Kaarst Passivhäuser machen Kaarster Kitas teurer

Kaarst · Warum Kindertagesstätten-Neubauten in der Nachbarstadt Meerbusch günstiger sind als in Kaarst – die NGZ hat nachgefragt.

 Beim Neubau von Kindertagesstätten bevorzugt die Stadt Kaarst eine hochwertige Bauweise.

Beim Neubau von Kindertagesstätten bevorzugt die Stadt Kaarst eine hochwertige Bauweise.

Foto: Lothar Berns

Beim Neubau einer Kindertagesstätte gelte in Kaarst ein höherer Standard als in Meerbusch. Mit dieser Aussage sorgte der Technische Beigeordnete Manfred Meuter kürzlich in einer Diskussion über zu teure Bauprojekte bei den Politikern für große Fragezeichen. Gerade der noblere Nachbarort soll also sparsamer sein? Aber vor allem: Welche Standards setzt Kaarst höher an?

Anlass gab eine von den Grünen losgeschlagene Debatte. Demnach kostet eine Kindergartengruppe beim Neubau einer Kita die Stadt Kaarst mehr als 500 000 Euro. In der Stadt Meerbusch wurde dagegen eine fünfgruppige Einrichtung besichtigt, die 2,2 Millionen Euro gekostet haben soll.

Man dürfe hier Äpfel nicht mit Birnen vergleichen, sagte damals Manfred Meuter. Mit genau denselben Worten reagierte Meerbuschs Pressesprecher Michael Gorgs auf NGZ-Nachfrage zu diesem Thema. "Die Stadt Meerbusch wurde auch schon öfters kritisiert, zu teuer zu bauen", so Gorgs weiter. Bei Kita-Neubauten versuche die Stadt, sich auf den Mindestflächenbedarf zu beschränken, den die Richtlinien des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) vorgeben. Bei Gruppenräumen mit U3-Betreuung empfiehlt der LVR – in seiner Funktion als Landesjugendamt – Größen zwischen 60 und 70 Quadratmetern, für die Außenspielfläche pro Kind zehn bis zwölf Quadratmeter.

Die Kaarster Verwaltung richtet sich ebenfalls nach dem Raumprogramm des LVR, das einen gewissen Spielraum bei den genannten Quadratmetern pro Raum zulässt. "Der hauptsächliche Unterschied kann in der Bauweise begründet sein", sagt Stadtsprecherin Sigrid Hecker. "Die Verwaltung hat sich vorgenommen, denn Passivhausstandard zu erreichen und hat damit im Sinne der Nachhaltigkeit und langfristiger Kostenersparnis eine hochwertige Bauweise bevorzugt, die auf Dauer auch einen geringeren Bedarf an Instandhaltungsmaßnahmen erwarten lässt", erklärt Hecker.

Für den Kita-Neubau an der Lichtenvoorderstraße sei festgelegt worden, dass dort der Passivhausstandard annähernd zu erreichen sei. Ein Passivhaus zeichnet die besondere Isolation der Wände, Fenster und des Daches aus. Die dadurch überdurchschnittliche Wärmerückgewinnung und eine spezielle Lüftungsanlage ersetzen die klassische Heizungsanlage. Die Raumtemperatur kann im Winter wie im Sommer konstant gehalten werden, über Filter bleibt die Luft frisch. Im angesprochenen Fall der 2,2 Millionen Euro teuren Kita in Meerbusch erklärt die Stadtsprecherin, dass es sich dabei um eine evangelische Einrichtung handele. Die für eine Kommune notwendige öffentliche Ausschreibung und die Beachtung des Vergaberechts führe im Vergleich zu einer Kostensteigerung in einer Höhe zwischen 15 und 20 Prozent. Dies begründe sich u.a. damit, dass im Ausschreibungsverfahren Architekten mit Firmen zusammenarbeiten müssten, die sie nicht kennen. Seien dagegen alle Seiten bereits aufeinander eingestimmt, führe dies zu günstigeren Ergebnissen.

(stef)
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