Zahl der Auspendler liegt noch höher als die der Einpendler Nur elf Hektar freie Gewerbeflächen

Kaarst. In gewisser Weise ist Kaarst noch immer eine Schlafstadt: Dieses Geständnis spiegelt der 14-seitige Bericht des Bereichs "Wirtschaftsförderung und Liegenschaften" kritisch wider. Er nennt aber auch die Pfunde, mit denen die Stadt wuchern kann, und enthält viele interessante Informationen. Gar nicht so einfach: Die raren freien Gewerbegrundstücke sollen so vergeben werden, dass möglichst viele Arbeitsplätze entstehen, durch die das Umfeld nicht belastet wird.

Kaarst. In gewisser Weise ist Kaarst noch immer eine Schlafstadt: Dieses Geständnis spiegelt der 14-seitige Bericht des Bereichs "Wirtschaftsförderung und Liegenschaften" kritisch wider. Er nennt aber auch die Pfunde, mit denen die Stadt wuchern kann, und enthält viele interessante Informationen. Gar nicht so einfach: Die raren freien Gewerbegrundstücke sollen so vergeben werden, dass möglichst viele Arbeitsplätze entstehen, durch die das Umfeld nicht belastet wird.

Mittel- bis langfristig soll der Überhang aus Auspendlern abgebaut werden. Die zentrale Lage ist es, die den Reiz der Stadt Kaarst ausmacht. Der Bericht verschweigt jedoch nicht, dass es auf den 35,7 Autobahn-Kilometern im Stadtgebiet mitunter nur sehr langsam vorwärts geht. Für Besserung soll vor allem die Rheinquerung der A44 sorgen. 1960 wohnten im heutigen Stadtgebiet gerade mal 13.812 Menschen - diese Zahl stieg auf heute mehr als 41.000. Wird sich der Anstieg fortsetzen?

Der Bericht hat auch darauf eine Antwort: "Die Einwohnerzahlen werden ohne spürbare Zuwanderungen im Jahre 2011 deutlich unter den derzeitigen Zahlen liegen." Außerdem werde der Anteil der Senioren deutlich ansteigen, umgekehrt gibt es immer weniger junge Menschen. Auch Arbeitslosigkeit ist in Kaarst ein Thema: Nach einem Höchststand von etwa 1.500 im Jahr 1997 stagniert diese Zahl seit 1998 auf einem Niveau von 1.300 bis 1.350. Das entspricht einer Quote von etwa neun Prozent.

Kein Wunder, dass es sich morgens und abends auf der Autobahn staut: Zusätzlich zum Verkehr aus anderen Städten pendelten 1998 4.034 Kaarster Arbeitnehmer nach Neuss, weitere 4.948 nach Düsseldorf. Ärgerlich für Kaarst: So manche Mark, die woanders verdient wird, wird auch dort ausgegeben. Um den Kaufkraftabfluss zu reduzieren und mehr Arbeitsplätze in der stadt zu schaffen, sind die zur Verfügung stehenden Gewerbeflächen mit 105 Hektar allerdings sehr begrenzt. Sie machen gerade mal drei Prozent der Gesamtfläche des Stadtgebietes aus.

Rund elf Hektar sind noch frei - Wirtschaftsförderer Dieter Güsgen bekommt fast täglich Anfragen. Besonders gute Chancen haben Unternehmen, die möglichst viele Arbeitsplätze schaffen. Oft bringen die ihre Arbeitnehmer vom früheren Standort mit. Den Auspendlern stehen zurzeit 4.4500 Menschen gegenüber, die aus anderen Orten nach Kaarst zur Arbeit kommen. Als "weiche Standortfaktoren" werden in dem Bericht "Wirtschaftsförderung und Liegenschaften unter anderem das respektable Kulturangebot mit seinem Kabarett-Programm, die 99-prozentige Deckung des Bedarfs an Kindergartenplätzen und nicht zuletzt die sieben Sportplätze und 17 Sporthallen erwähnt. Und das Sportforum, die ehemalige Radsporthalle, ist "eine der größten säulenfreien Sportarenen Deutschlands".

Ab August oder September soll auch das Hallenbad wieder geöffnet sein. Zu den "harten Standortfaktoren" gehören Hebesätze für die Gewerbesteuer und die Grundsteuer B, die in Kaarst günstiger sind als im Kreis-Durchschnitt. Und wer über zu Abfall-, Abwasser- und Straßenreinigungsgebühren klagt, der sollte ebenso einen Blick über die Stadtgrenzen werfen: Die Kaarster Verwaltung bat 1999 mit durchschnittlich 1.168,07 Mark zur Kasse, während die Durchschnittsbelastung der kreisangehörigen Kommunen 1.714 Mark betrug.

Dafür ist Wohnbauland mit 470 bis 550 Mark je Quadratmeter zuzüglich der Erschließung in Kaarst ganz schön teuer. Für einen Quadratmeter Gewerbefläche sind 150 Mark - ohne Erschließung - zu bezahlen, während in Willich-Münchheide ein Quadratmeter einschließlich Erschließung nur 85 Mark kostet. Rudolf Barnholt

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