Kaarst Tobias Mann ätzt gegen Politiker

Kaarst · Der Kabarettist zeigte sein "Best of"-Programm im Einstein-Forum.

Tobias Mann kommt seit 10 Jahren regelmäßig ins Albert-Einstein-Forum, seine Auftritte sind immer ausverkauft. Jetzt war für ihn die Zeit reif für ein "Best of". Die Vielzahl der Instrumente auf der Bühne erinnerte daran, dass Mann nicht nur sprechen kann, sondern auch Musik macht. Kurz nach der Bundestagswahl aber stand die Politik im Vordergrund.

Der quirlige Mainzer, der nonstop auf der Bühne hin und her tigert, weiß jedoch das eine mit dem anderen zu verbinden. So bringt er ein Requiem auf die Grünen, ließ sie sagen: "Wir sind gegen alles und machen alles mit." Manns Diagnose: "Die haben gewartet, bis sie schwarz geworden sind." Anton Hofreiter erinnert ihn an eine "adipöse Claudia Schiffer", die Grünen bezeichnet er "als eine Art FDP für Liegerad-Fahrer". Überhaupt teilt er in alle politischen Richtungen aus, wenn auch unterschiedlich stark. Vor allem die Christdemokraten bekommen ihr Fett weg - aus einem "schwarzen" Elternhaus stammend hat er offenbar ein Kindheitstrauma abzuarbeiten.

Mann scheint zu ahnen, dass nicht alles, was er von sich gibt, sachlich korrekt ist, dass sein Programm nicht ausgewogen ist - und er gib sich selber eine Generalabsolution: Kabarett müsse nicht ausgewogen sein, auch keine Lösungen für Probleme aufzeigen. Sein Credo: "Ich mache grundsätzlich Pointen gegen die da oben." Unzulänglichkeiten nimmt man ihm nicht krumm, Tobias Mann kommt authentisch rüber, nicht perfekt. Das macht ihn sympathisch, auch wenn er ganz schön ätzend sein kann.

Merkel vergleicht er mit einer Schlange, die ihre Gegner gnadenlos in sich hineinwürgt. Und über Martin Schulz lästert er: "Schulz, der Messias - wie sollen wir es Ostern nur drei Tage ohne ihn aushalten?" Und er stellte Überlegungen wie diese in den Raum: "Wenn Menschen für die AfD Geld spenden, ist das dann ,Braunkohle'"? Im Publikum machte er unter anderem "After-Laugher" aus: Zuschauer, die erst mit zeitlicher Verzögerung lachen. Aber auch das ist in Ordnung: Zum Kabarett gehöre es, dass einem das Lachen schon mal im Halse stecken bleibt.

(barni)
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