Unternehmen Wo die Wirtschaft boomt

Kaarst · Ikea ist der größte Gewerbesteuerzahler und das Unternehmen mit dem höchsten Bekanntheitsgrad. Der schwedische Möbelriese hat auch andere Inneneinrichter angezogen. Trotzdem ist Kaarst viel mehr als eine Möbelstadt. Ihr Rückgrat sind die Mittelständler.

 Jahrelang wurde um die Zukunft des Möbelhauses Ikea in Kaarst gerungen, jetzt steht fest: Ikea baut neu und bleibt in der Stadt. Foto/Archiv: Lothar Berns

Jahrelang wurde um die Zukunft des Möbelhauses Ikea in Kaarst gerungen, jetzt steht fest: Ikea baut neu und bleibt in der Stadt. Foto/Archiv: Lothar Berns

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Wer Kaarst immer noch als Schlafstadt bezeichnet, der hat die Entwicklung der vergangenen 20 Jahre nicht mitbekommen. Wirtschaftsförderer Dieter Güsgen (51) spricht nicht unbescheiden von einem "Erfolgsstandort". Sein Problem: Er hat zurzeit zu wenig Gewerbeflächen zur Verfügung. Was beeindruckt: Die Gewerbesteuereinnahmen haben sich in den vergangenen 20 Jahren nahezu verdreifacht.

 Thomas Bierholz hat unter anderem die neue Musikschule geplant.

Thomas Bierholz hat unter anderem die neue Musikschule geplant.

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Ikea ist der größte Gewerbesteuerzahler und das Unternehmen mit dem höchsten Bekanntheitsgrad. Ebenfalls überregional bekannt: Gärtner Pötschke und Viebrock-Haus, beide in Holzbüttgen. In Büttgen ist unter anderem der Global Player Parker Hannifin mit seiner Deutschlandzentrale vertreten, in der mehr als 300 Menschen arbeiten. Wie die Motten das Licht hat der schwedische Möbelriese andere Einrichter angezogen: Wer neue Möbel sucht, kommt von weit her, um auf der Kaarster "Möbelmeile" fündig zu werden. Es sind aber nicht die ganz Großen, die die Kaarster Wirtschaft prägen: "Das Rückgrat sind die Mittelständler", weiß Dieter Güsgen. Der Vorteil: Wohl und Wehe der Stadt hängen nicht von der wirtschaftlichen Situation eines einzigen Unternehmens ab.

 Horst Indenhuck baute das Alte Rathaus in Kaarst um. Fotos (2): lber

Horst Indenhuck baute das Alte Rathaus in Kaarst um. Fotos (2): lber

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Der Mittelstand ist leistungsfähig und platzt zum Teil aus allen Nähten: "Betriebe, die wir vor einigen Jahren angesiedelt haben, wollen expandieren", sagt Güsgen, der zurzeit jedoch nur magere 3000 Quadratmeter anbieten kann. Weitere 10 000 Quadratmeter könnten recht kurzfristig hinzukommen, wenn eine Entscheidung für eine bestimmte Verkehrsvariante gegenüber von MacDonalds getroffen wird. Das Gewerbegebiet "Kaarster Kreuz" soll um stolze 500 000 Quadratmeter erweitert werden – rund 100 000 Quadratmeter wird alleine Ikea beanspruchen, um das Warenangebot deutlich großzügiger präsentieren zu können. Was dann aus dem Altstandort wird, ist Sache der Politik. Güsgen könnte sich dort einen Bürostandort vorstellen.

Ein ganz anderes Thema: Der Einzelhandel in Kaarst. Eine gute Voraussetzung ist die hohe Kaufkraft der Kaarster. Die entsprechende Kennziffer beträgt 119 und übersteigt damit den Durchschnittswert in NRW von 102,4 erheblich. In Kaarst findet man auch fast alles, was man zum Leben braucht. Ein Einzelhandelsgutachten hat aber gewisse Defizite aufgezeigt. Noch fließt zu viel Kaufkraft in die umliegenden Städte ab. Trotzdem sieht man so gut wie keine Leerstände, es gibt keine Ein-Euro-Läden oder Billigbäcker. Viele Geschäfte und die meisten Betriebe sind in Kaarst inhabergeführt. Durch herausragende Leistungen und ein stimmiges Marketing sind sie kerngesund.

(NGZ)
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