Corona in Kaarst Freiluft-Gottesdienst am Vinzenzhaus

Kaarst · Pfarrer Ulrich Eßer hatte die Idee. „Ich bin so froh, endlich wieder eine Messe mit anderen feiern zu können“, sagt er.

Ungewöhnlicher Anblick am Sonntag Nachmittag im Innenhof des Vinzenzhauses: Im leuchtend roten Gewand, der liturgischen Farbe des Palmsonntags, feiert Pfarrer Ulrich Eßer einen Gottesdienst – allein auf weiter Flur. Im gebührenden Sicherheitsabstand wird er nur von Kantorin Annika Monz und Lektor Sven Ladeck flankiert. Seine Gemeinde sind die Bewohner des Vinzenzhauses, die von ihren Fenstern und Balkonen aus den Gottesdienst mitfeiern. Viele sitzen auch in der Cafeteria, deren Türen weit geöffnet sind. Auch einige Nachbarn beobachten das Geschehen. Es entsteht eine bewegende Atmosphäre in diesen Zeiten der Corona-Pandemie, die das Trostbedürfnis der alten Menschen deutlich macht.

Der Gottesdienst unterstreicht aber auch die Bedeutung des Glaubens als Lebensanker. „Ich bin so froh, endlich wieder eine Messe gemeinsam mit anderen feiern zu können“, sagt Ulrich Eßer, leitender Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Kaarst-Büttgen.

Aktuell fehlt der gemeinsame Gottesdienst mit körperlicher Nähe: „Gott ist unsere starke Verbindung, der auch jetzt mit uns leidet“, betont er in seiner Predigt. Eßer macht Mut, dass alle aus diesen Zeiten auch wieder herauskommen: „Die Zeit des Beieianderseins kommt wieder – mit Gottes Hilfe werden wir alles überwinden“, gibt er den Menschen mit auf den Weg. Annika Monz hat alle Lieder zuvor auf der Orgel eingespielt, gibt die Musik per mitgebrachtem Bluetooth-Lautsprecher wieder und singt stellvertretend für die Gemeinde. Die Gläubigen feiern andächtig mit. Zum Friedensgruß winken sich alle zu – und beim Segen wendet sich Pfarrer Eßer in alle Richtungen. Die Idee zu solch einem Gottesdienst im Freien kam Eßer, als er einen Artikel der Rheinischen Post in Mettmann über seinen Kollegen Monsignore Herbert Ullmann las.

Er hatte einen Gottesdienst im Freien im Caritas Altenstift gehalten. Diese Möglichkeit wollte Ulrich Eßer auch im Vinzenzhaus umsetzen – denn dort gibt es aktuell keine geistliche Begleitung wie im Caritas-Haus Sankt Aldegundis, in dem Monsignore Winfried Auel lebt. Detlef Rath, Leiter der Vinzenzgemeinschaft, griff den Gedanken gleich begeistert auf und hatte bei Einhaltung der geltenden Sicherheitsbestimmungen nichts dagegen: genug Abstand halten und keinen direkten Kontakt zu den Menschen.

„Alle Bewohner haben sich sehr gefreut, als sie davon hörten“, berichtet Pflegedienstleiterin Marianne Loyda. Das Vinzenzhaus versprach, für das „Mobiliar“ wie Tisch und Mikrofone zu sorgen, Pfarrer Eßer brachte die liturgisch notwendigen Dinge mit. Die Hostien wurden nach dem Gottesdienst von einer mit der Seelsorge beauftragten Mitarbeiterin des Vinzenzhauses zu den Bewohnern gebracht.

Natürlich konnte der Gottesdienst in diesen außergewöhnlichen Zeiten nicht bekannt gemacht werden, um keine Personengruppen anzulocken, erklärt Pfarrer Ulrich Eßer. Und er hofft sehr, dass der Freiluft-Gottesdienst zu Ostern wiederholt werden kann.

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