Kaarst Nach Unfall vor Schule - Kritik an "Eltern-Taxis"

Kaarst · Vor zwei Wochen wurde eine Frau im Bereich des Schulzentrums Stadtmitte angefahren. Seither wird wieder über die Sicherheit von Schulwegen diskutiert.

Der furchtbare Unfall, der Schüler, Lehrer und Eltern in ganz Kaarst, vor allem aber an der Grundschule Stakerseite, aufgerüttelt hat, geschah am Montag vor zwei Wochen. Der 23. Februar war ein dunkler Wintertag.

Gegen 7.30 Uhr, so teilt es die Polizei später mit, befährt ein 75 Jahre alter Mann mit seinem Golf die Alte Heerstraße in Richtung Martinusstraße. An der Einmündung zur Heinrich-Hertz-Straße will der Kaarster nach links abbiegen und übersieht dabei eine Fußgängerin, die die Heinrich-Hertz-Straße überqueren will. Es kommt zum Zusammenstoß, die Kaarsterin wird schwer verletzt und muss in einem Krankenhaus behandelt werden. Viele Kinder, die auf dem Weg zum Schulzentrum an der Pestalozzistraße sind, beobachten das Unglück und sind schockiert. Einige kennen das Unfallopfer. Seither wird auf Schulhöfen, in Lehrerzimmern und im sozialen Netzwerk Facebook über die Sicherheit auf Kaarster Schulwegen und die Notwendigkeit des sogenannten "Eltern-Taxis" diskutiert.

Die Schulpflegschaften der im Ortsteil Kaarst liegenden Schulen - der Gemeinschaftsgrundschule Stakerseite, des Albert-Einstein-Gymnasiums, der Katholischen Grundschule und der Matthias-Claudius-Grundschule - haben jetzt sogar einen offenen Brief an alle Eltern verfasst.

"Wir als Schulpflegschaften möchten diesen Unfall zum Anlass nehmen, die aktuelle Verkehrssituation an den Schulen zu überdenken", heißt es darin. Schließlich steige das Verkehrsaufkommen auch in der Kaarster Innenstadt jährlich. Die Zufahrten zu den Schulen, sagen die Elternvertreter, seien morgens zwischen 7.30 und 8 Uhr so verstopft, dass für die Kinder ein sicherer Schulweg sehr schwierig sei. Und weiter: "Jeder von uns sollte spätestens jetzt versuchen, dazu beizutragen, die Schraube zurückzudrehen. Ist es wirklich nötig, dass täglich so viele Kinder mit dem Auto zur Schule gebracht werden?"

Julia Dierkes von der Schulpflegschaft Stakerseite ist selber Mutter zweier schulpflichtiger Kinder und hat das Schreiben quasi mit unterzeichnet. "Mir ist vollkommen klar, dass man sich als Elternteil diesbezüglich ab und zu disziplinieren muss", sagt sie. "Wir wissen, es bietet sich an, das Kind auf dem Weg zur Arbeit schnell an der Schule aussteigen zu lassen - das mache ich gelegentlich auch. Aber muss das wirklich sein?" Vielleicht, sagt Dierkes, sei es ja möglich, das Kind an einer sicheren Stelle im Umfeld der Schulen, zum Beispiel auf dem Parkplatz an der Robert-Koch-Straße oder am Maubiscenter, abzusetzen. Denn der selbstständig zurückgelegte Schulweg, und sei es auch nur ein Stück, da ist sich die Mutter sicher, ist ein wichtiger Schritt in der Entwicklung der Kinder.

Unabhängig davon sieht die Schulpflegschaftsvertreterin am Unfallort Alte Heerstraße/Heinrich-Hertz-Straße auch verkehrstechnischen Handlungsbedarf.

(NGZ)
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