Kaarst Musikschule eröffnet ein Therapiezentrum

Neuss · Daniela Hainski und Frank Henn haben dort ihre Arbeit aufgenommen. Der Schwerpunkt liegt auf musiktherapeutischer und systemischer Beratung.

Kaarst Mark Koll errichtete erst vor einigen Jahren für seine Musikschule einen Neubau an der Ludwig-Erhard-Straße. Nun expandiert er weiter und hat auf einer angrenzenden Freifläche neue Räumlichkeiten geschaffen. Sie dienen vor allem der Entwicklung eines Therapiezentrums; Daniela Hainski und Frank Henn haben dort ihre Arbeit bereits aufgenommen. "Die Musik hat über die emotionale Ebene einen besonderen Zugang zu den Menschen. Es gibt Schnittmengen zwischen der pädagogischen Arbeit im Musikunterricht und dem therapeutischen Ansatz", sagt Mark Koll. Ein Instrument spielen zu können ist allerdings nicht erforderlich, um in der Musiktherapie Erfolge zu erzielen. Auf einen Gong schlagen, um etwa seinem Ärger Ausdruck zu verleihen oder Anspannungen abzubauen, kann auch der unmusikalischste Mensch.

Frank Henn bringt manche außergewöhnliche Instrumente in seine Therapie ein. Die Klänge am Monochord, einem altertümlichen Saiteninstrument, sorgen für eine meditative Ruhe. Vom Gubal gibt es nur 100 Stück auf der Welt, eines davon befindet sich im Besitz des Musiktherapeuten. Je nachdem, wo man mit den Händen draufschlägt, kommen kraftvolle oder feine Töne heraus. "Mit solchen Instrumenten lassen sich Befindlichkeiten eher ausdrücken als beispielsweise mit einer Gitarre", sagt Henn. Der 51-Jährige ist schon lange Zeit an der Musikschule beschäftigt, darüber hinaus arbeitet er mit behinderten Menschen zusammen und seit zehn Jahren im Marienheim-Hospiz. Im Neubau hat der Freiberufler nun eine zentrale Anlaufstelle für seine Therapieangebote gefunden. Dort möchte Daniela Hainski ihre "Systemische Beratung" nun erst einmal aufbauen.

Die gelernte Erzieherin arbeitet an einer Förderschule mit den Schwerpunkten Lernen und emotional-soziale Entwicklung. In ihrer beruflichen Laufbahn hat sie mit Eltern und Kindern in den unterschiedlichen Kontexten zusammengearbeitet. Wie komplex Hintergründe bei Sorgen und Problemen sein können, bringt die systemische Beratung zutage. "Man sieht hierbei nicht eine einzelne Person, sondern das ganze System, in dem sie sich bewegt, also das Umfeld mit Lebenspartner, Familie, Schule oder Beruf", erklärt die 37-Jährige. Statt in unzähligen Sitzungen die Vergangenheit zu besprechen, geht es in ihrer Beratung vor allem um das Hier und Jetzt. Den unerwünschten Zustand soll der Betroffene dabei möglichst selbst beenden. "Ich leite ihn an, Selbstreflexion zu betreiben. Wichtig ist, dass er sich darauf einstellen muss, viele Fragen von mir gestellt zu bekommen", erläutert Hainski. Sie legt sich im Vorfeld nicht auf eine bestimmte Anzahl von Sitzungen fest. Sind Lösungsansätze an die Hand gegeben, kann der Patient diese erst einmal ein paar Wochen oder Monate anwenden und dann bei Beratungsbedarf wiederkommen.

Die Musik kommt bei ihr zwar nicht zur Anwendung, Daniela Hainski denkt aber ebenso wie Frank Henn, dass sich ihre Konzepte durchaus ergänzen könnten. Ein weiteres Thema in dem neuen Therapiezentrum der Musikschule soll die Musikpsychologie werden.

(stef)
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