Kaarst SIK: Leben im Alter planen

Kaarst · Für die Senioren Initiative Kaarst (SIK) ist klar: In Kaarst ist der demografische Wandel bereits angekommen. Von der Verwaltung fordert der Verein ein Konzept für die nächsten 30 Jahre. Die Verwaltung ist gesprächsbereit.

Kaarst wird alt. Die Nachricht an sich ist nicht neu und sie ist auch nicht überraschend. Aber sie gewinnt an Brisanz, weil der demografische Wandel, sprich die Überalterung, voranschreitet. Stückchen für Stückchen und Jahr für Jahr. Das beweisen mitunter Zahlen des Statistischen Landesamtes Nordrhein-Westfalen.

Von 42 001 Einwohnern waren Ende 2010 15 737 Kaarster Bürger älter als 55 Jahre. Ende 2009 lag die Zahl der über 55-Jährigen noch bei 15 586. Ein Demografiebericht aus dem Jahr 2008 geht davon aus, dass die Einwohnerzahl in den kommenden Jahren kontinuierlich sinken wird, und zwar besonders bei den bis 45-Jährigen. Wachsen wird dafür die Gruppe der sehr alten Menschen — der "Generation 80 Plus".

Für die Senioren Initiative Kaarst (SIK) ist deshalb klar: In Kaarst ist der demografische Wandel bereits angekommen. Von der Verwaltung fordert der 2010 gegründete Verein einen Zukunftsplan für circa 30 Jahre. "Kaarst muss jetzt handeln", sagt Manfred Stranz (SIK). "Die Stadt muss für die wichtigen Themenfelder der Zukunft, spricht Arbeitsplätze, Wohnen und Verkehr, Bildung und Ausbildung, Soziales, Gesundheitsvorsorge und Kultur, konkrete Ziele formulieren und ein Konzept festschreiben, an dem sich die Politik dann orientieren kann." Basieren, sagt Stranz, soll der Plan auf aktuellen Daten. "Bei Veränderungen kann er jederzeit angepasst werden. Dann ist so ein Konzept auch nicht theoretisch, sondern in der Tat ganz konkret."

Zur Beschaffung des Zahlenmaterials hat sich die Verwaltung bereiterklärt. Im September soll es zwei Treffen der SIK mit der Stadt geben, an denen auch der Erste Beigeordnete und Sozialdezernent Heinz Dieter Vogt teilnimmt. "Wir wollen gucken, was wir an Daten und Fakten haben und schauen, was wir in die zuständigen Gremien geben können", sagt er.

Signet für Barrierefreiheit

Um die Angelegenheiten der älteren Generation kümmern sich in Kaarst der Sport-, Senioren-, Demografie- und Sozialausschuss sowie der Arbeitskreis "Zukunft der Seniorenpolitik". Zwei weitere Unterarbeitskreise beschäftigen sich speziell mit den Themen "Demenz" und "Barrierefreiheit". Einen Seniorenbeirat als offizielles (freiwilliges) Vertretungsgremium gibt es allerdings nicht. 2009 wurde die Einrichtung eines solchen vom Stadtrat mehrheitlich abgelehnt. Den Vorwurf der SIK, die Stadt habe bislang wenig bis gar nichts getan, um sich auf die Folgen des demografischen Wandels vorzubereiten, weist Vogt dennoch weit von sich.

"Wir tun durchaus viel. Zum Beispiel sind in allen Pflegeheimen bereits Demenzstationen eingerichtet. Vorplanungen für eine städtische Station gibt es auch." Der Arbeitskreis "Barrierefreiheit" arbeite derzeit an einem Signet, das in Kaarst künftig behindertengerechte Ziele markieren soll. Ein Kolloquium "Wohnen" ist seit Jahren im Gespräch und jetzt auch in Planung. "Und auch die Ausstattung mit U3-Einrichtungen und Kindergärten innerhalb der Stadt ist ein Demografiethema", sagt Heinz Dieter Vogt.

Für Kaarst stellt sich der Erste Beigeordnete eine praktisch orientierte Planung für die kommenden Jahre vor. In den Nachbarkommunen, sagt er, gebe es zum Teil sehr abstrakte Konzepte. "Damit kann man dann nur bedingt etwas anfangen."

(NGZ)
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