Landstraßenmord in Kaarst Rätsel um Tatwaffe - Polizei öffnete Sarg

Kaarst · Das Grab von Daniel D. ist geöffnet worden. Die Staatsanwaltschaft hatte vermutet, dass der Tatverdächtige nach dem Vorbild eines Films die Waffe im Sarg versteckt haben könnte.

Chronik: Der Fall Daniel D.
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Foto: ANC-News

Die Szene hat was Filmreifes, und eine Filmszene war es auch, die den Ausschlag gegeben hat. Auf der Suche nach der Tatwaffe im Tötungsdelikt Daniel D. — er wurde vor rund zwei Monaten erschlagen an einer Landstraße in Kaarst-Bütgen aufgefunden —, wurde der Sarg des getöteten Dormageners ausgegraben und geöffnet. Bei den Ermittlungen, so sagt der Düsseldorfer Staatsanwalt Matthias Ridder, "haben sich konkrete Hinweise ergeben", die darauf hindeuteten, dass der Tatverdächtige, ein Cousin von Daniel D., die Tatwaffe im Sarg versteckt haben könnte. Allerdings wurde nichts gefunden.

Auf dem Rechner des mutmaßlichen Täters, der als Lehrer an einer Schule in Willich arbeitete, waren nicht nur Fotos und Videos mit jungen Mädchen gefunden worden, sondern auch ein Film, in dem eine Szene zeigt, wie eine Tatwaffe in einem Sarg abgelegt wird. "Der Tatverdächtige hätte die Möglichkeit dazu gehabt", erklärt Matthias Ridder. Denn zum Zeitpunkt der Beerdigung von Daniel D. stand der mutmaßliche Täter, der aus Korschenbroich stammt, noch nicht im Fokus der Ermittlungen. Für den Staatsanwalt ergab sich daraus eine Spur, der "wir wie allen anderen Spuren auch folgten".

Und so gab das Amtsgericht Düsseldorf dem Antrag der Staatsanwaltschaft auf Öffnung des Sarges statt — was dann vor rund zwei Wochen auch auf einem Korschenbroicher Friedhof erfolgte. Nicht bei Nacht und Nebel, wie man es vielleicht aus TV-Krimis kennt, und auch nicht in der Pathologie, denn in diesem Fall ging es nur darum, im Sarg nachzuschauen, betont Ridder, und nicht um eine Untersuchung des Toten. Die Sargöffnung hätte aufgrund der richterlichen Anordnung auch ohne Erlaubnis der Angehörigen stattfinden können, sagt Ridder weiter, aber für ihn war es keine Frage, die Familie vorher darüber zu informieren.

Exhumierungen gehören nicht unbedingt zu alltäglichen Ergebnissen einer Ermittlung, und auch Ridder sagt, "sie sind selten, aber kommen vor". Dass die Maßnahme in diesem Fall auch auf ein gewisses Maß an Verzweiflung hindeuten könnte, weist er von sich: "Das ist nicht so, wir gehen allen Spuren mit der gleichen Vehemenz nach."

Nach wie vor hüllt sich der Tatverdächtige in Schweigen, so dass die Ermittlungen die Indizien zusammentragen müssen. Von der Beschaffenheit der Tatwaffe hat die Staatsanwaltschaft eine "grobe" Vorstellung — zustande gekommen nach dem Verletzungsbild des Toten. Er war durch massive Einwirkung auf den Kopf gestorben. Der 28 Jahre alte Tatverdächtige sitzt nach wie vor in Untersuchungshaft, "und die ist nicht zeitlich befristet", sagt Ridder.

Die Ermittlungen zu den auf dem Rechner des Lehrers gefundenen Videos und Fotos liegen beim zuständigen Fachkommissariat für Sexualdelikte in Neuss. Aber Ridder bestätigte, dass auf dem Rechner nicht nur ein Video, sondern mehrere existierten, "die mit der Schule in Zusammenhang stehen".

(NGZ)
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