Kaarst Rallye-Technik kommt aus Vorst

Kaarst · Als Chef-Motorenbauer beim europäischen Rallye-Team von Toyota war Kfz-Meister Gerd Dicks aus Vorst in der ganzen Welt unterwegs. 1999 baute er ein Formel 1-Team auf. In China verhalf er Ralf Schumacher zur Pole Position.

 Gerd Dicks ist ein echter Autonarr. Das Bild unten zeigt seinen restaurierten Toyota-Rallyewagen. Daneben: Dicks neben Ralf Schumacher.

Gerd Dicks ist ein echter Autonarr. Das Bild unten zeigt seinen restaurierten Toyota-Rallyewagen. Daneben: Dicks neben Ralf Schumacher.

Foto: Lothar Berns, Privat

40 Jahre ist Gerd Dicks für den Motorsport rund um die Welt gereist. Erlebt hat er eine ganze Menge — doch wird er nach den besonderen Momenten gefragt, dauert es einen Moment, bevor Dicks ins Plaudern gerät und seine Erinnerungen teilt. Eine Gedächtnislücke aber bleibt: Wie ist er damals in China nach einem Unfall schwer verletzt die Böschung alleine wieder hochgeklettert?

Anfang der 1970er Jahre wurde der Kfz-Meister aus Vorst mit dem Rennsportvirus infiziert. Er arbeitete in Willich für eine BMW-Werkstatt, für die sich damals der bekannte deutsche Rennfahrer Hans-Joachim "Strietzel" Stuck seine ersten Sporen verdiente. Später ließ sich Gerd Dicks als freiberuflicher Mechaniker für Wettbewerbe wie das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring verpflichten. "Die Arbeit an der Rundstrecke war angenehm, ich konnte mir nicht vorstellen, auch an einer Rallye teilzunehmen", sagt Dicks. Das änderte sich, als Rallye-Legende Ove Andersson einen Motorenbauer suchte und ihn ansprach.

Später holte ihn der Schwede in das Toyota Team Europe (TTE), indem Dicks bis zum Chef der Motorenbauer aufstieg. In den 1980er Jahren war das Team vor allem in Afrika erfolgreich. "Die anderen Teams hatten bereits eine komplizierte Technik, unsere dagegen war unter den dortigen Umständen schneller zu reparieren", so Dicks. Während heute der Motorsport überall auf der Welt durchorganisiert und geplant ist, waren die Rennen in Afrika ein echtes Abenteuer. Hotels zur Übernachtung wurden vor Ort gesucht, geduscht wurde unter einem Ledersack.

Und dann war da eben die Rallye in China im Jahr 1985. Sie führte von Honkong nach Peking, die Teams mussten für acht Tage Treibstoff und Verpflegung mitnehmen. Gegessen wurde aus Büchsen, geschlafen häufig draußen in einer Hängematte. "Alle waren total übermüdet. Irgendwann bin auch ich am Steuer eingeschlafen und mit dem Wagen eine Böschung hinunter in den Jangtsekiang gestürzt", erzählt Dicks. Irgendwie — dieses Puzzleteil fehlt in seiner Erinnerung — haben sein Beifahrer und er es aus dem Wagen und den Berg hoch geschafft. Mit dem verunglückten Wagen waren Ersatzteile und Werkzeug verloren. Später verunglückte dann auch noch der Sanitätswagen mit Dicks an Bord.

Nach mehreren Fahrer- und Team-Weltmeistertiteln im Rallyesport gab Toyota 1999 den Auftrag, ein Formel 1-Team aufzubauen. Zurück in China verhalf der Vorster Ralf Schumacher so bei einem Grand Prix zur Pole Position und Platz drei im Rennen. Der Motor aus diesem Rennen steht heute bei Gerd Dicks im Keller, als Geschenk für seine langjährige Mitarbeit.

Heute restauriert der 60-Jährige Rennsportmotoren in seiner Werkstatt im niederrheinischen Weeze. Nach fünfjähriger Arbeit hat er den Rallye-Wagen, der einst in China fuhr, von der Karosserie auf restauriert und mit Originalersatzteilen fahrbereit gemacht. Da dieser Wagen für ihn von unschätzbarem Wert ist, möchte Gerd Dicks nun eine Replik davon für historische Rallyes bauen.

(NGZ/rl)
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