Kaarst Millionen-Steuerschaden: Kaarster angeklagt

Kaarst · Ein 31 Jahre alter Mann aus Kaarst sitzt derzeit bei einem der größten Wirtschaftsstrafprozesse der vergangenen Jahre auf der Anklagebank. Oder besser gesagt: Dort sollte er gestern Morgen eigentlich sitzen.

Gemeinsam mit seinem Bruder, einem 54 Jahre alten Unternehmer aus Mönchengladbach, wurde der 31-Jährige kurz vor Prozessbeginn am Bochumer Landgericht festgenommen. Die beiden Männer sollen über die Steueranklage hinaus in weitere Betrugsgeschäfte verstrickt sein. Auch dort soll sich der Schaden auf mehrere Millionen Euro belaufen. Zeitgleich zu den Festnahmen fanden offenbar Durchsuchungen in den Wohnungen und Geschäftsräumen der Angeklagten statt.

Im Prozess, dessen Anklageverlesung wegen der Festnahmen zunächst auf Donnerstag vertagt wurde, geht es um Umsatzsteuerbetrug bei Geschäften mit Druckerpatronen und Computerzubehör. Angeklagt sind neben dem Bruderpaar fünf weiter Männer aus Unna, Bochum, Gelsenkirchen und Bocholt. Im Raum steht ein Steuerschaden von rund 46 Millionen Euro.

Kommunen waren Kunden

Die Geschäfte sollen vor allem über zwei Firmen aus Recklinghausen abgewickelt worden sein. Zu den Abnehmern gehörten auch Kommunen. "Die öffentliche Hand war Kunde, weil sie verpflichtet ist, den jeweils günstigsten Anbieter zu nehmen", sagte ein Gerichtssprecher. Zur Umgehung der Umsatzsteuer sollen die Angeklagten vorgetäuscht haben, in Belgien gekaufte Ware nicht in Deutschland, sondern in andere EU-Staaten weiterverkauft zu haben. Geprüft wird nun, ob das Verfahren gegen die festgenommenen Brüder abgetrennt und separat fortgeführt wird.

(NGZ)
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