Kaarst SPD diskutiert über Schulformen

Kaarst · Die Sozialdemokraten haben sich bereits auf die Gesamtschule als mögliche Alternative zu Haupt- und Realschule festgelegt. Während eines Info-Abends wurde aber auch über die Gemeinschaftsschule gesprochen. Zu Gast war Heinz Gniostko, Schuldezernent der Bezirksregierung.

Mit ihrem Nachbarschaftsbrief zur Schullandschaft in Kaarst hat die SPD in den vergangenen Tagen für einiges Aufsehen gesorgt. "Wir haben viel Positives erfahren, aber auch Kritik eingesteckt", sagt Ulf Imiela. Die Partei sei offen für Sachargumente, erklärte der schulpolitische Sprecher der SPD-Ratsfraktion. So stand bei einer Informationsveranstaltung im VHS-Haus über dem Rednertisch groß geschrieben "Gesamtschule", doch der Abend war keine reine Werbung für diese Schulform.

Dafür sorgte Heinz Gniostko, Schuldezernent der Bezirksregierung Düsseldorf. Er begleitet den Versuch der Gemeinschaftsschule, führte kürzlich Gespräche im Rathaus Kaarst und war bereits in den Fraktionen von CDU und FDP zu Gast. Er folgte deshalb auch kurzfristig der Einladung zur SPD. Dort saß er zwischen zwei Befürwortern der Gesamtschule, Ulrich Freiherr von Medem, ehemaliger Leiter der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule in Grevenbroich, und Klaus Heesen, Leiter der Maria-Montessori-Gesamtschule Büderich. Von Medem, der die Schule in Grevenbroich, gründete, erklärte, warum es so schwierig sei, eine Änderung in der Schullandschaft herbeizuführen. "Die Menschen fürchten vor allem um das Gymnasium. Seit Wilhelm von Humboldt es gründete, steht es für die Chance des bürgerlichen Aufstiegs. Das Denken ist heute immer noch so", sagte von Medem, der dem drei- oder zweigliederigen Schulsystem aber keine Zukunft gibt. Im Mittelpunkt der Diskussion stand der heterogene Unterricht, das gemeinsame Lernen von schwächeren und stärkeren Schülern in einer gemeinsamen Gruppe. "Der Schwächere versteht eher die Sprache des stärkeren Schülers als des Lehrers. Der Stärkere wiederum wiederholt dadurch für sich selbst den Stoff und fördert dabei seine soziale Kompetenz", so von Medem. Die Gesamtschule bildete die heterogenen Lerngruppen in der fünften Klasse. In späteren Jahrgängen werden Kurse auf verschiedenen Leistungsniveaus angeboten. "Wir geben dadurch keinen Schüler weg. Er bleibt bei uns bis zu seinem für ihn besten Abschluss", sagte Klaus Heesen.

Die Gemeinschaftsschule sieht einen Zusammenschluss von Haupt- und Realschule vor. Das gemeinsame Lernen wird dort bis zur zehnten Klasse ohne exklusive Leistungskurse beibehalten. "Das ist der Idealfall", lobte Freiherr von Medem. Klaus Heesen blieb in seiner Bewertung nüchterner. "Die Kaarster müssen selber sehen, welche Schulform für die Stadt passt. Es ist sehr abhängig vom Standort. Die Gemeinschaftsschule ist auf einen bestimmten Bedarf zugeschnitten. Es ist eine Menge Arbeit, kann aber eine Chance sein", so Heesen.

Die Fraktionsvorsitzende Elke Beyer betonte, dass die SPD die Gesamtschule favorisiert: "Es ist der erprobte Weg des gemeinsamen Lernens".

(NGZ)
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