Gewässer in Kaarst Streit um Schlamm im Nordkanal

Kaarst · Mit Kleinstmaßnahmen soll der ökologische Zustand des Nordkanals verbessert werden. Das reicht manchen nicht. Josef Karis vom Wasser- und Bodenverband Nordkanal möchte, dass der Schlamm im Kanal entfernt wird.

 Die Wasserqualität des Nordkanals hat sich in den vergangenen Jahren erheblich verbessert. Doch bis zum Jahr 2027 soll noch mehr passieren. Die Frage bleibt, was wirklich hilft.

Die Wasserqualität des Nordkanals hat sich in den vergangenen Jahren erheblich verbessert. Doch bis zum Jahr 2027 soll noch mehr passieren. Die Frage bleibt, was wirklich hilft.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Der Nordkanal ist ein Thema, das die Stadt Kaarst und seine Bürger schon seit Jahrzehnten beschäftigt. Jetzt ist es wieder aktuell geworden, da kürzlich der Wasser- und Bodenverbandes Nordkanal Nordkanal (WBVN) zusammengekommen ist. Uneinigkeit gibt es in vielen Punkten.

Die Wasserrahmenrichtlinie des Europäischen Parlaments sieht vor, dass die heimischen Gewässer bis zum Jahr 2027 in einem guten Zustand sein sollen. Eigentlich hätte das schon viel früher passieren müssen, sagt Josef Karis, Mitglied des WBVN. „Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie gilt seit dem Jahr 2000. Ich kann nicht verstehen, dass bisher nichts passiert ist“, sagt er. Ulrike Nienhaus als Vorsitzende des Vereins sagt, dass das aktuellste Gutachten zur Instandsetzung des Nordkanals erst am 4. April 2017 vorgestellt wurde, und zwar noch vom damaligen Umweltminister Johannes Remmel. Es widmet sich der Ökologie des Gewässers. Das Gutachten sollte dazu dienen, künstliche Wasserkörper, also Kanäle, zu untersuchen und anhand des Beispiels Nordkanals zu bewerten.

Es folgten viele Untersuchungen, die einige Maßnahmen mit sich brachten. Letztendlich seien dies Kleinstmaßnahmen, die das Potenzial verbessern sollen. Nienhaus: „Heute stehen wir an dem Punkt, an dem wir Maßnahmen im Einzelnen auf ihre Wirksamkeit prüfen wollen.“ Aktuell werden etwa Bäume, die in den Kanal fallen, als Totholz belassen, damit sich Fließstrukturen ausbilden. Weiterhin sei zu überlegen und zu bewerten, was Änderungen an den Stau-Schwellen im Nordkanal bringen. Dabei müsse man beachten, was durch Schlammverlagerungen passiert.

Karis ist der Meinung, dass der Schlamm raus aus dem Nordkanal muss. „Es geht ja darum, dass der Schlamm hochgradig belastet ist.“ Er selbst hat vor rund 20 Jahren Proben untersuchen lassen, die verheerend gewesen seien. Karis: „Ich weiß nicht, wieso man nicht damals den Schlamm entsorgt hat, als es die Möglichkeit gab, ihn für etwa 500.000 DM zu entsorgen.“ Vor allem, weil es sich dabei um eine „lächerliche Summe“ gehandelt hätte, so Karis, wenn der Verbandsbeitrag für den WBVN, den Hauseigentümer und Bauern bis zum Jahr 1976 gezahlt haben, nicht eingestellt worden wäre. Zudem sieht Karis in der Maßnahme, den belasteten Schlamm aus dem Nordkanal zu entfernen, eine wirkungsvolle Methode, das Grundwasser abzusenken. Ein Problem, dass durch die Aufwertung des ökologischen Zustandes nicht behoben wäre. Nienhaus bezweifelt hingegen, dass diese Maßnahme viel bewirken würde. Zudem sagt sie: „Man kann jetzt nicht einfach anfangen, den Schlamm rauszuholen. Man muss sich das mal vorstellen, man würde hinten mit einem Bagger anfangen, dann kommt ja direkt Schlamm aus Willich nach.“ Gleichzeitig müssten, so Nienhaus, die Ufer neu gestaltet werden, die Niederschlagseinläufe würden nicht mehr passen, um nur einige der Auswirkungen zu nennen. Ob dies genehmigt werden würde, sei noch eine ganz andere Frage.

Also bleibt der Schlamm im Nordkanal? Nienhaus: „Das Gutachten sagt ganz klar, dass man an dem Schlamm gar nichts tun, sondern ihn im Kanal belassen und eher Maßnahmen ergreifen soll, um die Ökologie zu verbessern.“ Bleibt das Problem der hohen Grundwasserstände, etwa in Vorst. Das Thema Grundwasser, so stehe es im Gutachten, werde man nicht durch die ökologischen Maßnahmen lösen können. Das Thema Grundwasser sei in Kaarst schon diskutiert worden, etwa inwieweit man großräumige Maßnahmen durchführt. Nienhaus: „Da haben sich seinerzeit nicht genügend Bürger zusammengefunden, die eine Mitfinanzierung der Maßnahmen tragen würden. Letztendlich ist es ein Problem, das der Bürger für sich lösen muss.“

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