Kaarst Syrische Familie wird in Kanada wiedervereint

Kaarst · Flüchtlingshelferin Ursula Baum bringt einen syrischen Jungen zu seinen Eltern nach Kanada - die hat er seit zwei Jahren nicht gesehen.

 Flüchtlingshelferin Ursula Baum mit dem elf Jahre alten Rezan, den sie nach Kanada begleiten wird, und seinem Bruder Joan.

Flüchtlingshelferin Ursula Baum mit dem elf Jahre alten Rezan, den sie nach Kanada begleiten wird, und seinem Bruder Joan.

Foto: Baum

Nur noch wenige Tage, dann steigt Ursula Baum in das Flugzeug nach Kanada. "Der Flieger startet am 23. November um 10 Uhr in Frankfurt - und ich freue mich schon sehr", sagt sie. Doch es wird keine Vergnügungsreise. Die engagierte Flüchtlingshelferin wird einen Jungen zu seinen Eltern bringen - die hat er seit fast zwei Jahren nicht mehr gesehen.

Mit elf Jahren hatte Rezan mit seinen beiden älteren Brüdern die Familie in Syrien verlassen. "Die Eltern wollten ihren Kindern ein Leben in Frieden ermöglichen und hatten sie fort geschickt", berichtet Ursula Baum. Über Stationen in der Türkei und Wuppertal seien die Jungen schließlich nach Neunkirchen gekommen, der Heimatstadt von Ursula Baum. "Meine Mutter, die ebenfalls in der Flüchtlingshilfe aktiv ist, hat mir im Oktober vergangenen Jahres von seinem Schicksal erzählt", berichtet sie. Der Junge, für den der älteste Bruder zwischenzeitlich die Vormundschaft übernommen habe, besuche eine Integrationsklasse und lerne eifrig Deutsch. Doch er vermisse seine Eltern. "Ein Kind in diesem Alter gehört einfach zu Mutter und Vater", so Baum. Die Eltern des Jungen seien inzwischen auch aus Syrien geflohen und lebten in Kanada. "Dann hörte ich, dass die Mutter ihren Sohn holen würde. Ich habe mich sehr für ihn gefreut", sagt die 50-Jährige. Doch es sollte anders kommen. "Was schief gelaufen ist, wissen wir nicht genau. Aber im April dieses Jahres hieß es plötzlich, dass Rezan nicht zu seinen Eltern dürfe", erzählt sie.

Ursula Baum wurde aktiv. "Jedes Kind hat das Recht, bei seinen Eltern aufzuwachsen", stellt sie fest. Sie habe im Internet nach der E-Mail-Adresse des kanadischen Premierministers Justin Trudeau gesucht. "Und sie erstaunlich schnell gefunden", sagt sie. Dann habe sie dem Staatsoberhaupt geschrieben. "Er hat sein Land für Flüchtlinge geöffnet und geht sehr offen damit um. Deshalb dachte ich, 'schreib ihm einfach mal'", berichtet Baum. "Ich habe ihm die Situation geschildert und gebeten, sich des Jungens anzunehmen, ihn in das Land zu lassen und dem Kind das Zusammenleben mit seinen Eltern zu ermöglichen. Das war am 5. Mai dieses Jahres." Schon fünf Tage später habe sie eine Antwort aus dem Büro des Premierministers bekommen. "Der Mitarbeiter teilte mir mit, dass er meine E-Mail an den für Immigration und Flüchtlinge zuständigen Minister weiterleiten werde", so Baum. Bei einem Termin in der kanadischen Botschaft in Düsseldorf habe sie dem zuständigen Botschafter Rezans Geschichte erzählt, ihm ihre Karte gegeben. Tatsächlich habe die für Flüchtlinge zuständige Botschaft Kanadas in Wien dann eine DNA-Probe veranlasst. "Rezan hatte keinen Pass. Es musste nachgewiesen werden, dass er tatsächlich das Kind seiner Eltern ist", erklärt Baum.

Inzwischen sei alles geklärt, Rezans Papiere seien komplett. "Nun wird er seine Brüder in Deutschland verlassen und hat ein emotionales Wechselbad vor sich. Das Kind ist noch nie geflogen. Deshalb werde ich ihn begleiten. Der Junge ist zu schützen", so Ursula Baum.

(NGZ)
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