Kaarst Stodiekring: Anwohner klagen gegen Hallenbau

Kaarst · In unmittelbarer Nähe zum Wohngebiet entsteht ein Auslieferungslager für Stahlregale. Das Hallengerüst steht bereits. Anwohner befürchten Lärmbelästigungen. Gegen die von der Stadt erteilte Baugenehmigung haben sie jetzt Klage vor dem Verwaltungsgericht eingereicht.

 Gerhard Guse (v.l.), Martina Roth und Sven Stiefel sind Anwohner des Stodiekrings. Dass das gesamte Areal zwischen Neersener-, Gustav-Heinemann- und Industriestraße überplant werden soll (siehe Skizze r.), bereitet ihnen Sorge.

Gerhard Guse (v.l.), Martina Roth und Sven Stiefel sind Anwohner des Stodiekrings. Dass das gesamte Areal zwischen Neersener-, Gustav-Heinemann- und Industriestraße überplant werden soll (siehe Skizze r.), bereitet ihnen Sorge.

Foto: Andreas Baum/Ingenieurbüro Kaiser

Das Gerüst an der Industriestraße steht schon, unübersehbar, auf 1800 Quadratmetern. Und es wächst. "Wir bauen erst einmal weiter", sagt Architekt Wolfgang Kaiser. "In ein paar Wochen könnten wir fertig sein." Vorausgesetzt, das Verwaltungsgericht Düsseldorf macht dem Bauherrn keinen Strich durch die Rechnung — durch einen Baustopp im Eilverfahren beispielsweise. Anwohner des benachbarten Wohngebiets am Stodiekring haben jetzt Klage gegen die von der Stadt erteilte Baugenehmigung eingereicht. Der Verwaltung werfen sie vor, nicht ausreichend und viel zu spät über das Bauvorhaben informiert zu haben. Dabei bereitet ihnen drohender Lärm durch Anlieferverkehr und Ladevorgänge am meisten Sorgen.

 Gerhard Guse (v.l.), Martina Roth und Sven Stiefel sind Anwohner des Stodiekrings. Dass das gesamte Areal zwischen Neersener-, Gustav-Heinemann- und Industriestraße überplant werden soll (siehe Skizze r.), bereitet ihnen Sorge.

Gerhard Guse (v.l.), Martina Roth und Sven Stiefel sind Anwohner des Stodiekrings. Dass das gesamte Areal zwischen Neersener-, Gustav-Heinemann- und Industriestraße überplant werden soll (siehe Skizze r.), bereitet ihnen Sorge.

Foto: Andreas Baum/Ingenieurbüro Kaiser

Fakt ist: Das Kaarster Unternehmen LHS will sich vergrößern und auf einem Grundstück zwischen dem Wohngebiet auf dem Gelände der ehemaligen Düngemittelfabrik "Stodiek" und dem Tiernahrungsbedarf "Katina" ein Auslieferungslager für Stahlregale bauen. Eine erste Teilbaugenehmigung hatte die Stadt im vergangenen Jahr erteilt und kurz darauf wieder zurückgenommen, wegen eines Form- beziehungsweise Berechnungsfehlers. Im November schließlich ging die endgültige Baugenehmigung zu. "Alle erforderlichen Gutachten, unter anderem zum Schallschutz, wurden vorher eingereicht", sagt Wolfgang Kaiser. Lärmprobleme für die Anwohner des Stodiekrings ergäben sich diesen zufolge nicht.

Der Architekt überplant derzeit das gesamte Areal zwischen Neersener-, Gustav-Heinemann- und Industriestraße. Neben dem für das Stahlregallager vorgesehenen Grundstück will der "Hagebaumarkt" eine leerstehende Lagerhalle zu einem "Drive in"-Baustoffmarkt umbauen. Die Aufregung, die vor allem die LHS-Pläne in der Nachbarschaft ausgelöst haben, kann Wolfgang Kaiser nur bedingt verstehen. Es sei immer klar gewesen, dass an dieser Stelle Gewerbe neben Wohnbebauung geplant ist, sagt er. Abgesehen davon sei eine Lagerhalle schallschutztechnisch gesehen am wenigsten problematisch. Schließlich gebe es dort keine Produktion. Sogar ein Außenlager, wie von LHS zunächst geplant und von den Anwohner befürchtet, sei unter Lärmschutzgesichtspunkten problemlos möglich gewesen. Aus Rücksicht auf die Bedenken der Nachbarn, sagt Kaiser, habe das Unternehmen davon jedoch abgesehen. Aus Sicht des Bauherrn sei das ein Zugeständnis.

Aus Sicht der Anwohner ist das zu wenig. Eine ordnungsgemäße Fortführung des Bebauungsplanverfahrens "B-Plan 104" mit Beteiligung der Bürger, sagt Sabine Heilwagen, die zu den Klägern gehört, wäre der richtige Weg gewesen — mit einer Gesamtbetrachtung der Verkehre und Belästigungen. 2008 sei besagter B-Plan vom Stadtrat nicht verabschiedet worden. Insbesondere auch deshalb, weil die Bezirksregierung wegen des Schallschutzes Bedenken gehabt habe. "Jetzt", sagt Heilwagen, "sollen die Vorhaben also einzeln nach Paragraf 34 Baugesetzbuch genehmigt werden — mit Schallprognosen, die der Antragsteller selber bezahlt." Dass am Stodiekring mehr Lärm entstehen wird, als zumutbar ist, dessen sind sich die Kläger auf jeden Fall sicher: "Geschlossene Fenster und Tore — die Baugenehmigung", sagt Heilwagen, "sieht einen in erster Linie verhaltensbedingten Schallschutz vor. Kein Mensch hat nachgefragt, was wirklich realistisch ist."

Die Stadt will sich zum laufenden Verfahren derzeit nicht äußern. Im Falle eines Baustopps kämen wohl Regressforderungen auf sie zu.

(NGZ/ac)
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