokratischste Antwort zu finden.

Vor einigen Wochen waren Sie in Deutschland zur Premiere des deutschen Kinofilms "The End" mit Ihnen in einer der Hauptrollen. Möchten Sie auch in Deutschland jetzt mehr drehen?

Elles "The End" ist ein großartiger Film und ich bin stolz, in einer Hauptrolle neben Martin Semmelrogge, Claude Oliver Rudolph, Uwe Fellensiek und Christine Kaufmann sowie mit Regisseur Jo Mais ein Teil davon zu sein. Die Türkei ist im Moment ein Drehparadies für mich, aber natürlich möchte ich den Kontakt zu Deutschland nicht komplett verlieren. Einige Drehangebote in den letzten drei Jahren musste ich leider ablehnen, da ich jede Woche ohne Unterlass für meine Serie vor der Kamera stand.

Wie oft kommen Sie nach Deutschland? Haben Sie öfters Heimweh?

Elles In den letzten drei Jahren konnte ich stets nur eine Nacht in Deutschland bleiben, das ungefähr alle sechs Wochen. Ich kam nur zweimal für zwei Nächte, aber ich will nicht klagen, es ist natürlich schön, so eingebunden zu sein. Für Heimweh hat man dann gar keine Zeit.

Wie halten Sie den Kontakt?

Zum Glück gibt es Skype, so dass ich mich mit meiner Familie und Freunden darüber verabreden kann. Das erste Weihnachtsfest habe ich tatsächlich über den Bildschirm miterlebt. Mein Opa konnte es kaum fassen. Eine witzige Erfahrung.

STEFAN REINELT FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(NGZ)
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