Evangelische Kirchengemeinde Kaarst "Tafeln nach Noten" in Kirchen-Atmosphäre

Evangelische Kirchengemeinde Kaarst · Von Bettina Holleczek

Von Bettina Holleczek

Pfarrer Carsten Schraml wundert sich immer wieder, wie Kantor Wolfgang Weber aus dem alten "schreienden Örgelchen" in der Auferstehungskirche an der Grünstraße noch das Beste herausholt. Doch bald soll die Kirchenmusik als Gemeinschaft stiftendes Element in der Evangelischen Kirchengemeinde Kaarst mit Hilfe einer neuen Orgel aus dem Schatten-Dasein hervorgeholt werden: ein ehrgeiziges Projekt des Orgel-Förderkreises. Die alte Verschueren-Orgel ist für die Auferstehungskirche zu klein dimensioniert. Für den Kauf einer neuen Orgel wollen Pfarrer Carsten Schraml (stehend) sowie (v.r.) Diakoniekirchmeisterin Ilse von Gadow, Kantor Wolfgang Weber und Gesine Wächter mit dem Orgel-Förderkreis um Spenden werben und die finanzielle Basis schaffen. NGZ-Foto: L. Berns -->

Keine Frage: Als die Auferstehungskirche 1964 eingeweiht wurde, war die Kirchengemeinde dankbar, für das Gotteshaus an der Grünstraße ein gebrauchtes, älteres Instrument zur musikalischen Gestaltung der Gottesdienste anschaffen zu können. Aber: "Mit seinen 4,5 Registern ist die Verschueren-Orgel vom Volumen her zu klein und zu wenig tragfähig für die Kirche. Sie hat kaum tiefe Töne und klingt ziemlich schreiend und schrill", zeigt Kantor Wolfgang Weber auf und unterstreicht dies kurzerhand mit einer "Hörprobe". Auch Instrumente altern. "An der Nachkriegsorgel kann man nichts mehr reparieren", erläutert Diakoniekirchmeisterin Ilse von Gadow.

"Im Zuge unseres neuen Gemeindekonzeptes wollen wir den Bereich der Verkündigungsarbeit schwerpunktmäßig auf die Auferstehungskirche konzentrieren", zeigt Joachim Fleischer als einer der Initiatoren des Orgel-Förderkreises auf. Und wie der Handwerker vernünftiges Werkzeug braucht, benötigt ein Kantor für die Kirchenmusik als klingenden Ausdruck der Verkündigung eine geeignete Orgel. Wolfgang Weber: "Wir brauchen ein Instrument mit 14 Registern." Carsten Schraml betont: "Wir wollen keine Konzertkirche werden, aber dennoch das kulturelle Angebot in Kaarst mit Kirchenmusik aufwerten."

Die kleine Orgel durch ein neues Instrument zu ersetzen, kostet beinahe so viel wie ein Einfamilienhaus, denn jede Orgel wird individuell konzipiert - für ihren Bau ist überwiegend Handarbeit erforderlich. "Rund 180.000 Euro benötigen wir", zeigt Joachim Fleischer auf. Gemeinsam mit seinen Mitstreitern vom Förderkreis und Kantor Weber besuchte er verschiedene Orgelbau-Firmen. Das Team machte sich sachkundig, hörte sich vor Ort in Norf, Düsseldorf und Kevelaer Instrumente mit ihren verschiedenen Klangstilen an und holte sich Angebote von Orgelbau-Unternehmen ein: Elf Angebote sollen nun von Experten und Fachgremien der Evangelischen Kirche geprüft werden.

Ohnehin kann mit dem bis zu zwei Jahre Zeit in Anspruch nehmenden Bau des Instrumentes nicht gleich begonnen werden - eine Finanzfrage. Gottvertrauen ist gut, aber aktive Spenden-Werbung ist genauso sinnvoll, sagten sich die Initiatoren des Orgel-Förderkreises. Damit nicht nur die Münzen in den pfeifenförmigen Spardosen in der Auferstehungskirche klingen, sondern bald die handgefertigten 1.000 bis 1.500 Orgelpfeifen ihre Klangfülle verbreiten können, ließ sich der Förderkreis allerhand einfallen: Zum Gemeindefest am Sonntag, 30. September, das nach einem Familiengottesdienst (er beginnt um 10.30 Uhr) startet, haben Gesine Wächter und engagierte Helfer unter Anleitung von Bäcker Willi Esser kleine Marzipan-Orgelpfeifen geformt.

Der Erlös des Gemeindefestes soll ebenso das Orgel-Projekt voranbringen wie die Spenden- und Mitglieder-Werbung, nicht zu vergessen die Aktion "Tafeln nach Noten": ein Abend bei Kerzenschein im Kirchenraum, an dem sich die Gäste am Reformationstag mit einem Drei-Gänge-Menü verwöhnen lassen können.

(NGZ)
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