Marwine Neumayer studierte bei Professor Sackenheim Mehr als nur die "Buchhalter-Nase" zeichnen

Marwine Neumayer studierte bei Professor Sackenheim · Es war einmal eine Großhandelskauffrau, die mehr zeichnen wollte als nur die "Buchhalter-Nase": Marwine Neumayer vollzog einen radikalen Wechsel, besuchte nach der Berufsausbildung die Düsseldorfer Kunstakademie. Später kamen ihr beide Fähigkeiten zu Gute: Die seit 1974 in Kaarst lebende Künstlerin ist keine chaotische Kreative, sondern kann auch organisieren, mit dem Computer umgehen, anderen ihr Wissen vermitteln.

Ihre künstlerische Freiheit lässt sie sich nicht nehmen. Abstrakten Arbeiten folgt immer wieder Gegenständliches. "Geboren in Neuss" ist in ihrer Vita zu lesen. Nur in welchem Jahr, das soll ein Geheimnis bleiben. Als kleiner Anhaltspunkt steht fest: Das älteste ihrer drei Kinder ist inzwischen 39 Jahre alt. Noch während ihrer Ausbildung zur Großhandelskauffrau nahm Marwine Neumayer Privatunterricht bei Erwin Eichbaum. "Er hat mich darin bestärkt, meinen Beruf aufzugeben und an die Düsseldorfer Kunstakademie zu gehen", so die Künstlerin, die seit 1974 am Regensburger Weg zu Hause ist.

In Düsseldorf studierte sie bei Professor Rolf Sackenheim, außerdem besuchte sie die Europäische Akademie für Bildende Kunst in Trier. Marwine Neumayer hat ihre vielfältigen Talente stets eingesetzt: So war sie lange Jahre bei der "Arbeitsgemeinschaft Düsseldorfer Künstlervereinigungen" für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig, in den 80er Jahren arbeitete sie am Düsseldorfer Schauspielhaus, unter anderem als PR-Frau. "Das Organisieren liegt mir sehr", lautet ein Bekenntnis von Marwine Neumayer - gar nicht so typisch für eine Künstlernatur, der man ja bekanntlich einen Hang zum Ungeordneten nachsagt. Vor Jahren organisierte Marwine Neumayer zwei große Kunstversteigerungen - eine zu Gunsten von "amnesty international", die andere für den Behinderten-Kindergarten in Holzbüttgen.

"Ich kann mich gut von Aufgaben wieder lösen", so die Künstlerin, die sich immer wieder gern Neuem zuwendet. Was geblieben ist, ist die Freude daran, anderen Malunterricht zu erteilen. Im vergangenen Jahr stellten ihre Schüler in der Galerie des Rathauses und im Tuppenhof aus - einige, wie zum Beispiel Petra Missal, hatten sogar Einzelausstellungen. Marwine Neumayer unterrichtet ausschließlich Fortgeschrittene. Mit ihren Schülern hat sie auch schon mal eine Malreise nach Mallorca unternommen. Zu ihren Hobbys gehören Philosophie und Psychologie - und Marwine Neumayer betätigt sich hin und wieder in ihrem stillen Kämmerlein schriftstellerisch.

Gut möglich, dass irgendwann einmal ein Band mit Gedichten, Kurzgeschichten und Illustrationen von ihr erscheint. Die Künstlerin, die in ihrer Freizeit gern Fahrrad fährt, ist bereits im dritten Jahr Sprecherin der Kaarster Künstler - eine Aufgabe, die sie sich mit Werner Scheter teilt. Als Mitglied des Künstlervereins "Malkasten" hat sie in Kaarst an mehreren Stellen ihre "Spuren" hinterlassen: Da ist beispielsweise ihre Stadtmitte-Skulptur mit dem treffenden Namen "Zusammen-wachsen". Im Vinzenz-Haus gestaltete sie die Tür zum "Abschiedszimmer". Dieses Werk, geprägt von zum Licht strebenden Blättern, nannte sie schlicht "Hoffnung". Erst vor kurzem wurde im Empfangszimmer des Marienheim Hospizes ein Bild von ihr aufgehängt. Sein Titel: "Trost".

Es ist die sehr abstrakte Symbiose zweier Körper, die zu einer Einheit verschmolzen zu sein scheinen und symbolisieren, dass man nicht allein ist. Marwine Neumayer malt überhaupt sehr gern Menschen. "Spektakuläre Dinge" reizen sie weniger, viel lieber rückt sie Alltägliches ins Bewusstsein der Betrachter ihrer Arbeiten. Und sie ist nicht zu stolz, auch Auftragsarbeiten anzunehmen: Wer ein gelungenes Porträt sucht, ist bei ihr an der richtigen Adresse. Ihre Vielseitigkeit ist so etwas wie ihr Markenzeichen. Da gibt es keine Entwicklung vom Gegenständlichen hin zum Abstrakten - Marwine Neumayer hat zwar derzeit eine recht abstrakte Phase, das kann sich aber schnell ändern. Im künstlerischen Schaffensprozess hat der Computer, mit dem sie sich bestens auskennt, nichts zu suchen. Aber über ihre Homepage stellt sie sich und ihre Bilder vor unter www.virtuelle-galerie.de/marwine-neumayer. barni

(NGZ)
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