Kaarst Streit um Fahrradschranken

Kaarst · Dieter Weinhold setzt sich für den Abbau der Umlaufschranken am Büttgener S-Bahnhof ein. Sind die rot-weißen Pfosten sinnvoll oder eine Barriere für Behinderte? Unter den NGZ-Lesern gehen die Meinungen auseinander.

 Wer wie Heike Bohlmann versucht, mit einem Fahrradanhänger durch die Schikanen zu kommen, braucht Geschick.

Wer wie Heike Bohlmann versucht, mit einem Fahrradanhänger durch die Schikanen zu kommen, braucht Geschick.

Foto: MICHAEL REUTER

Sie ist so etwas wie eine Hauptverkehrsader in Büttgen, jedenfalls für alles, was keinen Motor hat. Die einen sagen, sie war eine Rennstrecke. Die anderen meinen, das ist übertrieben. Fakt ist: Die Stadt hat beide Eingänge zur Fußgänger- und Fahrradunterführung am S-Bahnhaltepunkt im vergangenen Jahr mit schräg versetzten, eisernen Schikanen versehen. Seither wird in Büttgen über Sinn und Unsinn der rot-weißen Barrieren diskutiert.

Ein Dorn im Auge sind sie vor allem Dieter Weinhold, der sich dafür starkmacht, dass die Stadt die Umlaufschranken wieder entfernt. "Weil ein hohes Verletzungsrisiko besteht und Menschen mit Kinderwagen, Rollatoren oder gar Rollstühlen kaum eine Möglichkeit haben, an den Barrieren vorbeizugehen", hat sich Weinhold an den Petitionsausschuss des Landtages Nordrhein-Westfalen gewandt. In den kommenden Wochen wird dieser eine Empfehlung aussprechen. Bürgermeister Franz-Josef Moormann sagt, er wolle die Bewertung abwarten. "Nach unserer Einschätzung wird die Verkehrssicherheit gefördert, und zwar auch für Menschen mit Behinderung."

Ist die rot-weiße Pfosten-Konstruktion nun sinnvoll oder eine Barriere beziehungsweise eine Gefahr für Behinderte und Radfahrer? Unter den NGZ-Lesern gehen die Meinungen darüber auseinander. Camilla Altvater zum Beispiel dankt Dieter Weinhold dafür, dass er sich für den Abbau der Schranken einsetzt. "Von Vorst aus machen wir oft eine Radtour nach Büttgen", schreibt sie. Im vergangenen Jahr sei ihre dreijährige Tochter mit ihrem Rädchen beinahe in die Barrieren gerast. "Ich sah die Schranken auch erst, als ich um die Kurve bog. Nur durch einen waghalsigen Sprint konnte ich meine Tochter kurz vorher stoppen. Wir schieben unsere Räder nun, aber — wo können unsere Kinder Bremsen üben?"

Leni Krinn aus Büttgen (82 Jahre alt) benutzt einen Rollator. "Ich bin dankbar für die Umlaufschranken am Bahnhof", sagt sie. Weil sie die rasenden Radfahrer bremsten. Und: "Ich habe noch keinen Menschen getroffen, der mit seinem Rollator nicht durch die Schranken gekommen wäre."

Auch Heinz Hüsgen aus Büttgen meint: "Die Umlaufschranken sind schon lange nötig." Eine Barriere für Behinderte sieht er in ihnen nicht. Vielmehr seien die Abstände zwischen den Schranken am Regiobahn-Haltepunkt Holzbüttgen viel geringer. "Da kann ein Behinderter gar nicht durchkommen", sagt Hüsgen. "Und das stört keinen, oder?" Und Bernd Haumanns findet: "Künftig sollten Radfahrer, die meinen, sie müssten im Tunnel freie Fahrt haben, nicht mehr ,schikaniert' werden. Vielmehr sollte dafür gesorgt werden, dass jeder Radfahrer gezwungen wird, von seinem Rad abzusteigen, um es im Tunnel als Fußgänger zu schieben."

(NGZ)
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