Aktionen in Kaarst Mobilität stößt oft an Grenzen

Kaarst · Zur Woche der Mobilität gab es in Kaarst viele Aktionen. Dabei stand unter anderem ein Rundgang an, bei dem Menschen mit Handicap testeten, wo es noch Verbesserungsbedarf gibt. Und der ließ nicht lange auf sich warten.

 Beim Spaziergang „Barrierefrei durch Kaarst“ sind die Teilnehmer auf Hindernisse gestoßen wie diesen Stromkasten. Mit dabei waren Anita Bott, Frank Zirkel, Britta Janotta und Emanuel Stadler (v.l.).

Beim Spaziergang „Barrierefrei durch Kaarst“ sind die Teilnehmer auf Hindernisse gestoßen wie diesen Stromkasten. Mit dabei waren Anita Bott, Frank Zirkel, Britta Janotta und Emanuel Stadler (v.l.).

Foto: Wolfgang Walter Photography

Die Woche der Mobilität in Kaarst hatte viele Gesichter: Ein Schwerpunkt war die Mobilität von Menschen mit einem Handicap. Eingebettet in diese Aktionstage war der Cleanup-Day, an dem sich 40 Personen beteiligten. Die Verwaltung gab einen Ausblick darauf, wie der Raum gegenüber dem Rathaus und dem Rathausplatz künftig gestaltet werden könnte. Am Samstag und Sonntag war der Verkehr zwischen dem Kreisverkehr und der Einfahrt zum Maubiscenter gesperrt. Sonntagabend ließen es sich Menschen dort schmecken, sie tafelten ganz ohne Autoabgase und Autolärm. Das könnte ein kleiner Vorgeschmack auf die künftige städtebauliche Entwicklung gewesen sein.

Am Freitag hatten Menschen eine Kaffeetafel auf dem Rathausplatz aufgebaut, für die Mobilität eine besondere Herausforderung ist: Die „Blindgänger“, wie sie sich nennen, können sehr wenig bis gar nicht sehen. „Wichtig für uns ist, dass wir uns autark bewegen können im Zentrum von Kaarst, dass wir die Geschäfte erreichen können, in denen wir einkaufen wollen“, erklärte Emanuel Stadler. Durch eine Augenerkrankung hat er fast sein gesamtes Sehvermögen eingebüßt. Hans-Joachim Weyers (68) ist vor einem Jahr noch Motorrad gefahren. Seine Makula-Degeneration ist sehr schnell fortgeschritten. Emanuel Stadtler wünscht sich für sich und seine Leidensgenossen ein geschlossenes Leitsystem mit Noppen und Rillen.

Auf dem Rathausplatz hatte das Sanitätshaus Brockers einen Stand aufgebaut mit Angeboten für alle, die nicht mehr gut zu Fuß sind, aber dennoch mobil bleiben wollen. Torsten Stauff und Frank Zirkel vom Sanitätshaus Brockers begleiteten Blinde und Sehbehinderte mit einem Elektroscooter und einem Rollator. Das Rathaus war noch nicht außer Sichtweite, als die ersten Kritikpunkte festgestellt wurden. Bald wurde klar, dass noch viel zu tun ist im Zentrum von Kaarst.

Alexander Patic von der Firma Brockers sprach mit Interessenten, die auch ohne Auto und Öffentlichen Personennahverkehr mobil bleiben wollen. „Mit unserem Scooter können bis zu 55 Kilometer mit einer Akkuladung zurückgelegt werden“, erklärte er. Werner Kindsmüller von „Kaarster for Future“ sammelte letzte Unterschriften für den Radentscheid. Sein Verein möchte die Situation für die Radfahrer verbessern, Kindsmüller zeigte sich optimistisch und kämpferisch: „Wenn kein entsprechender Ratsbeschluss gefasst wird, dann kommt es zu einem Bürgerentscheid.“

Elke Anders erklärte Pläne für die Fläche zwischen Rathaus, Rathaus-Arkaden und Maubiscenter. „Es ist letztendlich eine politische Entscheidung, ob der Verkehr hier künftig ganz rausgehalten wird oder ob alle Verkehrsteilnehmer dort gleichberechtigt sind“, erklärte Elke Anders von der Stadtverwaltung. Am Samstag waren 40 Menschen bereit, den Unrat einzusammeln, den rücksichtslose Zeitgenossen weggeworfen statt ordnungsgemäß entsorgt hatten. Ann-Katrin Esch von der Stadtverwaltung gab Müllsäcke, Greifzangen und Handschuhe aus. Am Cleanup-Day beteiligten sich unter anderem Dagmar Treger und Karin Orlich sowie weitere Mitglieder der Frauenunion. Sie waren entlang des Bruchwegs im Einsatz. Aus dem Stadtmittesee wurden zwei Autoreifen und ein Wahlplakat gefischt. Am frühen Nachmittag konnte Ann-Katrin Esch Bilanz ziehen: „40 Menschen sammelten 30 Müllsäcke voll Unrat ein.“

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