Kaarst Spürhunde schlugen im Haus des Angeklagten an

Dormagen/Kaarst · Im Fall des getöteten Dormageners Daniel D. wurde gestern der Prozess gegen seinen wegen Totschlags angeklagten Cousin fortgesetzt.

 Am Tatort haben Angehörige ein Gedenkkreuz aufgestellt.

Am Tatort haben Angehörige ein Gedenkkreuz aufgestellt.

Foto: hjba (Archiv), lber

Er sitzt da wie immer - emotionslos, mit starrem, leicht angestrengtem Gesichtsausdruck. An die Verzweiflung seiner Tante, deren Sohn er getötete haben soll, hat sich der Angeklagte offenbar schon gewöhnt. "Wie kannst Du nur so dasitzen?", fragt sie ihn weinend. Der Kriminalbeamte im Zeugenstand hat gerade berichtet, dass die tödlichen Schläge das Opfer vermutlich von hinten trafen und dass sich Daniel D. offenbar kaum gewehrt haben kann. Die Mutter schreit: "Was um Himmels willen hat er dir nur getan?" Die Antwort ist dieselbe wie an den vergangenen Verhandlungstagen: Schweigen. Der 28 Jahre alte Sportlehrer aus Korschenbroich äußert sich nicht.

 Seit dem 1. Juli sitzt der 28 Jahre alte Korschenbroicher auf der Anklagebank.

Seit dem 1. Juli sitzt der 28 Jahre alte Korschenbroicher auf der Anklagebank.

Foto: hjba (Archiv), lber

Am Landgericht Düsseldorf ist gestern der Prozess um das Tötungsdelikt an der K 37 bei Büttgen fortgesetzt worden. Auf der Anklagebank sitzt der Cousin des Getöteten, eines 35 Jahre alten Versicherungskaufmanns, der in Dormagen wohnte und in Korschenbroich aufwuchs, "Garten an Garten" mit dem Angeklagten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 28-Jährigen, in dessen Auto Blutspuren vom Opfer gefunden wurden, Totschlag vor. Auch im Haus des Angeklagten, in der Waschküche, schlugen nach der Tat die Leichenspürhunde an. Doch weder der Tathergang, noch das Motiv, noch die Tatwaffe konnten bislang zweifelsfrei ermittelt werden. Durch die Vernehmung von Mordkommissionschef Andreas Nickesen wurden jetzt weitere Details der Ermittlungen bekannt. Dass das Opfer und der Angeklagte am Tattag circa 20 Mal miteinander telefonierten, zum Beispiel, obwohl beide im letzten halben Jahr vor der Tat so gut wie keinen Kontakt hatten. "Grundsätzlich", sagte Nickesen, "stand die Familie bei den D.s aber an oberster Stelle. Es gab nur wenig enge Bindungen im Freundeskreis."

Ins Visier der Kripo war der 28-Jährige über sein Auto geraten. Zeugen hatten am Tattag einen silbernen Golf in unmittelbarer Nähe des Tatorts gesehen - einen Wagen, wie ihn auch der Verdächtige fuhr. Das Verhalten des Angeklagten sei zunächst nicht auffällig gewesen, erklärte der Chefermittler im Zeugenstand. Bis zum 8. Januar - jenem Tag, an dem er seinen Wagen bei der Polizei vorführen sollte. Um 13.15 Uhr, rekonstruierte Nickesen, habe der 28-Jährige an einem Gespräch im Haus der Familie D. teilgenommen, obwohl er für diese Uhrzeit bereits vorgeladen gewesen sei. Bei der Polizei in Neuss sei er gegen 14.20 Uhr erschienen, wo er den Beamten die Geschichte von einem am Vormittag passierten Schülerstreich mit verschüttetem Benzin auftischte. "Beim Gespräch im Hause D. habe ich keinen Benzingeruch wahrgenommen", sagte Nickesen. "Deshalb war klar, dass das so nicht stattgefunden haben konnte."

Prozessauftakt im Fall Daniel D. aus Kaarst
5 Bilder

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Gefühle, auch das berichtete der Kripobeamte gestern, habe der Angeklagte im Vorfeld des Prozesses lediglich in Bezug auf seine langjährige Freundin gezeigt. "Gestehen oder mich umbringen? Was muss ich tun, damit sie nicht in den Zeugenstand muss?", habe er ihn einmal gefragt.

(NGZ)
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