Kaarst Mehr als nur ein Löschfahrzeug

Kaarst · 480.000 Euro hat der neue Feuerwehrwagen vom Typ HLF 20/16 gekostet. Ein zweites, baugleiches Fahrzeug für die Feuerwache in Büttgen ist bereits bestellt. Die NGZ erklärt, was alles drin ist im Kaarster "Superfahrzeug" und weshalb.

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Foto: KLXM (Grafik)

Zwölf Wasserflächen, darunter der kleine und der große Kaarster See, drei stark befahrene Autobahnen in unmittelbarer Nähe (A 52, A 57 und A 44), doppelter Schienenanschluss (Regiobahn und S-Bahn) plus eine kompakte räumliche Struktur machen unterm Strich einen Preis von 480 000 Euro – vereinfacht gesagt. So viel jedenfalls hat die Stadt Ende vergangenen Jahres für ein erstes Feuerwehrlöschfahrzeug vom Typ HLF 20/16 bezahlt.

Der Wagen mit dem 16-Tonnen-Fahrgestell steht in der Kaarster Feuwerwache. Der Bau eines zweiten, baugleichen Modells für die Büttgener Wache wurde Mitte Dezember in Auftrag gegeben. Weil das Bundeskartellamt gegen die Herstellerfirma Ziegler ein Millionenbußgeld wegen illegaler Preis- und Quotenabsprachen verhängt hat, stehen die beiden Käufe jetzt wieder im Blickpunkt der Politik. Warum zum Beispiel hat die Stadt Grevenbroich im Jahr 2008 nur 320.000 Euro für ein HLF 20/16 bezahlt? Die NGZ erklärt, was alles drin ist im Kaarster "Superfahrzeug" und weshalb. "Über die Ausstattung", sagt Feuerwehrchef Herbert Palmen, "erklärt sich der Preis."

Ausgangssituation Circa 20 Jahre ist ein herkömmliches Feuerwehrlöschfahrzeug einsetzbar. Danach muss ein Neues her, weil sich Gefahrenlagen und Technik ständig verändern. "Früher zum Beispiel", sagt Palmen, "haben wir mit einem Schweißbrenner gearbeitet, heute gibt es Plasmaschneider." Im Brandschutzbedarfsplan der Stadt ist ein Fahrzeugkonzept enthalten, das jede erdenkliche Einsatzsituation im Stadtgebiet für mindestens 20 Minuten abdecken soll. So lange braucht es notfalls, um Unterstützung aus Nachbarkommunen anzufordern.

Planung Gerätewart Christoph Johnen hat den Beladeplan für die neuen Löschfahrzeuge gemeinsam mit der Firma Ziegler entwickelt. Weil die Kaarster Feuerwehr – abgesehen von sechs hauptamtlichen – ausschließlich ehrenamtliche Mitarbeiter an zwei Standorten hat, gab es tagsüber oft Probleme, mehrere Großfahrzeuge eines Löschzugs schnell an den Einsatzort zu bringen. "Was fehlte", sagt Johnen, "waren Kollegen mit LKW-Führerschein. Andere Feuerwehren können von jedem Standort aus ein Spezialfahrzeug schicken – wir nicht." Jetzt ist die komplette "Erstausstattung", die ursprünglich auf mehrere Fahrzeuge verteilt war, also in einem einzigen untergebracht. "Das", sagt Palmen, "spart Zeit, Personal, Fahrzeuge und am Ende auch Geld."

Ausstattung Seen, Hochhäuser, Gewerbebetriebe und Autobahnen: Das Gefahrenpotential in Kaarst ist groß, jedenfalls aus Sicht der Feuerwehr. "Deshalb", sagt Johnen, "reicht ein HLF mit 14-Tonnen-Fahrgestell und Standardbeladung für uns nicht aus." Beispiel: Löschwasser. Weil Kaarst von Autobahnen umgeben ist und die Materialien in neuen Autos schwerer zu löschen sind, muss die Feuerwehr mehr Wasser mitnehmen. Statt 1600 Liter hat das neue Kaarster HLF deshalb auch 2000 Liter Löschwasser an Bord. Ein Lichtmast am Heck, eine LKW-Rettungsplattform, ein hydraulischer Hebesatz für die Regiobahn und ein Modul für den Einsatz bei atomaren, biologischen oder chemischen Gefahren gehören jetzt genauso zur Kaarster "Sonderausstattung" wie eine Eis- und Wasserrettungsausrüstung. "Auslöser für die Aufnahme letzterer in die Beladeliste", sagt Palmen, "war der Eisunfall am Reuschenberger See."

(NGZ)
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