Kaarster Unternehmen Schnitt-Gut Inklusion an der Heckenschere

Kaarst · Elf beeinträchtigte Menschen arbeiten in dem Unternehmen Schnitt-Gut. Dennoch kann es sich der Konkurrenz stellen.

Jetzt haben sie wieder richtig viel zu tun: Hecken schneiden, Unkraut entfernen, Rasen mähen oder Einfahrten pflastern. Die Auftragsbücher des Kaarster Unternehmens Schnitt-Gut sind voll und die sechs Kolonnen täglich draußen im Einsatz. Auch wenn die Arbeiten identisch sind mit anderen Betrieben aus dem Bereich Garten- und Landschaftsbau – kurz GaLa genannt –, ist Schnitt-Gut anders. Denn es ist ein Integrationsunternehmen, in dem elf Menschen mit erheblichen körperlichen, geistigen oder psychischen Beeinträchtigungen gemeinsam mit 14 anderen Kollegen zusammenarbeiten.

„Trotzdem nehmen wir am ganz normalen Wettbewerb teil“, stellt Christoph Schnitzler, Geschäftsführer der Gemeinnützigen Werkstätten Neuss (GWN) klar. „Manche denken, wir würden ausschließlich mit öffentlichen Geldern gefördert. Das ist aber keineswegs so.“ Schnitt-Gut erhalte vom Integrationsamt des Landschaftsverbands einen sogenannten Minderleistungsausgleich. „Dieses Geld bekommen wir aber nur für den Mehraufwand, den wir haben, weil die Arbeiten eben anders ablaufen“, so Schnitzler.

Manche der Angestellten würden deutlich verlangsamter arbeiten, andere haben körperliche Auswirkungen aufgrund bestimmter Medikamente. Oder wenn psychisch kranke Mitarbeiter schwere Krisen haben, kann es auch zu längeren Krankheitsausfällen kommen. „Das kompensieren wir dann auch“, so Schnitzler. Eben dieser Mehraufwand könne nicht von den Kunden gefordert werden. „Sonst könnten wir uns am Markt nicht behaupten“, erklärt Schnitzler.

Über zehn Jahre ist es her, dass er gemeinsam mit Paul Neuhäuser, Vorsitzender der St.-Augustinus-Unternehmensgruppe, die Idee zur Gründung dieser GmbH hatte. „Es war ein Zufallsgespräch“, erinnert sich Schnitzler. „Wir als Werkstatt für Menschen mit Behinderung kommen aus dem Arbeitsbereich und die St.-Augustinus-Gruppe mit rund 300.000 Quadratmetern Grünfläche hat Arbeit zu vergeben.“ Gemeinsam gingen die beiden Chefs die Verwirklichung der Idee an und gründeten 2009 Schnitt-Gut als GmbH. Zu 51 Prozent wird das Integrationsunternehmen von den St.-Augustinus-Kliniken und zu 49 Prozent von den GWN getragen.

Das Auftragsvolumen durch die Augustinus-Gruppe belaufe sich auf etwa 50 Prozent, sagt Betriebsleiter Stefan Muhr. Die andere Hälfte verteile sich gleichmäßig auf private Auftraggeber und Unternehmen. Die Aufträge erledigen die jeweiligen Kolonnen, die aus Vor- und Facharbeitern sowie Menschen mit Handi-Cap zusammengesetzt sind. „Die Arbeiten sind ganz unterschiedlich“, so Muhr, staatlich geprüfter Techniker aus dem Garten- und Landschaftsbau. Er freut sich, dass jetzt wieder viel zu tun ist. „Denn diesen heißen Sommer werden wir im Jahresabschluss merken. Da fiel die Rasenpflege komplett.“

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