Kaarst Streit um verwahrloste Ziegen

Kaarst · Auf einem Grundstück "An der Lauvenburg" sollen zehn Schafe und Ziegen verwahrlost sein. Das Kreis-Veterinäramt ist eingeschaltet und veranlasst eine Klauenpflege. Jakob Mayer darf die Tiere behalten.

 Die Ziegen werden zurzeit mit einer Schmerztherapie behandelt. Sie hatten vor allem Probleme an den Klauen.

Die Ziegen werden zurzeit mit einer Schmerztherapie behandelt. Sie hatten vor allem Probleme an den Klauen.

Foto: Andreas Baum

Einige Ziegen können sich kaum noch auf den Beinen halten. drei Schafe blöken vor Schmerzen, humpeln. Thomas Nachtigal (40) sieht ein "Bild des Jammers", als er am 1. Juni zufällig an dem Grundstück "An der Lauvenburg" vorbeikommt. Als engagierter Tierschützer sieht er sofort: "Die Schafe und Ziegen sind verwahrlost." Mit der Kamera dokumentiert der Neu-Osterather den Zustand der Kreaturen.

Thomas Nachtigal, im Hauptberuf IT-Experte, schaltet das Veterinäramt des Rhein-Kreises ein. Die Reaktion von Amtsleiter Dr. Gerhard Fischer und seinen Kollegen ist aus seiner Sicht enttäuschend. "Als ich mehr als drei Wochen später wieder dort vorbei kam, hatte sich nichts getan. Die Tiere waren immer noch in einem schlechten Zustand."

Dieser Kritik widersprechen Fischer und seine Mitarbeiterin Claudia Zerlik. Die Tierärztin kümmert sich persönlich um, die Tiere. "Wir waren unmittelbar nach dem langen Wochenende vor Ort", so Zerlik. Sie bestätigte den kranken Zustand einiger Tiere. Diagnose: mangelnde Pflege der Klauen. Deshalb konnten einige der Ziegen und Schafe sich kaum noch richtig bewegen. "Zusätzlich litten einige der bis zu 15 Jahre alten Tiere an Arthrose."

Für die Therapie ist die Besitzerfamilie Mayer zuständig. Zerlik: "Wir haben eine Frist gesetzt, um die Klauen der Tiere zu behandeln." Als sie dann wenige Tage später zur Kontrolle kam, war nichts geschehen. Ihre Einschätzung: "Der Tierhalter ist damit überfordert." Die Konsequenz: "Wir haben eine professionelle Klauenpflege veranlasst", so Zerlik. Dieses Problem war nach wenigen Tagen erledigt. "Und die Arthrose ist nicht auf mangelnde Pflege oder nicht artgerechte Haltung zurückzuführen", so die Tierärztin. Eine spezielle Schmerztherapie, so Zerlik, werde die Tiere schnell wieder auf die Beine bringen.

Thomas Nachtigal hätte ein schärferes Vorgehen des Rhein-Kreises erwartet. Er fand die Tiere in einem "verwahrlosten Zustand". Doch Claudia Zerlik sieht keine weitere Handhabe gegen die Tierhalter: "Die waren mit der Klauenpflege überfordert. Darüber hinaus gibt es keine gravierenden Beanstandungen", so die Tierärztin. Der Stall sei sauber, die meisten Ziegen und Schafe in einem guten Ernährungszustand, das Futter sei gut — es bestehe kein Grund zur Sorge. Halter Jakob Mayer (59): "Wir halten seit Jahrzehnten Ziegen und Schafe, tun alles für die Tiere." Mittlerweile kämen zahlreiche Kinder aus der Umgebung, um die Schafe und Ziegen zu füttern — und sie zu streicheln.

"Und nur wenn Tiere wirklich in Gefahr sind, dürfen und müssen wir sie den Eigentümern weg nehmen", beschreibt Zerlik die Gesetzeslage. Thomas Nachtigal will weiter ein waches Auge auf das Gehege legen und notfalls erneut das Veterinäramt einschalten.

(NGZ/rl)
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