Kaarst Schüler lernen Stasi-Geschichte

Kaarst · Die Ausstellung "Feind ist, wer anders denkt" hat auch viele junge Menschen in die Kaarster Rathausgalerie gelockt. Die Klasse 10b der Büttgener Hauptschule bewies bei der Führung Hintergrundwissen.

 Gudrun Kraus bietet Führungen durch die Ausstellung an. "Für die Schüler ist es eine geschichtliche Vergangenheit, sie haben sie nicht miterlebt", sagt Lehrerin Maria Heuel.

Gudrun Kraus bietet Führungen durch die Ausstellung an. "Für die Schüler ist es eine geschichtliche Vergangenheit, sie haben sie nicht miterlebt", sagt Lehrerin Maria Heuel.

Foto: Lothar Berns

Noch bis morgen zeigt die Ausstellung "Feind ist, wer anders denkt" in der Rathausgalerie Kaarst das System der Staatssicherheit der DDR und ihre Opfer. Die Resonanz war gut. "Es kommen viele Kaarster Bürger, deren Schicksal durch die Stasi beeinflusst wurde", sagt Gudrun Kraus. Sie bietet Führungen durch die Ausstellung an und hatte jetzt die Klasse 10b der Hauptschule Büttgen zu Gast. Die Jugendlichen hatten sich im Geschichtsunterricht auf den Besuch vorbereitet. In einem Test sollten sie Stellung zu beschriebenen Situationen des Alltags nehmen.

"Für die Schüler ist es eine geschichtliche Vergangenheit, sie haben sie nicht miterlebt", sagt Lehrerin Maria Heuel. Zudem lernen einige Jugendliche mit Migrationshintergrund die Geschichte des Landes, in dem sie zwar nicht geboren sind, aber aufwachsen, näher kennen.

Die Schüler bewiesen bei der Führung durchaus Hintergrundwissen, etwa das ein gelbes Tuch in einem Einmachglas die Geruchsprobe einer bespitzelten Person ist. Weitere Methoden der flächendeckenden Überwachung waren die wörtliche Dokumentation von Telefonaten und das Abfangen von Post. Die Tatsache, dass Stasi-Mitarbeiter selber beobachtet wurden, überraschte die Jugendlichen wiederum.

Die Ausstellung ist aufgeteilt in drei Bereiche. Die aufgereihten Tische stellen eine Zeitschiene ab 1945 dar. Die Hörstationen liefern Informationen über Betroffene wie Wolf Biermann oder Roland Jahn, dem heutigen Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen. Die aufgestellten Vitrinen geben Erläuterungen über den Apparat des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) und über den Auftraggeber, die SED.

Die Ausstellung beweist auch, dass mit den Dokumenten der Stasi anders umgegangen wird als mit denen des Nazi-Regimes. "Die Unterlagen der NS-Zeit lagen dreißig Jahre unter Verschluss. Mit der sofortigen Einsicht der Stasi-Akten können die Menschen ihr Schicksal selber aufarbeiten", erklärt Gudrun Kraus. "Außerdem lässt sich damit nachvollziehen, wie eine Diktatur so lange an der Macht bleiben konnte."

Auf einem Tisch in der Kaarster Rathausgalerie liegen seit Ausstellungsbeginn Anträge auf Akteneinsicht aus.

(NGZ)
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