Kaarst Neues Wohn-Projekt für Alt und Jung geplant

Kaarst · Klaus Ulrich Schmid möchte mit Gleich-gesinnten eine Wohnanlage für mehrere Genera-tionen errichten. Ein Grundstück hat die Gruppe gefunden. Jetzt hofft sie auf Hilfe aus der Politik.

 Cohousing: Jung und Alt unterstützen einander, nutzen Gemeinschaftseinrichtungen, können sich aber in die eigene Wohnung zurückziehen.

Cohousing: Jung und Alt unterstützen einander, nutzen Gemeinschaftseinrichtungen, können sich aber in die eigene Wohnung zurückziehen.

Foto: dpa

Klaus Ulrich Schmid vermittelt nicht den Eindruck eines Träumers. Der 61-Jährige steht mitten im Berufsleben, ist erfolgreich. Und hat sehr genaue Vorstellungen davon, wie sein Leben in einigen Jahren aussehen soll. Zusammen mit Ehefrau Jutta und zwei anderen Paaren möchte er ein Mehrgenerationen-Wohnprojekt in Kaarst aufziehen: mit zwölf Einfamilienhäusern und etwa 40 Wohnungen - insgesamt Raum für rund 100 Menschen. "Wir wollen im Alter nicht allein sein, sondern unsere Zeit mit Gleichgesinnten verbringen, dabei aber den eigenen Freiraum und die Privatsphäre nicht verlieren", skizziert der gebürtige Schwabe seine Wünsche. Die findet er am ehesten im schwedischen Cohousing-Konzept verwirklicht, einer Form gemeinschaftlichen Wohnens, wo Jung und Alt einander im Alltag unterstützen, Gemeinschaftseinrichtungen nutzen, aber zugleich ihre abgeschlossenen Wohneinheiten haben. Und diese Vision wollen Jutta und Klaus Schmid mit ihren Mitstreitern gern in Kaarst verwirklichen. Läuft alles nach Plan, könnte das neue Mehrgenerationen-Zuhause bereits im Herbst 2018 bezugsfertig sein. Ein geeignetes Grundstück in zentraler Lage mit hervorragender Nahversorgung und guter Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr haben sie inzwischen gefunden. "Der Eigentümer ist auch bereit, zu verkaufen, ein Angebot haben wir vorgelegt", sagt Heinz-Josef Hecker, der mit seiner Lebensgefährtin Alexandra Frey ebenfalls der Planungsgruppe angehört. Knackpunkt: Der Bebauungsplan müsste angepasst werden. Darum wollen sich die Initiatoren in der nächsten Woche mit Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus zusammensetzen und auch die Ratsfraktionen dafür gewinnen, ihr Vorhaben zu unterstützen. "Das könnte ein soziales Leuchtturm-Projekt werden", wirbt Klaus Ulrich Schmid für die Idee.

Die hat mit Kommunen oder Kollektiven nicht viel zu tun. Vielmehr schwebt den Schmids und ihren Mitstreitern eine Eigentümergemeinschaft vor - Mieteinheiten für finanziell schwächere Mitbewohner inbegriffen. "Wir streben keine elitäre Bewohnerschaft an, sondern möchten eine gesunde soziale Mischung", betont Schmid. Die Pläne sind schon recht konkret: Zur barrierefreien Mehrgenerationen-Wohnanlage, die den Initiatoren vorschwebt, sollen neben den rund 50 Wohneinheiten eine große Tiefgarage und zahlreiche Flächen gehören, die gemeinschaftlich genutzt werden können: Aufenthaltsbereich und große Küche, Werkstatt und Fitnessraum, Platz zum Toben für Kinder, Heimkino, Waschküche und Gästeappartements. "Anfangs waren wir auf der Suche nach einer passenden Immobilie", berichtet Hecker. Doch schon bald war klar: Was sich die Gruppe vorstellt, ist am ehesten mit einem Neubau zu verwirklichen. "Hinzu kam, dass wir unseren Lebensmittelpunkt in Kaarst haben", sagt Schmid, der nach verschiedenen beruflichen Stationen in ganz Deutschland nun in Büttgen "angekommen" ist.

"Eine tolle Idee, es wäre schön, wenn das zustande käme", äußert sich die stellvertretende Kaarster Bürgermeisterin Uschi Baum, der Schmid das Projekt bereits vorgestellt hat. "Ich finde es sehr sinnvoll, wenn Ersatzstrukturen für die Familie geschaffen werden, die ja heute vielen fehlt. Und hier ergreifen Bürger Eigeninitiative, ohne den Staat zu belasten", lobt sie. Ob die Vision Wirklichkeit wird, hängt auch von der Entscheidung der Politiker ab.

Info Die Initiatoren des Kaarster Cohousing-Projekts informieren künftig jeweils am zweiten Sonntag im Monat ab 15 Uhr in der Johanniskirche in Büttgen über ihr Vorhaben. Erster Termin: 14. Februar

(NGZ)
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