Kaarst "Stadtentwicklung steht oben auf der Agenda"

Neuss · Mit der NGZ spricht der Vorsitzende der Kaarster Grünen über die Wahl - Kernthemen, Ziele und eine spezielle Farbkombination.

Herr Gaumitz, 2009 gab es einen Skandal um eine nackte Frau auf einem Wahlplakat der Kaarster Grünen. 2014 wirbt ein Feuerwehrmann ohne Hemd für ökologischen Landbau. Ist das jetzt Provokation, oder sind Ihnen die "herkömmlichen" Wahlplakate einfach zu humorlos?

ChristianGaumitz Ich würde es als Humor bezeichnen. Man muss auch über sich selber lachen und sich selber nicht immer zu 100 Prozent ernstnehmen können. Das gilt insbesondere beim Thema "Bio". Da sind wir Kaarster Grüne halt anders. Sonst ist es auch einfach nicht machbar, bei den noch herrschenden politischen Verhältnissen in Kaarst aktiv zu sein. Wir nutzen hier einen Hingucker, um ins Gespräch zu kommen und über unsere Ziele und Inhalte reden zu können. Mit Textwüsten geht das nicht.

Sie sagen, Sie seien eine kleine Partei mit großen Ideen und Biss. Belege bitte ...

Gaumitz Der nicht von uns, sondern von Mitbewerbern geprägte Begriff der Oppositionsführer bringt es eigentlich auf den Punkt. Wir hinterfragen die Politik und Arbeit von CDU, SPD und FDP und zeigen Schwachstellen auf. Darüber hinaus setzen wir selber Akzente, die nach und nach von der Mehrheit übernommen werden, beispielsweise das Jugendzentrum Vorst, Ökostrom für Kaarst, die Quartiersidee, der Generationenspielplatz oder der Bolzplatz in Büttgen.

Welche Kernthemen wollen Sie in der kommenden Wahlperiode anpacken?

Gaumitz Ganz oben auf der politischen Agenda steht der Abschluss der Projekte Jugendzentrum Vorst, Neubau Gerätehaus für die Feuerwehr in Büttgen. Dann steht sicherlich der Neubau der Grundschule Stakerseite auf der Agenda. Als "große Linien" sehen wir noch die nachhaltige Stadtentwicklung, die aus unserer Sicht der Kernansatz zu mehr Lebensqualität in Kaarst ist. Hierzu gehört der schonende Umgang mit Flächen.

Stichwort: "Bürgernahe Politik". Die Grünen, so heißt es, stellen sich Lokalpolitik anders vor - also anders als bislang praktiziert. Wie soll das aussehen?

Gaumitz Wir setzen uns seit 15 Jahren für mehr Transparenz und Mitbestimmung ein. Das Jugendforum war eine Initiative der Grünen, die CDU und der FDP-Jugenddezernent abgewürgt haben. Daran schließt sich die Forderung nach einem Seniorenbeirat an und die Unterstützung der Bildung eines Integrationsrates. Wir wollen Politik für die Bürgerinnen und Bürger öffnen. Transparenz wollen wir durch Livestream von Sitzungen, umfassenderes Fragerecht und frühzeitige Einbindung in Planungsprozesse erreichen.

Bei der letzten Kommunalwahl 2009 lag Ihre Partei knapp hinter der SPD. Wie lautet das Wahlziel für den 25. Mai? Zweitstärkste Partei hinter der CDU?

Gaumitz Wir beschäftigen uns nicht mit Zahlenspielen, wir wollen Inhalte durchsetzen und Kaarst "grüner" machen. Je stärker die Grünen am 25. Mai werden, desto mehr werden alte und verkrustete Strukturen aufgebrochen - das geht nur mit uns.

Wie gefällt Ihnen die Farbkombination schwarz-grün?

Gaumitz "Grün pur" ist das Motto - die Grünen haben in den letzten 15 Jahren immer deutlich ihre Eigenständigkeit und Sachorientiertheit unter Beweis gestellt. Im Rahmen des Wahlkampfes werden wieder Gerüchte und Anfeindungen gegen die Grünen kolportiert. Anders als die Kollegen von SPD und FDP, die der CDU einen Persilschein ausgestellt haben, indem sie den Haushalt 2014 mittrugen, konnten die Grünen sich ihre Eigenständigkeit und Souveränität erhalten.

JULIA HAGEMACKER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort