Kaarst Stadt will Erdkabellösung

Kaarst · Die Verwaltung lehnt den Bau einer komplett oberirdischen Höchstspannungsleitung im Stadtgebiet ab. Amprion soll klären, ob zwischen Neusser Straße und der Anschlussstelle Holzbüttgen eine Erdverkabelung möglich ist.

Diese Nachricht wird Marlies Lappe, Juristin und Vorsitzende der Bürgerinitiative "Pro Kabel Kaarst", zunächst einmal freuen: Die Verwaltung spricht sich erstmals klar gegen den Bau einer komplett oberirdischen 380-kV-Höchstspannungsleitung auf Kaarster Stadtgebiet aus und empfiehlt dem Rat, eine solche abzulehnen. Nach wie vor deutlich intensiver geprüft werden muss nach Auffassung der Stadt dagegen eine unterirdische Stromverkabelung im Bereich zwischen Neusser Straße und der Autobahnanschlussstelle Holzbüttgen – dort also, wo die bereits bestehende Stromtrasse der Wohnbebauung schon jetzt sehr nahe kommt. Ob eine Teil-Erdverkabelung am Ende realisierbar ist, ist fraglich. Verwaltung und Politik hätten im Fall eines Baus der neuen Freileitung allerdings ihr Mögliches getan.

Zur Erklärung: Zur Sicherung der Energieversorgung will die Amprion GmbH das Stromnetz in NRW ausbauen. Geplant ist unter anderem die Errichtung einer neuen 380-kV-Höchstspannungsfreileitung zwischen den Umspannanlagen Osterath und Rommerskirchen. Auf Kaarster Stadtgebiet würde diese auf circa 4,4 Kilometern Länge von Norden nach Süden verlaufen: östlich der L 154, von der Alten Landwehr über die L 30 und die A 52, weiter über die Neusser Straße, östlich entlang der Wohnbebauung Im Rottfeld/Kampwebersheide und ab der Autobahnanschlussstelle Holzbüttgen parallel zur A 57, wo sie im Bereich des Gewerbegebiets Hüngert das Stadtgebiet dann wieder verlässt. Das Planfestellungsverfahren läuft. Marlies Lappe hat sich die im Büttgener Rathaus ausgelegten Pläne angesehen und ist enttäuscht: "Es wurde kein Alternativkonzept, etwa zur Trassenverlagerung oder zur Gleichstromtechnologie, erarbeitet", sagt sie. "Im Gegensatz zu Neuss-Reuschenberg, wo eine Trassenverlagerung zur Herstellung eines größeren Anstands zur Wohnbebauung mit einem Mehraufwand von 2,2 Millionen Euro in das Verfahren eingebracht wurde, ist das für Kaarst nicht der Fall. Im Gegenteil: Die 380-kV-Leitung rückt näher an die Wohnbebauung heran als die bestehende 220-kV-Leitung."

Amprion begründet die Pläne für Kaarst zum einen mit der bereit seit 1917 bestehend Trasse. Mit einem Verlassen derselben, heißt es, würde die Konflikte nur verlagert, die Gesamtsituation aber nicht verbessert. Was die Erdverkabelung betrifft, wird u.a. auf die derzeit bundesweit begrenzte Anzahl genau definierter Standort für Pilotprojekte verwiesen. Über die generelle Zulassung von Erdkabeln bei Höchstspannungsleitungen soll erst nach deren Auswertung entschieden werden. Schon jetzt, heißt es, sei jedoch absehbar, dass die nötigen Übergabe-Bauwerke stärker in Natur und Landschaft eingriffen, als Freileitungen. Auch seien Teile des Kaarster Trassenbereichs als "archäologische Verdachtsfälle" deklariert – was eine Erdverkabelung vermutlich problematisch macht.

(NGZ)
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