Kaarst Schüler-Pendler

Kaarst · Eine komplette Schulklasse mit ausschließlich Schülern aus Kaarst wird am Neusser Marie-Curie-Gymnasium unterrichtet. Die genaue Zahl der Schüler-Pendler ist der Kaarster Verwaltung nicht bekannt .

 Schulleiterin Gisela Saßmannshausen im Georg-Büchner-Gymnasium.

Schulleiterin Gisela Saßmannshausen im Georg-Büchner-Gymnasium.

Foto: NGZ

Kaarst Erstaunliche Pendlerzahlen: Jeden Schultag machen sich 33 Kaarster Kinder Richtung Marie-Curie-Gymnasium nach Neuss auf. Das Gymnasium im Neusser Norden hat sogar eine eigene Klasse aufgemacht - in der ausschließlich Kaarster Kinder sitzen.

Die Zahl der "Einpendler" aus Kaarster Sicht geht allerdings gegen null: So fährt zum Beispiel ein einziger in Neuss wohnender Sextaner morgens zum Georg-Büchner-Gymnasium nach Vorst.

Wie viele Kaarster Schüler insgesamt nach Neuss pendeln, und wie viele Neusser nach Kaarst - die Stadt Kaarst konnte am Dienstag nicht die genauen Zahlen mitteilen: "Da noch nicht alle Zahlen hier vorliegen, kann von hier aus nicht gesagt werden, ob im Vergleich zu Vorjahren mehr Schüler auswärtig beschult werden als in den Vorjahren", sagte Stadtpressesprecherin Sigrid Hecker auf Anfrage der NGZ.

Sind die Kaarster Gymnasien so schlecht, dass die Eltern ihre Kinder klassenweise nach Neuss schicken? Oder was sind die Gründe für diesen Schüler-Exodus?

Andreas von Vultée, Schulleiter des Marie-Curie-Gymnasiums, kennt den Hauptgrund für die Beliebtheit seiner Schule: "Wir bieten hier bilingualen Unterricht an. Der ist bei den Eltern und Schülern so gefragt, dass allein aus Kaarst 33 Schüler unsere Schule besuchen. Diese Schüler haben wir zu einer separaten Schulklasse zusammengefasst."

Der Grund für diese Maßnahme ist logistischer Art: Da die Schüler gleiche Schulbeginn- und Schulschlusszeiten haben, lassen sich leicht Fahrgemeinschaften bilden. Außerdem spricht für die Kaarster Klasse, dass sich einige der Kinder schon vor der Einschulung kannten und so die neue Umgebung Schule nicht ganz so fremd ist.

"Es mussten in diesem Schuljahr sieben Schüler aus Kaarst, die den bilingualen Zweig wählen wollten, abgelehnt werden", erläutert von Vultée. Das ist ein weiterer Beleg: Der Zweisprachige Unterricht liegt zurzeit hoch im Kurs.

Wenn durch den bilingualen Zweig so viele Schüler gewonnen werden können - warum wird er nicht auch an Kaarster Gymnasien angeboten? Gisela Saßmannshausen, Schulleiterin des Georg-Büchner-Gymnasiums, erklärt den Grund: "Wir haben hier einfach keinen Lehrer, der den bilingualen Unterricht übernehmen könnte. Wir können auch nicht einfach einen einstellen, denn zurzeit ist unserer Schule keine Stelle zugeteilt, die wir besetzen könnten."

Die Wanderbewegungen von anderen Kommunen nach Kaarst sind eher verhalten - wie das Beispiel Georg-Büchner-Gymnasium andeutet: In der Jahrgangsstufe fünf konnten zum Schuljahresbeginn 108 Neuzugänge verzeichnet werden. Von diesen Schulkindern kommen 97 aus Kaarster Grundschulen. Neun fahren von Korschenbroich nach Kaarst, einer kommt aus Mönchengladbach, ein weiterer aus Neuss.

Wenn auch nur ein einziger neuer "Einpendler" aus Neuss ans Georg-Büchner-Gymnasium kommt - Gisela Saßmannshausen ist trotzdem mit den aktuellen Schülerzahlen zufrieden: "Wir haben jetzt die 700-Marke erreicht", sagt sie. Im vergangenen Jahr waren noch "nur" 685 Schüler am Georg-Büchner-Gymnasium. Die Gesamtzahl ist also deutlich gewachsen.

(NGZ)
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