Öffentliche Büchereien erhalten 17.900 Euro Tot gesagtes Buch ist immer noch begehrt

Öffentliche Büchereien erhalten 17.900 Euro · Die öffentlichen Büchereien in Kaarst waren jetzt Thema im Schul- und Kulturausschuss. Wie im Vorjahr wurden einstimmig Zuschüsse in Höhe von 17.900 Euro vergeben - eine höchst preiswerte Angelegenheit, wenn man bedenkt, wie viel andere Städte vergleichbarer Größe für eine städtische Bücherei locker machen müssen.

Was sich geändert hat: Dr. Winfried Köhler nimmt nicht mehr die Funktion des Sprechers des Büchereisystems wahr - im Ausschuss stellte sich jetzt seine Nachfolgerin, Annette Jung, vor. Der Verteilerschlüssel wurde 1992 festgelegt und gilt bis heute: Einwohner beziehungsweise Einzugsgebiet zählen zu 50 Prozent, der tatsächliche Ausleihanteil weitere 50 Prozent.

Was in der Statistik auffällt: Die katholische Bücherei Kaarst im Alten Rathaus verleiht fast jedes zweite Buch, die evangelische Bücherei auf der Elchstraße mit demselben Einzugsgebiet kommt nur auf 7,75 Prozent der Ausleihen. Knapp ein Fünftel aller Medien werden in der katholischen Bücherei Büttgen, die in der Pampusschule untergebracht ist, ausgeliehen. Die evangelische Bücherei Holzbüttgen am Lindenplatz kommt auf knapp neun Prozent, die katholische Bücherei in Holzbüttgen auf knapp zehn Prozent der Ausleihen.

Dort engagiert sich Annette Jung bereits seit geraumer Zeit: Die neue Sprecherin des Büchereisystems leitet seit 18 Jahren die Bücherei in der Gemeinde Sieben Schmerzen Mariens hier wirkt die 61-Jährige auch als Pfarrgemeinderatsvorsitzende. Ist die neue Aufgabe für sie mit sehr viel Arbeit verbunden? "Es ist fast so viel wie ein zweiter Halbtagsjob", so die Auslandskorrespondentin in Teilzeit, die selber gerne liest.

Worüber sie sich freut: "Das Buch ist ja vor einigen Jahren schon totgesagt worden - das hat sich zum Glück nicht bewahrheitet." Die Ausleihen nähmen im Gegenteil wieder zu. Vor allem junge Familien nutzten das Angebot, Kinderbücher werden besonders gern ausgeliehen. Im Umgang mit dem neuen Bibliotheksprogramm ist sie immerhin so fit, dass sie die anderen Ehrenamtler einarbeiten kann - die Zeit der Karteikästen gehört der Vergangenheit an.

Der Auftrieb, den die Büchereien erfahren, ist für die engagierte Ehrenamtlerin eine starke Motivation. "Und das Team in Holzbüttgen ist sehr gut", lobt sie und fügt hinzu: "Aus Mitarbeiterinnen sind Freundinnen geworden." Was im Ausschuss etwas verwunderte: "Für die Senioren und sehbehinderten Mitbürger würden wir gerne unser Angebot an Hörbüchern und für unsere Kinder unser Angebot an Lernsoftware erweitern.

Wenn möglich, würden wir uns über eine Zuwendung hierüber sehr freuen", hatte Annette Jung in einem Schreiben an die Kulturverwaltung, das jetzt der Beratungsvorlage beigefügt war, vermerkt. Auf diese Bitte wurde im Schul- und Kulturausschuss mit keiner einzigen Silbe eingegangen.

Allzu sehr enttäuscht ist Annette Jung dennoch nicht - sie sieht die Situation realistisch: "Wir wissen, dass in anderen Bereichen die Mittel sogar gekürzt wurden." Außerdem tun die Kirchengemeinden und das Bistum auch etwas dazu. Ach ja: Wenn jemand neue, interessante Bücher oder Hörbücher hat, die er nicht mehr benötigt - in den Büchereien der Stadt Kaarst besteht vielleicht Verwendung dafür. Annette Jung bittet jedoch, nicht irgendwelche alte "Schinken" über sie zu entsorgen. barni

(NGZ)
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