Kaarst "Schlüssel"-Prozess: Mit Bier betrogen?

Kaarst · Vor dem Landgericht hat am Freitag der Prozess gegen drei ehemalige Betriebsleiter der Altstadtbrauerei "Zum Schlüssel" begonnen. Sie sollen rund 1,1 Millionen Euro veruntreut haben. Einer der Angeklagten kommt aus Kaarst.

 Rechtsanwalt Gregor Leber (Mitte) vertritt den 43-jährigen Kaarster.

Rechtsanwalt Gregor Leber (Mitte) vertritt den 43-jährigen Kaarster.

Foto: wuk

Ohne ein Wort der Angeklagten begann gestern der Landgerichtsprozess gegen drei Ex-Betriebsleiter der Altstadtbrauerei "Zum Schlüssel". Dem Trio (34 bis 43 Jahre) wird vorgeworfen, durch jahrelange Schwindeleien bei Abrechnungen rund 1,1 Millionen Euro veruntreut zu haben. Die Anklage spricht von 1256 Einzelfällen. Die Angeklagten, darunter ein Kaarster, wollen vorerst nichts sagen.

Unbewegte Mienen

Zurückgelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt — so hörten sich die Angeklagten gestern mit unbewegten Mienen an, was die Staatsanwaltschaft auf Anzeige des Traditionsbrauhauses angeblich ermittelt hat. Sicher ist: Die drei Männer waren im Brauereiausschank "Zum Schlüssel" über Jahre hinweg abwechselnd verantwortlich für tägliche Abrechnungen der angestellten Köbesse und der Aushilfen.

So mussten alle Kellner ihre Getränke- und Speisebons und auch ihr Bargeld nach Schichtende vorlegen. Die Umsatzlisten und die Gesamtaufstellung aller Kellner nebst Bargeldeinnahmen mussten dann die jeweiligen Betriebsleiter erstellen. Dabei, so die Anklage, sollen die Angeklagten aber verfälschte Zahlen vorgelegt haben.

So wurden von Juli 2005 bis Juni 2009 angeblich die Umsätze einzelner Kellner immer wieder ins Minus gebucht, die Differenz der Geschäftsleitung verschwiegen und heimlich eingesteckt. Der Hauptangeklagte (41) soll 1133 solcher Schwindeleien begangen haben, sein Kollege (43) aus Kaarst wird in 24 Fällen verdächtigt, dem dritten Angeklagten (34) werden 99 Taten angelastet.

So perfekt soll ihr Mauschel-System gewesen sein, dass das Brauhaus-Management erst aufmerksam wurde, als die Menge der eingesetzten Waren nicht mehr zu den tatsächlichen Umsätzen passten. Durch langwierige Nachforschungen sei man dem Trio dann auf die Spur gekommen, so die Anklage.

Als erster Zeuge beschrieb der Prokurist und technische Leiter (34) gestern das Abrechnungssystem im Brauhaus. Bekannt wurde dabei, dass das Traditionsunternehmen seinen Hauptumsatz im Gastronomiebetrieb an der Bolker Straße erzielt, nicht durch Bierverkauf außer Haus. Ob und wann die Angeklagten sich doch noch zu den Vorwürfen äußern, ist ungewiss. Der Prozess wird am 27. Juli fortgesetzt.

(NGZ)
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